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Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)

Titel: Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damaris Kofmehl , Demetri Betts
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haben wir nicht», bestätigte Katara und strich sich ihr Zöpfchen aus dem Gesicht. «Ihr seid doch alle schwindelfrei, hoffe ich?»
    Ephrion schluckte trocken. «Wieso? Wie tief geht die Spalte?»
    «Tief genug, dass ich niemandem wünsche, hineinzufallen», sagte Katara nur.
    «Sehr beruhigend», murmelte Ephrion vor sich hin. «Ungemein beruhigend.»
    Es stellte sich heraus, dass Kataras Beschreibung nicht übertrieben war. Gleich hinter dem nächsten Felsen tat sich vor ihnen ein Abgrund auf, der einem wahren Höllenschlund glich. Wie ein mächtiger schwarzer Blitz zog sich der Spalt von oben nach unten durch die Felswand und hatte sogar den Boden mehrere Armspannen breit auseinandergerissen. Der Riss verlor sich in der Horizontalen irgendwo in der weiten Ebene und in der Vertikalen in einer bodenlosen Tiefe. Es sah aus, als hätte jemand mit einem Beil den gesamten Berg wie ein Holzscheit der Länge nach durchgespalten. Und irgendwie wurden die Jugendlichen den Verdacht nicht los, dass vielleicht sogar dieses schwere Unwetter für die Spaltung des Felsens mitverantwortlich war.
    Der Anblick der Spalte war gigantisch, sowohl nach oben wie auch nach unten. Miro nahm einen Stein und warf ihn in den Schlund. Sie hörten, wie er gegen einige Hindernisse prallte, doch sie hörten nicht, wie er am Boden aufschlug.
    «Ziemlich tief», murmelte Miro, und um seine eigene Angst zu verbergen, fügte er hinzu: «Nichts für schwache Nerven. Vielleicht wäre es besser, Aliyah würde zurückbleiben. Ich meine, sie ist blind.»
    «Ich dachte, wir hätten das mit der Blindheit geklärt», gab Aliyah zurück. «Ich schaffe das schon.»
    Ephrion knabberte indessen nervös an seinen Fingernägeln. Seine Stimme wurde hastig und stockend. «Und ihr seid sicher, dass dies der einzige Weg nach oben ist? Da seid ihr euch ganz sicher, ja? Ich meine … ich meine, vielleicht gibt es ja doch noch eine andere Möglichkeit, irgendwie …»
    Katara klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. «Ich werde persönlich dafür sorgen, dass du da hochkommst, Ephrion. Vertrau mir. Im Klettern bin ich gut.»
    Ephrion lächelte unsicher. «Also, wenn es nicht unbedingt sein muss, bleibe ich lieber hier unten. Der Aufstieg hierher ins Atha-Gebirge war ja schon anstrengend. Aber so steil nach oben? Mit dieser furchtbaren Spalte, die was weiß ich wie tief in die Erde geht? Ich habe keine Lust, da hineinzufallen, ganz ehrlich nicht. Außerdem habe ich Höhenangst. Und überhaupt, ihr schafft das auch ohne mich.»
    «Wir sind ein Team», sagte Katara. «Du kommst mit.»
    «Aber vielleicht …»
    «Memme», grinste Miro kaum hörbar. Aber Katara hatte es gehört und warf ihm einen bösen Blick zu.
    «Gehen wir», befahl sie. «Je länger wir hier herumtrödeln, desto weniger Zeit bleibt uns. Los!»
    Und so begannen sie zu klettern, von einem Felsen zum nächsten, von einer Steinplatte zur andern, immer wieder Lücken zwischen den Felsen überspringend. Nayati ging an der Spitze, gefolgt von Katara. Dann kamen Aliyah und Miro und zum Schluss Ephrion. Sie redeten nicht viel. Das Klettern und Springen forderte höchste Konzentration. Ephrion war der Einzige, der alle zehn Sekunden ein «Oje!» und «Bei Shaíria!» und «Wie weit ist es noch?» von sich gab, bis Katara ihn hart zurechtwies, er solle endlich schweigen und gefälligst nicht mehr nach unten schauen.
    Der Regen peitschte wieder über die Berge und machte die Felsbrocken zeitweise ziemlich glitschig. Nayati setzte vorsichtig eine Pfote vor die andere, immer wieder einen prüfenden Blick zurückwerfend, ob die Teenager ihm zu folgen vermochten. Katara klammerte sich wie eine Eidechse mit ihren Fingern an den Felsen und fand selbst in den kleinsten Ritzen Halt. Es war absolut erstaunlich, wie sicher sie sich vorwärts bewegte und dabei immer eine Hand frei hatte, um alle andern zu stützen und auf den nächsten Felsbrocken zu ziehen. Sämtliche ihrer Muskeln waren angespannt, und in ihren Augen flackerte ein zäher Wille. Keine Spur von Furcht oder Bedenken. Ihre Souveränität verlieh den Jugendlichen Sicherheit und Ruhe.
    Ohne Katara hätten sie den gefährlichen Aufstieg in dem Spalt nie in Angriff genommen, geschweige denn geschafft. Immer höher und höher kletterten sie, ohne sich auch nur eine Pause zu gönnen, immer nur wenige Fingerbreit von dem Furcht erregenden Abgrund entfernt. Die scharfen Kanten der Felsen schnitten ihnen die Hände auf. Doch sie kümmerten sich nicht darum und hielten

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