Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
waren vielleicht noch zwei Tage unterwegs, vielleicht zwei Wochen. Oder auch so lange, bis sie letztlich verhungerten und verdursteten, denn wer wusste schon, ob die Karten stimmten und die Länder, die sie zeigten, noch existierten? Wie teilte man unter diesen Umständen Rationen ein?
    Letztlich entschied sich Neel, so vorzugehen, wie er es von Cloud gelernt hatte, und ihnen zuzugestehen, was sie brauchten, um nicht krank zu werden.
    »Einen Becher am Morgen und einen am Abend - für jeden von uns, keine Ausnahmen. Wenn wir die letzten beiden Liter anbrechen, halbieren wir. Dann müssen wir sehen, wie weit wir kommen.«
    »Matthial fiebert, das reicht für ihn nicht«, sagte Josh an Joy gewandt, nicht an Neel. Der Junge hatte nicht nur vor dem Meer Angst, auch vor ihm.
    »Es muss reichen«, entschied Neel, ehe Joy etwas erwidern konnte. »Ich diskutiere nicht darüber.« Sie und Josh würden natürlich etwas von ihrem Wasser an den Bastard verschwenden, das war so sicher wie dass Neel Edison nicht dursten lassen würde. Wichtig war, dass sie begriffen, dass Entscheidungen getroffen wurden und Streitereien keinen Nutzen brachten. Neel achtete peinlich genau darauf, dass jeder kurz zu sehen bekam, dass er seine Waffe im Hosenbund trug.
    Seine Zeit als Hauptmann hatte ihn gelehrt, dass es etwas geben musste, was eine Gruppe zusammenhielt, wenn sie irgendeine Art von Erfolg erlangen wollten.
    Was sollte einen Haufen, wie er sich auf diesem Boot befand, zusammenhalten, wenn nicht Respekt?

39
    Verständnis erfordert nicht zwingend zu verstehen.

    Matthial starb am gleichen Tag, während ihm die Sonne ins Gesicht schien und Josh gerade lachte.
    Es ging sehr viel schneller, als wir erwartet hatten. Wir waren nur kurz mit einem Seehund beschäftigt, den wir in der Nähe unseres Bootes beobachteten, da nutzte er den Augenblick und hörte auf zu leben.
    Ich saß eine lange Zeit neben ihm, spürte die Sonnenstrahlen über meine Haut kitzeln und dachte an all die schönen Momente, die wir miteinander geteilt hatten. Als ich irgendwann in Tränen ausbrach, weinte ich nicht um den Jungen, der Matthial vor meiner Zeit in der Stadt gewesen war, und nicht um den Mann, der er geworden war, krank aufgrund der Dinge, die ihm widerfahren waren, und der Entscheidungen, die er gegen seinen Willen hatte treffen müssen. Ich weinte um den Matthial, der er nun nicht mehr werden konnte. Und um all jene, die wie er in dieser Schlacht gefallen waren. Meine Sehnsucht nach Neel stieg ins Endlose. Er war alles, was ich noch hatte, und sosehr ich mich normalerweise gegen diese Erkenntnis sträubte, so klar empfand ich sie jetzt.
    Nachdem auch Josh eine Weile neben seinem Bruder gewacht hatte, holten wir Edison. Neel hüllte ihn in alles, was sie an Kleidung hatten, und zuletzt legten wir noch eine Decke wie eine riesige Kapuze über seinen Kopf, sodass kein Sonnenstrahl ihn berühren konnte.
    Edisons Miene blieb unbewegt, beinahe wächsern, als er Matthial betrachtete, und mir kam erstmals die Frage in den Sinn, was er in der Stadt wohl mit angesehen haben musste, dass er jetzt so kalt erschien; so kalt, wie kein Kind sein sollte.
    Der Kleine machte unter seiner Decke das Zeichen für Respekt und ich weinte dabei. Wegen Neel, weil er aus dem Schatten des Verschlags zusah und ich ahnte, wie schwer ihm der Anblick zu schaffen machen musste. Er hatte dem Kleinen nicht gesagt, wer Matthial war und was er getan hatte, und das rechnete ich ihm hoch an.
    »Er muss zu seinem Hund gehen, oder?«, fragte Edison mich, als ich ihn zurück in die Kajüte brachte. »Er will ihn nicht alleine lassen.«
    »Das würde er nie tun, nein.«
    In Wahrheit ließen wir Matthials Leichnam ins Wasser gleiten. Ich hatte erwartet, dass seine Kleidung sich vollsaugen und ihn schnell nach unten ziehen würde. Stattdessen trieb er an der Oberfläche und wir sahen ihn noch eine ganze Weile. Eine ganze Weile, in der ich Abschied nehmen konnte.
    • • •
    In der folgenden Nacht sprach Neel noch immer kein Wort mit mir. Aber er setzte sich neben mich auf eine der niedrigen Holzbänke. Wir sahen in den Himmel, der so voller Sterne war, dass es schien, als wäre es der Himmel, der silbern war, und die Sterne wären die Punkte aus dunklem Blau. Ich musste an die Nacht denken, in der mir klar geworden war, dass ich mich in ihn verliebt hatte, und fragte mich, ob er sich ebenfalls erinnerte.
    »Jenseits des Meeres ist es offenbar anders«, sagte ich, darauf anspielend, dass wir auch

Weitere Kostenlose Bücher