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dark destiny

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Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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hatte zum ersten Mal geschneit. Zac und Kendra unterstützten Josh schon seit einer Weile jeden Tag beim Jagen, um die Tiere zu erwischen, die unvorsichtiger wurden, weil der Boden gefroren war und nur wenig Nahrung hergab. Matthial erforschte die Kanalisation, streifte durch die Gänge und ging jeden Tag ein Stück weiter, als erhoffte er sich, irgendwo eine Kiste voller Gold zwischen all dem Unrat zu finden.
    Ich blieb häufiger mit Jake allein zurück, und da unser Quartier ausgebaut war und nichts zu tun blieb, außer hin und wieder Holz zu hacken und in einer der Feuertonnen zu verbrennen, verzweifelten wir beide: ich an der Untätigkeit, er an der Aufgabe, mich zu beaufsichtigen, als wäre ich ein kleines Kind. Ein Kind mit zu viel Zeit und zu trüben Gedanken und daraus erwachsenden dummen Ideen. Ich wusste selbst, dass es unklug war, eine Mutantratte ohne Waffen zu jagen. Vor allem, wenn mein Clan befürchtete, ich würde davonrennen und sie an den Feind verraten. Mir war bewusst, wie viel Stress ich dem armen Jake machte, der dafür verantwortlich war, mich wieder einzufangen, ehe ich etwas irreparabel kaputt machte, wie es schon immer meine Art gewesen war. Die anderen kannten mein Talent, Dinge zu zerstören, die wichtig waren.
    Auch Neel hatte es gekannt. Er hatte mir eine Blume gepflückt, eine fliederfarbene wilde Malve; sie gepresst und zwischen zwei Plastikstücken gesichert, damit ich sie nicht zerstören konnte.
    Ich hatte es dennoch geschafft, ich hatte nicht auf meine Malve aufgepasst. Während ich bewusstlos gewesen war, hatten sie sie mir weggenommen und fortgeworfen. Und Neel gefangen genommen.
    »Kommst du heute mit mir?«, fragte Matthial beiläufig, während er seine Sachen zusammenpackte. »Ich will mich draußen ein wenig umsehen, die Gegend im Blick behalten. Vier Augen sehen mehr als zwei.«
    Ich blickte zu ihm auf. Er wirkte optimistisch und unternehmungslustig, so als würde er vorschlagen, aus Spaß einen Ausflug zu machen, weil wir nichts Wichtigeres zu tun hatten. Das erinnerte mich schmerzlich an früher. Fast jeden Tag hatten wir unsere Aufgaben in aller Eile erledigt, um dann loszuziehen und die Welt zu entdecken. Es fühlte sich falsch an, nach allem, was passiert war, genauso weiterzumachen - es war, als würde ich diese Erinnerungen verraten.
    Lange starrte ich in die Feuertonne, über der wir Tee in einem verkohlten Kessel kochten.
    Jake bemerkte meine Unentschlossenheit, er rückte näher an mich heran. »Joy!« Seine leise Stimme sollte wohl mahnend klingen, aber ich hörte den flehenden Ton heraus.
    Ja, ich wusste es und es tat mir leid. Ständig lief ich ihm davon und nun, da ich hinauskonnte, wollte ich hier unten bleiben? Das war weder fair noch logisch, aber ich mochte vor Matthial nicht zugeben, dass ich auf seine Gesellschaft gut verzichten konnte. Er ging nach wie vor davon aus, dass ich ihn irgendwann verstehen würde und ihm in nächster Instanz dann verzieh. Das war sein Plan und er kam überhaupt nicht auf die Idee, dass dieser scheitern könnte. Er glaubte, mich zu kennen. Was er nicht begriff, war, dass ich mich verändert hatte.
    Andererseits war mir selbst bewusst, dass ich nicht ewig im Untergrund hocken konnte, wenn ich nicht vollends depressiv werden wollte. Und ich wollte nicht! Also nickte ich knapp. »Wann brechen wir auf?«
    Matthial warf mir einen schrumpeligen Apfel zu. »Iss etwas und trink einen heißen Tee, es ist kalt draußen. Ich hole dich gleich ab.«
    Als er zurückkehrte, brachte er eine Jacke mit, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ihr Leder war verschlissen und an mehreren Stellen geflickt, aber innen war sie nachträglich mit Fellen gefüttert, die noch nach Tier rochen.
    »Für mich?«
    »Du brauchst eine neue.«
    »Wo hast du sie her?«
    Er errötete, statt mir zu antworten, und das sagte genug. Offensichtlich hatte er sie selbst ausgefüttert. Fingerfertigkeit hatte nie zu seinen Stärken gehört, er musste lang daran gearbeitet haben. Die Nähte wirkten ungelenk, aber solide, und keine drückte, als ich die Jacke anprobierte. Was jedoch drückte, war der scharfe Blick, den Kendra mir im Vorbeigehen zuwarf. Auch wenn Matthial der Meinung war, dass ich eine neue Jacke brauchte, so war nicht jeder im Clan mit diesem Geschenk einverstanden.
    »Danke«, sagte ich und meinte es beinahe ehrlich. Ich hatte in den letzten Wochen viel nachgedacht, jedoch nicht daran, mich auf den eisigen Winter vorzubereiten. Ich schloss die Knöpfe, genoss

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