Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
rappelte sich auf und betrachtete voller Bestürzung seine Kleidung. Sein Hemd wies einen langen Riss auf. Sein Jackett aus schwarzem Baumwollsamt sah aus, als hätte ein Elefant darauf herumgetrampelt. «Mein schönster Anzug ist ruiniert! Habt ihr eine Ahnung, wie viel der gekostet hat? Und seht euch bloß mein weißes Satin-Hemd an!»
«Welches weiße Hemd?», grinste Ephrion.
«Das ist nicht witzig, Dicker», keifte Miro wütend. «Das ist überhaupt nicht witzig. Das sind Edelklamotten, ja? Die haben meinen Vater ein kleines Vermögen gekostet. Außerdem stand ich heute Morgen eine geschlagene Stunde vor dem Spiegel, um mein Haar zu stylen. Und jetzt? Ich sehe furchtbar aus!»
«Ich glaube nicht, dass es irgendeine Rolle spielt, wie du zurzeit aussiehst», bemerkte Katara trocken. «Und wer hat doch vorhin zu Aliyah gesagt, sie sollte nicht jammern, wenn sie über einen Stein stolpert? Genau. Daher heb gefälligst deinen Hintern hoch und klettere weiter. Sonst kommen wir heute nicht mehr diesen Hügel hinauf.»
«Phh. Von einem Mädchen werde ich mir bestimmt nicht vorschreiben lassen, was ich zu tun habe», grollte Miro, nur um nicht zugeben zu müssen, dass er einen Fehler gemacht hatte, Aliyah so herablassend zu behandeln. Er suchte mit der rechten Hand nach einem Stein in Griffnähe und zog sich daran ein Stück hoch. Ephrion und Katara folgten ihm. Das kräftezehrende Kraxeln ging weiter.
Nach einer knappen Stunde erreichten die fünf eine Anhöhe, die mit eigenartig geformten Moosbüscheln übersät war. Der Wind war stärker und bedeutend kühler geworden. Trotz des Nebels war die Sicht, die sich ihnen bot, beeindruckend. Sie befanden sich in einem Kessel, der auf drei Seiten von spitzen Felsen eingeschlossen war. An einigen Stellen sah das gezackte Gestein aus wie ein überdimensionales Feld aus Haifischzähnen, an anderen Stellen gab es senkrechte Felswände oder gespenstisch geformte Gebilde, die wie versteinerte Riesen aus den steilen Hängen hervorragten. Die imposanten Bergketten waren so hoch, dass man den Eindruck hatte, sie müssten den Himmel berühren. Und so weit das Auge reichte, gab es nichts als graue Felsen, kantig und messerscharf und alles andere als einladend für eine Besteigung. Es war ein majestätischer und zugleich erdrückender Anblick.
«Das Atha-Gebirge», murmelte Katara fasziniert.
«Sind wir schon da?», fragte Aliyah.
«Kurze Zwischenfrage», keuchte Ephrion mit erhobenem Zeigefinger. «Wäre es im Bereich des Möglichen, eine kurze Pause einzulegen? Ich falle gleich auf der Stelle tot um.»
«Pause klingt gut», nickte Miro heftig atmend und fuhr sich durch sein feuerrotes Haar. «Ich bin auch für eine Pause.»
Sie ließen sich erschöpft auf dem feuchten Boden nieder und verschnauften erst einmal eine Runde. Nayati war der Einzige, dem der Aufstieg offensichtlich keine Mühe bereitet hatte. Seine blauen Augen leuchteten abenteuerlustig wie zuvor, und sein schneeweißes Fell hatte kaum einen Dreckspritzer abgekriegt.
Sie tranken ein paar Schlucke aus den Wasserschläuchen und genehmigten sich jeder einen Schokoladenkeks. Miro begutachtete erneut voller Wehmut seine teure Kleidung und konnte sich nicht damit abfinden, in welch erbärmlichem Zustand sie sich jetzt befand. Und sein Haar hing ihm in Strähnen in die Stirn.
«Mach dir nichts draus», versuchte ihn Ephrion zu trösten. «Jetzt sehen wir wenigstens alle gleich aus: nass und schmutzig, fast wie nach einer Schlammschlacht. Hast du eigentlich schon mal an einer Schlammschlacht teilgenommen? Das ist das Größte überhaupt.»
«Schlammschlachten? An so was kann man tatsächlich Gefallen finden?», gab Miro mit gerümpfter Nase herablassend zurück. «Du bist es vielleicht gewohnt, dich wie ein Schwein im Dreck zu wälzen, Dicker. Ich komme aus einem noblen Haus. Meine Freizeitbeschäftigung besteht aus organisierten Partys. Gute Musik, hübsche Mädchen, Cocktails, ein Buffet voller leckerer Speisen, gebratene Kartoffeln, das beste gegrillte Fleisch, Tomaten, Paprika, Früchte …»
Ephrion lief das Wasser im Mund zusammen. «Klingt ja verlockend. Lädst du mich mal zu einer deiner Partys ein?»
Miro grinste. «Ich verkehre nicht mit dem gemeinen Pöbel. Die stinken und haben Läuse.»
«Es reicht», mischte sich Katara ein. «Wenn du dich für etwas Besseres hältst, dann kehr doch zu deinen Schickimicki-Freunden zurück. Ich komme auch aus einem noblen Haus, aber wenigstens hat mir mein Vater
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