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dark destiny

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Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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erwähnte. Ohne seine Hilfe - geschweige denn sein hartes Training, über das ich so geflucht hatte - hätte ich es nie bis zu Matthial und den Clanleuten geschafft.
    »Ich möchte nicht undankbar erscheinen.«
    Autsch. Während ich die letzten Worte aussprach, merkte ich, wie kühl und distanziert sie klangen. Es war kein Wunder, dass Matthials Schultern sich anspannten.
    »Aber du hältst es nicht mehr bei uns aus?«
    Ich schüttelte schwach den Kopf.
    »Bloß wegen dem Percent?«
    Am liebsten hätte ich ihm für seinen geringschätzigen Ton die Augen ausgekratzt, aber ich beherrschte mich. »Während der Gefangenschaft hat er mich verteidigt, wann immer es brenzlig wurde. Er wurde bewusstlos geschlagen, weil er mich beschützen wollte, und nachdem er zu sich kam, lief er durch die ganze Stadt, um auf mich aufzupassen. Er hätte mich laufen lassen, wenn es eine reale Chance für eine erfolgreiche Flucht gegeben hätte.«
    Nichts davon war Matthial neu. Ich hatte auf ihn eingeredet, bevor und nachdem sie Neel der Sonne ausgesetzt hatten. Bisher hatten ihn meine Worte nicht erreicht. Heute taten sie es. Ich hörte das klackende Geräusch in seiner Kehle, als er schluckte.
    Meine Nase lief, ich wischte sie mit der Hand ab und stellte erschrocken fest, dass mein Gesicht klitschnass war. Die Tränen liefen wie Tauwasser im April, ich spürte sie kaum und konnte sie genauso wenig aufhalten.
    Matthial griff in seine Tasche, fummelte umständlich ein Tuch heraus und drückte es mir in die Hand. Ich tupfte mir die Augen ab, putzte meine Nase, aber das Heulen nahm kein Ende. Ich hasste es. Hasste mich. Hasste Matthial.
    »Er fehlt mir«, heulte ich in sein Taschentuch.
    Wir konnten uns nicht in die Augen sehen, also gingen wir einfach weiter die Straße entlang. Gleichmäßige Schritte, gleichmäßige Atemzüge.
    Schließlich murmelte Matthial, dass es ihm leidtäte. Ich presste die Lippen aufeinander, um nicht zu schreien.
    »Doch«, sagte er beharrlich, als wollte er, dass ich schrie. »Es war nicht meine Absicht, dass er stirbt. Ist es nie gewesen.«
    »Du wolltest auch nicht, dass Will durch deinen Bolzen stirbt, als du auf ihn geschossen hast. Du hast ihm ins Knie geschossen. Das Töten hast du den Percents überlassen.«
    Matthial hob eine Hand und versuchte, meine Worte abzuwehren, aber sie hatten ihn schon getroffen. Er stöhnte. »Ich wusste mir nicht anders zu helfen. Ich musste dir helfen.«
    Nein, das musstest du nicht, sagte ich mit einem Blick. Und ließ meine Stimme ergänzen: »Und darum muss ich gehen. Weil du dabei über Leichen gehst und ich das nicht länger ertrage. Immer wenn wir versuchen, uns zu helfen, führt das zu Katastrophen. Es geht einfach nicht mehr.«
    »Vielleicht brauchen wir etwas Zeit.«
    »Zeit.« Ich seufzte. Neel hatte so wenig Zeit gehabt. »Er war so alt wie Josh, hast du das gewusst?«
    »Der Percent?«, fragte Matthial kaum hörbar.
    »Ja.« Ich konnte das nur schätzen. Ich hatte Neel nie nach seinem Alter gefragt; es gab Dinge, die einfach nicht wichtig genug waren, um deswegen Worte zu verschwenden. Doch ich hatte mitbekommen, dass die Percents immer mit achtzehn oder neunzehn Jahren ins Chivvy gingen und damit erwachsen wurden, und ich hatte mich gewundert. Bei uns Rebellen galt man mit sechzehn als volljährig.
    »Wie gesagt«, Matthial rieb nervös an einem Fleck auf seinem Ärmel. »Ich wollte nicht, dass er stirbt. Das musst du mir glauben.«
    »Du warst dir sicher, dass er in der Sonne nicht sterben würde?«, fragte ich. Es hatte nicht mehr viel gefehlt.
    Matthial bedeckte seine Augen mit einer Hand. »Nein.« Er flüsterte nur noch, ich hörte das Grauen in seinen Worten zittern. »Wenn ich gewusst hätte, wie schlimm es wirklich ist, hätte ich das nie getan. Wir haben ihn reingebracht, als sich zeigte, wie extrem er auf die Sonne reagiert. Verdammt, Joy. Wir dachten, er würde einen Sonnenbrand bekommen, stattdessen schmolz ihm die Haut vom Fleisch.«
    »Es reicht.«
    »Wir wollten das nicht«, sagte er eindringlich. »Nicht so. Glaub mir.«
    Natürlich tat ich das. Tot wäre Neel nichts mehr wert gewesen.
    Matthials schöne Pläne waren zerplatzt. Niemand gab ihm wertvolle Privilegien im Austausch für eine Leiche.
    »Er ... war doch noch ganz in ... in Ordnung, ehe Jamies Männer ihn ... abgeholt haben.«
    Ich wandte das Gesicht ab. »Matthial, bitte.« Musste er es noch schlimmer machen? Nichts war in Ordnung gewesen. Ihn so reden zu hören, stach mir schmerzhaft in

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