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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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etwas, sosehr Neel das auch missfiel. »Er soll sich verabschieden dürfen. Das ist wichtig für ihn.« Von Lavader hatte Edison sich nicht verabschiedet und seitdem weckten ihn Albträume aus jedem Schlaf.
    Joy öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Neel hob abwehrend die Hand. »Noch nicht.«
    Er ließ sie allein, was wehtat, aber erträglicher war, als sich ihre Gründe anzuhören, warum sie den Bastard auf das Schiff geschleppt hatte.
    Er wollte es lieber gar nicht wissen, und wann immer in ihm das beißende Gefühl aufkam, von Joy hintergangen worden zu sein, be-schloss er, dass für Wut und Zorn auf diesem kleinen Schiff nicht genug Platz war und er sich zusammenreißen musste, um gar nichts zu fühlen.
    Das Schiff gehörte ihr, aber sie schien von ihrem Besitz und der damit einhergehenden Verantwortung überfordert und formulierte alle Entscheidungen, die sie hätte treffen müssen, als Bitten und
    Fragen. Jetzt, da die anderen von der Weite und Willkür des Meeres noch zu gleichen Teilen fasziniert und beeindruckt waren, funktionierte das. Doch es war nur eine Frage der Zeit, bis die Enge, die Entbehrungen und die Ungewissheit, wie lange sie alle das ertragen mussten, dazu führen würden, dass Bitten abgeschlagen und Fragen verneint wurden. Und dann würde es zu Streitereien kommen, für die es keine Lösungen gab. Es bestand noch nicht einmal die Möglichkeit, sich aus dem Weg zu gehen.
    Neel hatte keine Lust, sich weitere Verantwortung aufzuhalsen, zumal er derjenige zu sein schien, der sich am wenigsten von dieser Reise versprach. Es gelang ihm nicht, die Erwartungen der anderen zu teilen, sosehr er es auch versuchte - immerhin hatte er diese verdammte Nussschale aufgetrieben und Joy als Chance verkauft. Doch irgendetwas in den Wellen und dem ständigen Wind flüsterte ihm hämische Worte zu, aus denen er nur heraushören konnte, dass er sich keine Hoffnungen machen sollte, irgendwo eine bessere Welt vorzufinden. Ein kleiner Teil von ihm sehnte sich in die Stadt zurück, wo er geboren und aufgewachsen war. Zu Cloud, der mehr Familie für ihn gewesen war, als ihm bewusst sein dürfte. Und wenn er nur zurückwollte, um dort mit allem, was er kannte, unterzugehen, wie es nun einmal für ihn bestimmt war, früher oder später.
    Aber es wäre nicht fair, den anderen seinen Fatalismus aufzuzwingen, und so hoffte er, dass der Abstand zur Küste seines Heimatlandes bald schon zu groß werden würde, um umzukehren. Vielleicht würde es Joys großem Traum ja doch noch gelingen, auch sein Traum zu werden. Es war so lange her, dass sie ihre Träume geteilt hatten. So viele schmerzliche Entscheidungen lagen zwischen den Nächten im Gefängnis und heute. Aber sie waren den Weg einmal aufeinander zugegangen, warum kein zweites Mal? Wenn er doch nur einen Anfang finden würde, einen ersten Schritt wagen könnte. Wann immer er mit ihr sprechen wollte, füllten nur Vorwürfe seinen Mund. Wie konntest du nur? Wie konntest du nur! Die Wut auf sie fühlte sich auf absurde Weise wie ein Trost an. Wut war eine Emotion. Schlimmer wäre es, wenn Joy ihm egal wäre. Dann -und keinen Augenblick früher - hätte er eingesehen, sie trotz allem, was sie tat und nicht tat, nicht bedingungslos zu lieben. Trotzig hielt er daran fest und dankte ihr im Stillen dafür, dass sie ihm Zeit und den größtmöglichen Abstand zugestand, sodass er seine Vorwürfe, die zu nichts führen würden, zwischen den Zähnen zerbeißen konnte.
    Neel begann, Entscheidungen zu treffen, weil niemand sonst es tat. Joy, weil sie eine viel zu überzeugte Einzelgängerin war, um ernsthaft jemanden zu befehligen. Graves, weil er von klein auf gelernt hatte, sich Anweisungen zu widersetzen, nicht aber selbst welche zu geben. Josh kam nicht infrage, weil ihm schon jetzt anzusehen war, dass er der Erste sein würde, der auf diesem Schiff zugrunde ging. Das Meer jagte ihm Angst ein, er traute sich nicht einmal in die kalten Fluten, um sich zu waschen, was selbst Edison ohne ein Zögern gewagt hatte. Vielleicht brach das Meer Joshs Verstand noch, bevor sein Bruder verreckte. Neel redete sich beharrlich ein, Matthial wäre bereits tot, denn nur so ließ sich die tief in ihm lauernde Wunschvorstellung, dem nachzuhelfen, in den Griff bekommen.
    »Wir sollten rationieren, was wir haben«, sagte Neel laut und alle schwiegen. Ihre Blicke richteten sich erwartungsvoll auf ihn und fragten still nach den Antworten, die keiner von ihnen wusste, er ebenso wenig wie sie. Sie

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