Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
Shaíria nie mehr die Sonne aufgehen. Dark City wird für immer dunkel bleiben. Die Mission ist gescheitert, bevor sie überhaupt begonnen hat.»
«Das ist nicht fair», grollte Katara und verschränkte die Arme. «Ihr verlangt zu viel von uns. Eindeutig zu viel.»
«Isabella hat ihr Leben geopfert, damit die Prophezeiung in Erfüllung geht. Sie hat an Euch geglaubt, Katara. Ihr wart bei ihr. Ihr wisst, wovon ich spreche.»
Katara senkte den Kopf und biss sich auf die Lippen. Sie spürte ihren Herzschlag bis in die kleinste Zehe. Sie wusste, dass sie sich entscheiden musste, hier und jetzt. Sie spürte, dass eine große Aufgabe auf sie wartete. Doch die Vorstellung, sich dabei gegen ihren eigenen Vater stellen zu müssen und gegen alles, woran sie bisher geglaubt hatte, verwirrte sie. Ist dies tatsächlich der richtige Weg?, fragte sie sich. Bin ich im Begriff, den größten Fehler meines Lebens zu begehen? Was ist, wenn alles eine Lüge ist? … Und wenn nicht?
«Ich zwinge euch nicht, keinen von euch», sagte die Alte und sah jeden von ihnen an. «Jeder Mensch will etwas Großartiges aus seinem Leben machen. Aber nur wenige sind bereit, den Preis dafür zu bezahlen. Und je größer die Berufung, desto größer der Preis. Ich weiß, ich verlange viel von euch. Ich verlange, dass ihr euer Leben, wie ihr es bis vor wenigen Stunden gekannt habt, aufgebt und es gegen ein Leben voller Ungewissheit und Gefahren eintauscht. Aber eines kann ich euch versprechen: Alles, was ihr um der Prophezeiung willen erdulden werdet, ist nichts im Vergleich zu dem triumphalen Tag, wenn die Prophezeiung ihre letzte Erfüllung erlangt.»
Ephrion, Miro, Aliyah und Katara hörten dem Mütterchen gebannt zu. Katara blieb stehen und grübelte mit gerunzelter Stirn vor sich hin. Sie fühlte sich innerlich hin und her gerissen und wusste einfach nicht, was sie von alledem halten sollte. Schließlich sah sie die Prophetin direkt an.
«Selbst wenn ich es wollte, es ist nicht zu schaffen. Aus Drakars Burgverliesen ist noch nie jemand entkommen. Noch nie, versteht Ihr?»
«Das kann ich bestätigen», mischte sich Miro großspurig ein. «Drakars Kerker gilt als das sicherste Gefängnis Dark Citys. Die Gitter der Zellen sind aus einem hochwertigen Spezialmetall angefertigt, die selbst dem Gewicht eines hinunterstürzenden Felsens von mehreren Tonnen standhalten würden. Hab ich in einem Buch gelesen.»
«Ganz zu schweigen von den vielen Wachen und Zwischentüren, die selbstverständlich alle verschlossen sind», ergänzte Katara. «Und woher sollen wir wissen, welcher Gefangene es ist? Der Kerker ist ein Irrgarten von Gängen und Zellen. Wir wüssten nicht mal, wo wir mit dem Suchen beginnen sollten.»
«Joash sitzt in Zelle dreiundvierzig», sagte die Alte.
«Trotzdem. Das klappt nie und nimmer», murmelte Katara kopfschüttelnd. «Wir gehen besser alle nach Hause und vergessen das Ganze.»
«Wenn Ihr Euch der Aufgabe nicht stellt, werdet Ihr vielleicht bald kein Zuhause mehr haben», erklärte das Mütterchen. «Und bis die Prophezeiung nicht erfüllt ist, dürft Ihr wohl nicht nach Hause zurückkehren. Es wäre unser aller Untergang.»
«Wir sterben so oder so. Ihr schickt uns in den sicheren Tod, das ist Euch hoffentlich bewusst.»
«Glaubt mir, Katara. Wenn es einen anderen Weg gäbe, würde ich es Euch sagen», antwortete die Alte. «Es kommt, wie es kommen muss.»
«Wir Ihr meint», sagte Katara entschieden, «dann wollen wir mal aufbrechen.»
«Äh … kurze Zwischenfrage», meldete sich nun Ephrion zu Wort, «wie sieht es eigentlich mit der Verpflegung aus? Ich denke, so ganz ohne Proviant sollten wir nicht aufbrechen, finde ich. Ich möchte nicht auf halber Strecke tot umfallen vor Hunger.»
«Wenn du sterben wirst, dann bestimmt nicht vor Hunger», bemerkte Katara sarkastisch. «So viel kann ich dir garantieren.»
«Trotzdem, ich meine, so ein paar Schokolade-Zimt-Kekse für zwischendurch wären schon ganz nett.»
Das Mütterchen gab Anovan einen Wink, worauf dieser in der Vorratskammer verschwand.
«Anovan wird euch Brotfladen und etwas Trockenfleisch einpacken. Das sollte fürs Erste genügen. Shonovan und Liovan werden euch mit der Kutsche bis zum Toten Fluss fahren. Von dort aus müsst ihr alleine weitergehen. Ihr überquert eine Hängebrücke und folgt einem Pfad in Richtung Nordosten. In weniger als einer Stunde erreicht ihr den Fuß des Atha-Gebirges. Wenn ihr durstig seid, trinkt auf keinen Fall Wasser aus einem
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