Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
zurechtfindet, dann bin ich es. Und zwar immer. Vergiss das bitte nicht.»
«Na schön, dann kommst du eben mit», willigte Miro ein. «Aber dein Wolf bleibt draußen.»
«Warum?»
«Die Hexe oder Prophetin – oder wer auch immer sie sein mag – sagte uns, wir sollten leise sein. Und wenn dein Wolf da drinnen plötzlich loszuheulen beginnt, wäre das wohl nicht sehr geschickt.»
«Nayati ist ein kluger Wolf. Wenn ich ihm sage, er soll leise sein, dann tut er das auch», wandte Aliyah ein.
Ephrion räusperte sich.
«Also … also, wenn ich auch mal was sagen darf: Ich stelle mich freiwillig zur Verfügung, um mit Nayati draußen zu bleiben. Da drin wimmelt es bestimmt von Fledermäusen und Spinnen und all so was. Und … um ehrlich zu sein, bin ich im Moment nicht sehr scharf darauf, auf Höhlentour zu gehen. Und außerdem …» Er überlegte kurz, um noch ein weiteres Argument zu finden, «außerdem könnte ich auf eure Taschen aufpassen, damit ihr sie nicht mit in die Höhle nehmen müsst.»
«Alles nur Ausreden.» Miro grinste abschätzig. «Du hast doch einfach nur die Hosen voll, gib’s zu.»
«Miro, lass ihn doch», mischte sich Katara ein. «Ephrion wäre beinahe abgestürzt. Es ist verständlich, wenn er sich davon erst einmal erholen muss. Wir finden das Schwert auch zu dritt.»
Miro zog den Mund schief. Er war es nicht gewohnt, sich von einem Mädchen vorschreiben zu lassen, was zu tun war. Aber im Moment war es wohl besser, sich zu fügen.
«Meinetwegen. Dann bleib eben hier, Dicker. Du kannst ja Schmetterlinge heilen, wenn dir langweilig wird.»
«Sehr witzig», murmelte Ephrion gekränkt. Als hätte Nayati das gesamte Gespräch verstanden, trottete er zu Ephrion, ließ sich neben ihm nieder und sah ihn mit seinen eisblauen Augen treuherzig an. Ephrion krallte sich mit den Händen an seinem Fell fest und fühlte sich durch die Nähe des Wolfes sicherer.
«Dann wollen wir mal», sagte Katara, legte ihre Tasche mit dem Proviant und auch den Wasserschlauch ab und schritt mutig und abenteuerlustig zum Höhleneingang. «Mir nach!»
Auch Miro und Aliyah ließen ihr Gepäck bei Ephrion und folgten Katara eilends. Sie kletterten über ein paar hüfthohe Steine, die wie eine Reihe stumpfer Zähne vor dem Eingang lagen, und begaben sich dann aufrechten Ganges in die Grolchenhöhle rein.
Die Eingangshalle glich dem offenen Rachen eines steinernen Ungeheuers und war in ein rötliches Dämmerlicht getaucht. Bizarr geformte Felsen hingen von der Decke. Der Boden war einigermaßen eben und glich dem Rücken einer rauen Zunge. Dicht beim Eingang waren die Wände und sogar die drei Armspannen hohe Decke mit Moosen und Farnen bedeckt. Weiter hinten verengte sich die Höhle, und der Felsen wurde kahl und trocken. Es war kalt, dunkel und geheimnisvoll.
«Bleibt dicht hinter mir», sagte Katara. «Miro, halte dich an meinem Mantel fest, damit ich dich besser führen kann. Aliyah, vielleicht hältst du dich an Miros Gürtel fest.»
«Ich komme schon zurecht, danke», sagte Aliyah.
«Hast du Berührungsängste?», fragte Miro.
«Nein, aber ich verlasse mich lieber auf meine Echo-Technik.»
«Echo-Technik? Sag bloß, du orientierst dich genauso, wie die Fledermäuse es tun?!»
«Nur wenn Nayati nicht bei mir ist.»
«Ich habe noch nie gehört, dass ein Mensch zu so etwas in der Lage ist», meinte Miro skeptisch. «Wie machst du das?»
«Ganz einfach», erklärte Aliyah. «Ich schnalze mit der Zunge und sende dadurch Signale aus. Mein Gehirn wandelt dann die Reflexion des Schalls in Bilder um. So kann ich Distanzen schätzen und Hindernisse erkennen.» Sie schnalzte mit der Zunge und lächelte. «Miro, pass auf, dass du nicht den Kopf an den spitzen Felsen vor dir stößt.» Erst jetzt bemerkte Miro eine zapfenförmige Felsformation, die sich, genau wie das Mädchen es gesagt hatte, unmittelbar vor seinem Kopf befand.
«Oh», murmelte der schlanke Junge. «Dein System scheint ja tatsächlich zu funktionieren.»
«Seid jetzt still und lasst uns weitergehen», sagte Katara. «Wir müssen die Mitte der Höhle finden.»
Sie verließen die große Eingangshalle und folgten dem Lauf der Höhle weiter nach hinten. Ein Luftzug schlug ihnen aus der Tiefe des Berges entgegen wie der Atem eines schlummernden Riesen, nur eisig kalt. Miros Schritte wurden zaghafter. Das diffuse Licht von draußen war einer pechschwarzen Nacht gewichen. Als Miro die eigene Hand nicht mehr vor den Augen erkennen konnte, wurde ihm erst
Weitere Kostenlose Bücher