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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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ich aber grinsten uns verschämt an, sobald die Sonne wieder durchkam. Wenn das so weiterging, würden die Strahlen unsere Haut verbrennen, doch noch lachten wir uns gegenseitig aus, weil sich unsere Wangenknochen immer tiefer röteten und weil wir eine Aufmunterung dringend nötig hatten. Der Spaß endete, als uns unmissverständlich klar wurde, wie sehr die Wärme unsere Kehlen austrocknete. Ich spürte Joshs Blick auf mir, als ich Wasser aus einer der Vorratsflaschen goss.
    »Hast du nicht eben erst einen Becher gefüllt?«, fragte er skeptisch. Getrockneter Speichel klebte in seinen Mundwinkeln, er musste durstig sein, aber im Gegensatz zu mir hatte er seine Ration bereits getrunken.
    »Der erste Becher war für Edison«, ließ ich ihn wissen und konnte mir den beißenden Ton nicht verkneifen, denn es nervte mich, dass er meinte, ich müsse mich vor ihm rechtfertigen.
    Ich trank mein Wasser zur Hälfte leer. Josh leckte sich über die Lippen. Trotz meiner scharfen Worte tat er mir sofort wieder leid. Er hatte seinen Bruder verloren und von uns allen verspürte er sichtlich die geringste Hoffnung, irgendwann Land zu erreichen. Ich spielte mit dem Gedanken, ihm etwas von meiner Ration zu geben, doch dann überlegte ich es mir anders und bewahrte meinen letzten Schluck für Neel auf, der stets der Meinung war, die tägliche Menge an Wasser würde Edison nicht reichen, weshalb er seine eigene Ration jedes Mal mit dem Kleinen teilte.
    Gegen Mittag taten sich gewaltige Schatten vor uns auf, Josh und ich erkannten ein Bauwerk mitten im Meer und einen Moment lang glaubte ich wirklich, es wäre eine Dark-Canopy-Maschine. Doch es musste irgendetwas anderes sein und es war offenbar seit Langem verlassen.
    »Es sieht aus wie ein Dorf auf vier Stelzen«, murmelte Josh. Er war fasziniert, während ich am liebsten in großem Abstand um dieses Gebilde gesegelt wäre.
    Dieses Dorf, das da auf Beinen im Meer stand, erinnerte mich viel zu sehr an Jamies Baumhäuser. Doch zum einen hatte ich nicht genug Vertrauen in meine Segelkünste, um einen Bogen einzulegen, der uns nicht von unserem Kurs abbrachte, und zum anderen mussten wir näher heran, um nachzusehen, ob dort Menschen waren, die uns weiterhelfen konnten.
    »Vielleicht«, überlegte ich laut, »sind alle Länder im Meer versunken und die Menschen leben nun in diesen Stelzendörfern.«
    Josh schauderte. Er war nicht seekrank, aber er sehnte sich nach Land unter den Füßen. Die Vorstellung von endlosem Wasser unter uns jagte ihm Angst ein. Im Gegensatz zu uns anderen schwamm er nicht, er hatte das Boot seit unserer Abfahrt nicht ein einziges Mal verlassen. »Wer weiß, was da unten ist«, sagte er immer.
    Ich grinste angesichts seiner übertriebenen Ängste. Was sollte da schon sein? Das Meer, hatte es mich zu Anfang auch so sehr fasziniert, schien mir ein Spiegelbild von einem Dark-Canopy-Himmel. Es war nicht grau, sondern eher grünlich blau, aber ansonsten gab es kaum Unterschiede. Es war alles, was wir sahen, es schien kein Ende zu haben und es schob uns herum, wie immer es wollte. Ansonsten tat es nichts, was mir Angst einjagte, es begann nur langsam an meinen Nerven zu zehren.
    Alles, was darin lebte, waren Fische und Seerobben, und seit Kurzem sahen wir hin und wieder eine Möwe, die auf dem Wasser paddelte und uns neugierig anblinzelte. Ich hielt ihr ein winziges Stück Käse hin, weil ich hoffte, sie damit anlocken und fangen zu können. Unser Essen wurde knapp, auch wenn wir extrem streng haushalteten. Rationen einzuteilen war schwierig, wenn man nicht den Funken einer Ahnung hatte, für wie viele Tage sie reichen mussten. Fleisch würde uns allen gut gefallen, auch wenn ich nicht wusste, wie wir es auf der Dark Destiny zubereiten sollten. Ein Feuer wäre viel zu gefährlich.
    Binnen kürzester Zeit umkreisten immer mehr Möwen unser Schiff in sicherem Abstand und mit fordernden Schreien. Sie waren hier viel größer und kräftiger als in unserer Heimat. Und sie waren weiß. So weiß, wie bei uns zu Hause nichts war, nicht einmal die Schneeflocken, die vom Himmel fielen. Über mein Staunen vergaß ich meinen Versuch, eine einzufangen.
    Neel blickte verschlafen nach draußen, eine Decke wie eine Kapuze über den Kopf gezogen. Das Haar klebte ihm im Gesicht und mich überrollte eine Welle aus Zärtlichkeit, als ich ihn fragend umherschauen sah. Er verdrehte die Augen, als er erkannte, woher der Krach stammte. »Fliegende Mutantratten«, meinte er trocken.
    Ich lachte.

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