Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
wenn Wildfremde in das Land kämen, für das er die Verantwortung trug, oder nicht? Vermutlich brauchte er nach all dem Erlebten einfach nur Ruhe. Wie wir alle. Wir würden darüber reden, wenn die Zeit es zuließ.
    Ich konzentrierte mich wieder auf Mellenies Worte.
    »Mit Vertretern beider Völker erarbeitete Marek Wulf die Grundlagen für die Gesetze, die zum größten Teil bis heute Bestand haben. Und um diese durchzusetzen und seine Erfahrungen in der ganzen Welt zu verbreiten, gründete er unsere Vereinigung. Wulfs Gilde -die Gilde der Wölfe. Die Mitglieder leben überall im Land verteilt und sorgen dafür, dass alle von den Regeln erfahren und sich daran halten. Und wir tragen die Ideen in die Welt hinaus, um anderen Ländern zum Frieden zu verhelfen.«
    »In die Welt?«, hakte Graves nach. Wie ich schien er völlig fasziniert. Nur Josh hatte kein allzu großes Interesse an der Geschichte Europas. Er wollte sich lieber zu einem Spaziergang durch das Dorf aufmachen. Als Mensch musste er nicht erst die Registrierung abwarten. Die Motorräder und Autos, die es hier weit häufiger zu sehen gab als bei uns, bannten seine Aufmerksamkeit.
    »Das Vereinte Freie Europa hat Handelsabkommen mit Vorderasien getroffen, von dort beziehen wir Öl und Benzin, und mit den Menschen in Teilen Afrikas. Nicht alle Regierungsoberhäupter sind uns wohlgesinnt. Einige meiden uns wegen der Percents, die bei uns annähernd Menschenrechte haben -«
    »Moment!«, unterbrach ich sie. »Entschuldige, aber was genau bedeutet das? Dass es auch in Afrika keine Dark Canopys gibt?«
    »Keine Schattenstädte, nein. Soweit ich informiert bin, gibt es sie nur noch auf eurer Insel und in Percent-Reservaten in den Vereinigten Staaten von Amerika. Sie werden weniger, weil auch immer weniger Percents geboren werden; in manchen Ländern soll es so gut wie keine mehr geben.«
    »Keine Dark Canopys? Aber die Vögel!« Mein Herz polterte, ich war mit einem Mal vollkommen durcheinander.
    »Welche Vögel?«, fragte Mellenie irritiert.
    »Die Schwalben und Rotkehlchen!«, rief ich, doch natürlich konnte sie nicht wissen, worauf ich hinauswollte. »Vögel, die im Winter in andere Länder fliegen. Wenn es dort keine Dark Canopys gibt, warum kommen sie dann trotzdem zurück? Sie könnten doch dort bleiben, wo die Sonne den ganzen Tag über scheint.«
    Mellenie zuckte hilflos mit den Schultern.
    Neel war es, der nach langem Schweigen schließlich meine Frage beantwortete.
    »Vielleicht wollen sie einfach nur nach Hause.«
    • • •
    Jesko kam gegen Mittag zurück, begleitet von dem Percent Gavin, der in einen weißen Anzug gehüllt war und mich an ein Männchen aus Papier erinnerte. Auf die Brust war das Symbol des Wolfkopfes gestickt und der Stoff knisterte bei jeder Bewegung. Der Stolz, mit dem er den Anzug trug, berührte etwas in meiner Brust, das ich mir nicht erklären konnte. Neel konnte. Er sah zu Boden, als sei ihm der Aufzug peinlich, bis der Mann im Schutz des Hauses den weißen Anzug ablegte.
    Gavin war zu unserem Erstaunen kaum älter als Neel und kam ebenfalls von den Schatteninseln, er stammte wie wir aus dem Norden. Er berichtete, dass er seit einem guten Jahr Europäer war und es bereits zur Nachtpatrouille gebracht hatte. Das bedeutete, dass er sich auch tagsüber frei bewegen durfte - in der Uniform der Gilde und bei Sonne in einem Schutzanzug. Dies war den ausgewählten Percents der Nachtpatrouille vorbehalten, einer Einsatztruppe, die unter dem Kommando der Gilde und der Polizei stand und deren Mitglieder besonderes Vertrauen genossen.
    Aus dem Grund seines Kommens machte er keinen Hehl: Es wurden mehr Nachtpatrouillen gesucht und sowohl Neel als auch Graves schienen vielversprechende Anwärter für einen solchen Posten.
    An seiner Seite machten wir nach Sonnenuntergang unseren ersten Rundgang durch das Dorf.
    Als wir losgingen, konnte ich auf kaum auf etwas anderes achten als auf Neels Gesicht, in dem ich Skepsis las, auch wenn er sie vor den anderen verbarg, doch im Laufe des Abends lenkte die kleine Stadt mich vollkommen ab. Noch nie hatte ich so saubere Straßen gesehen. Noch nie so gepflegte Häuser. Jedes besaß Türen und intakte Fenster und fast alle waren mit Fensterläden versehen, die man verschließen konnte. Vor den meisten Häusern standen Blumen, deren Namen ich nicht kannte und die teilweise keinem bestimmten Zweck zu dienen schienen. Sie waren einfach nur da, weil sie schön aussahen. Die Luft war frisch, man roch die

Weitere Kostenlose Bücher