Dark City - Das Buch der Prophetie (German Edition)
der Prophetie? Wer hat es?»
«Ich weiß es nicht, Eure Hoheit!», stammelte die Frau schwach, ihren erloschenen Blick auf einen Flecken auf dem steinernen Boden gerichtet.
Drakar lächelte. «Seid nicht albern, Hexe. Ihr habt Eure Leute schon einmal verraten, als Ihr mir geholfen habt, Isabella zu finden. Ihr werdet mir auch helfen, das Buch zu finden. Denkt an Eure Familie. Noch ist sie am Leben. Aber ein Wort von mir genügt, und ich werde jedem Einzelnen die Kehle durchschneiden – begonnen mit eurem Jüngsten. Wie war sein Name doch gleich?»
Soraljas Atem wurde heftig. Ihre zarten Hände verkrampften sich zu zitternden Fäusten. Schweiß rann ihr über die fiebrige Stirn.
«Tut meiner Familie nichts an, ich bitte Euch, Eure Hoheit. Ich habe Euch alles gesagt, was ich weiß.»
«Ihr seid eine schlechte Lügnerin», knurrte Drakar. «Wir beide wissen, dass es noch tiefere Geheimnisse gibt, die Ihr mir verschwiegen habt. Ihr wisst mehr über die Prophezeiung. Ich glaube, Ihr wisst eine ganze Menge.»
Sie richtete ihre Augen auf den Boden und schluckte. Drakar hob ihr Kinn hoch und zwang sie, ihn anzusehen. Er war so dicht an ihrem Gesicht, dass sie seinen Atem spüren und seine kleinen, stechenden Augen sehen konnte, die ausdrückten, dass er zu allem entschlossen war. Seine Stimme war leise, aber unmissverständlich:
«Ich glaube, es ist Euch nicht bewusst, wie ernst es mir ist. Ich brauche nur einmal mit den Fingern zu schnipsen, und Eure Familie stirbt. Wollt Ihr wirklich schuld am Tod Eures Ehegatten sein – und an dem Eurer Kinder? Ist das Euer Lebenstraum?»
Für einen kurzen Moment flammte ein geheimnisvolles Licht in ihren erloschenen Augen auf.
«Er … er wird … zurückkommen», hauchte sie, und ein Lachen stieg aus ihrer Kehle.
Drakar schrie auf, als hätte ihn jemand mit der Peitsche geschlagen. Er packte die Frau am Hals, und seine Zähne knirschten, als er sie anfauchte: «Nie wieder werdet Ihr davon sprechen! Nie wieder! Habt Ihr mich verstanden?»
Er schüttelte sie wie eine Puppe, und sein Griff war so stark, dass Soralja rot anlief und keine Luft mehr bekam.
«Ich bin der König von Dark City. Ich weiß, was ihr Hexen im Schilde führt. Aber es wird euch nicht gelingen. Ich werde jeden in Stücke reißen, der seine Hand nach meinem Thron ausstreckt. Und wenn Ihr mir nicht augenblicklich sagt, wo ich das Buch der Prophetie finde, werde ich Eure Kinder herbringen lassen und vor Euren Augen zu Tode foltern.»
Er stieß die Frau grob von sich, und sie fiel schlaff in die Arme der Soldaten, die sie stützten. Sie schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen.
«Schafft mir ihren jüngsten Sohn her.»
Die Soldaten verbeugten sich leicht. «Jawohl, Eure Hoheit.»
«Nein!!!» Soralja hob den Kopf und schaute den König mit vor Verzweiflung weit aufgerissenen Augen an. Tränen rollten ihr über das zerkratzte Gesicht.
«Ich sage Euch alles, was Ihr wissen wollt. Aber verschont meinen Sohn, ich flehe Euch an. Verschont das Leben meines Kindes.»
Mit einem triumphierenden Lächeln gab der junge König den Soldaten ein Zeichen.
«Wartet draußen, bis ich Euch rufe. Ich möchte mit der Hexe alleine sein.»
Die Soldaten ließen die Gefangene los, worauf sie auf der Stelle zu Boden sank. Mit einer ehrfürchtigen Verbeugung entfernten sich die Krieger und verließen den Saal. Drakar verschränkte zufrieden die Arme und stellte sich breitbeinig vor die Frau hin.
«Wo ist das Buch?», fragte er scharf. «Und was wird als Nächstes geschehen?»
Ein Schluchzen schüttelte Soraljas Brust. Sie stützte sich mit den gefesselten Händen vom Boden ab und murmelte ein paar Worte in einer Sprache, die Drakar nicht verstehen konnte. Dann begann sie zu reden.
38
Es hatte aufgehört zu regnen. Ephrion saß auf der Felsplatte und betrachtete seine Schürf- und Schnittwunden an den Innenflächen seiner Hände. Seine kurzen blonden Haare standen ihm durch die Feuchtigkeit wie die Stacheln eines Igels vom Kopf ab. Nayati saß neben ihm und hechelte.
«Findest du auch, dass ich ein Schwächling bin, Nayati?» Der Wolf legte den Kopf schräg und winselte. Ephrion seufzte. «Ich kann nichts dafür. Ich mache mir schier in die Hosen vor Angst, wenn ich nur schon an eine gefährliche Situation denke. Ich weiß beim besten Willen nicht, was ich hier soll. Ganz ehrlich, Nayati. Ich habe nicht das Zeug zu einem Helden. Ich werde die Mission nur behindern.»
Der Wolf kroch näher zu ihm hin und legte
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