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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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ihm den Kopf in den Schoß. Ephrion kraulte ihn hinter den Ohren. «Mir wird jetzt schon schlecht, wenn ich daran denke, dass wir hier wieder irgendwie runterkommen müssen. Am besten versuche ich einfach, an etwas anderes zu denken.» Er betrachtete die Ledertaschen, die neben ihm auf dem Felsen lagen, und musste an den Proviant denken, den ihnen das Mütterchen mitgegeben hatte. Sein Magen begann wie auf Kommando zu knurren.
    «Meinst du, wir sollten uns etwas Trockenfleisch genehmigen?» Nayati hob augenblicklich den Kopf und hechelte freudig. «Du findest es also auch eine gute Idee?» Der Wolf kläffte zweimal, als wäre er hundertprozentig mit Ephrion einverstanden.
    «Dann sind wir uns ja einig. Ich meine, nach einem solchen Aufstieg braucht man einfach eine Stärkung, findest du nicht auch?» Nayati bestätigte jede seiner Aussagen mit eindeutigem Kläffen.
    «Die andern werden bestimmt nichts dagegen haben», rechtfertigte Ephrion sich selbst, um sein Gewissen zu beruhigen. Er zog Miros Tasche zu sich her, in der das Trockenfleisch verstaut war. «Ist ja genug für alle da. Außerdem nehmen wir nur ein klitzekleines Stück, nur gegen den ärgsten Hunger.»
    Der Wolf kläffte freudig und schaute erwartungsvoll auf die Tasche. Ephrion fischte das Stoffbündel heraus, in dem die Trockenfleisch-Streifen eingewickelt waren, schnürte es auf und ein herrlich salziger Duft stieg ihm in die Nase und ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Mit einem Klappmesser, das er in Kataras Tasche fand, schnitt Ephrion ein Stück von einem großen Streifen ab und warf es Nayati zu. Der Wolf fing es geschickt auf, schlang das Fleisch mit einem einzigen Bissen hinunter und sah den dicken Jungen bettelnd an, um noch mehr zu bekommen.
    «Also gut, noch ein kleines Stück», sagte Ephrion und säbelte an dem harten Streifen herum, «aber dann ist Schluss.» Dann schnitt er sich selbst ein Stück ab und kaute geduldig. Das getrocknete Fleisch war zäh wie Leder, doch Ephrion hatte nach dem langen Aufstieg einen Heißhunger und war froh, endlich etwas zwischen die Zähne zu kriegen.
    «Wenn es bei uns zu Hause Trockenfleisch gibt», erzählte er zwischen zwei Kaubewegungen, «ist das Fleisch immer so hart wie eine Schuhsohle und schmeckt nach überhaupt nichts. Was meinst du, soll ich mir noch ein Stück genehmigen?»
    Nayati bellte überzeugt. Natürlich blieb es nicht bei dem einen Stück, und im Nu war ein Drittel des Trockenfleisches verschwunden. Gerade hatte Ephrion den Rest wieder in Miros Tasche verstaut, als Nayati plötzlich die Ohren spitzte und seltsam zu winseln begann.
    «Was ist los, Nayati? Etwas nicht in Ordnung?»
    Der Wolf sprang auf und trabte zum Rand der Höhle. Dort lief er unruhig hin und her wie ein Tiger in einem Käfig, ohne jedoch in die Höhle hineinzugehen. Zwischendurch blieb er stehen, starrte winselnd in die Dunkelheit hinein und setzte dann die merkwürdige Zeremonie fort.
    «Nayati?» Der Wolf drehte ihm den Kopf zu, und auf einmal jaulte er auf, als hätte ihn jemand mit der Peitsche geschlagen. Er drehte sich mehrmals im Kreis und wand sich schließlich in eigenartigen Zuckungen am Boden. Er knurrte, jaulte und winselte, dass es Ephrion angst und bange wurde. Das bislang so edle Tier verhielt sich auf einmal wie ein tollwütiger Hund und schien völlig außer Kontrolle zu sein. Er rollte die Augen, die Nackenhaare waren aufgestellt, und Schaum klebte an seinen Lefzen. Aus sicherem Abstand beobachtete Ephrion das seltsame Verhalten des Wolfes. Es war, als würde Nayati einen Alptraum durchleben. Es war, als würde er gegen etwas ankämpfen, das man nicht sehen konnte und das dennoch existierte. Es war, als würde er eine Gefahr wittern.
    Etwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu, dachte Ephrion mit pochendem Herzen. Und je länger das Schauspiel andauerte, desto größer wurde seine Angst. Da war etwas. Und was auch immer es war, es war nichts Gutes.

    «Du hast bestimmt nur Angst, genau wie Ephrion. Ist es nicht so?», meinte Miro.
    Aliyah verneinte. Sie fasste Miros Arm, und er spürte, wie ihr ganzer Körper vibrierte.
    «Ist dir nicht gut?», fragte der Junge. «Willst du dich einen Augenblick hinsetzen?»
    «Wir sind in Gefahr», flüsterte Aliyah entsetzt. «Etwas wird geschehen.»
    «Was wird geschehen?», fragte Katara.
    «Ich weiß es nicht. Etwas … etwas Grauenvolles.» Das Mädchen begann auf einmal zu wimmern und taumelte, als würde es ohnmächtig werden. Katara und Miro

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