dark destiny
Nähe des Hotels. Zwei seiner Männer -nein, zwei der Männer, die er befehligte - brachen ihr Gespräch ab als er auf sie zukam. Alle zehn Percents, die sein Regiment umfasste traten auf der Stelle hin und her und blickten Neel mit einer Mischung aus Ablehnung und Neugier an. Er hatte beschlossen, sie heute zu irritieren, indem er keinen Fehler, sondern das Richtige tat »Kontrolle der Armbrustbolzen«, sagte er. Erst dann erinnerte er sich an etwas anderes. »Guten Morgen.« Er versuchte, energisch zu klingen, doch seine Stimme erschien ihm zu leise.
Einer der Männer stöhnte genervt, ein anderer zuckte mit den Schultern. Neel hätte beides mit einer Strafe quittieren müssen, aber er uberlegte zu lange, ob und wie er reagieren sollte, und bis er endlich zu einem Resultat gekommen war, war zu viel Zeit vergangen Sie würden sich im Stillen darüber lustig machen, dass er so langsam war. Also ließ er es.
Neel begutachtete die Munition der Männer. Drei schickte er zum Hotel, in die Waffenkammer, wo sie ihre Bolzen ausbessern oder gegen neue eintauschen sollten. Wieder ein genervtes Seufzen-
Classen war es diesmal. Neel riss ihm seinen Bolzen grob aus der Hand und hielt ihn hoch.
»Wenn ihr wollt, dass ein Geschoss sein Ziel trifft«, rief er an alle Männer gewandt, »müsst ihr eure Waffe unter Kontrolle haben. Aber wie wollt ihr zu so etwas in der Lage sein, wenn ihr noch nicht einmal dafür Sorge tragen könnt, dass eure Munition sauber und scharf geschliffen ist? Armbrüste raus!«
Nach der Inspektion der Waffen standen nur noch fünf Männer vor ihm, die anderen fünf trotteten mürrisch zum Hotel und tuschelten miteinander.
»Geht das noch langsamer?«, brüllte Neel ihnen nach. »Wenn ihr meint, mir Lahmarschigkeit demonstrieren zu müssen, werde ich Zielscheiben auf euren Rücken anbringen lassen. Bewegt euch endlich! Und ab morgen sind eure Waffen und die Munition immer in einwandfreiem Zustand! Ich werde jeden Tag etwas anderes kontrollieren. Wehe dem, der mir noch ein einziges Mal verdreckte Waffen vorlegt! Ich lasse euch den Kram mit euren Unterhosen putzen, und wer das nicht lustig findet, wird eingekerkert, bis er vor Hunger und Durst Tränen lacht, damit ihr's wisst.«
Die Männer trollten sich, ohne weiter zu murren. Die verbliebenen schienen nicht recht zu wissen, ob sie grinsen oder die Drohung ihres Hauptmanns ernst nehmen sollten. In jedem Fall hatte er ihre volle Aufmerksamkeit und das war mehr, als ihm in den letzten Tagen gelungen war.
Frustriert dachte er an Joy und an ihre gemeinsamen Träume von einem Zusammenleben von Percents und Menschen ohne Gewalt und Bedrohungen. Lächerlich! Selbst er kam so bei seinesgleichen nicht weit. Bei diesen Männern hier erreichte er ohne Drohungen gar nichts und an die Menschen wollte er seit seiner Gefangenschaft nicht mehr denken. Doch das lag nicht in seiner Macht, Herr über seine Gedanken war er noch nie gewesen. Schon wieder prasselte dieser Schauer durch seinen Körper und wurde unter seiner zerstörten Haut festgehalten.
Hierher hat uns das Reden gebracht. Er war sich nicht sicher, ob der verbitterte Satz in seinem Kopf an Joy adressiert war oder an ihn selbst.
»Fangen wir an«, rief er den übrig gebliebenen Männern zu und zog seine eigene Armbrust aus der Lederhalterung auf seinem Rücken. »Entspanntes Laufen im Kreis. An der 70-Schritt-Markierung schießt ihr, ohne zu stoppen, auf die Scheibe.« Seine Männer widersprachen nicht, aber Begeisterung sah anders aus. Neel überlegte fieberhaft, wie er sie motivieren konnte. Warum hielt es niemand für notig, einem Chivvy-Gewinner beizubringen, wie man Gleichaltrige ausbildete? Joy war nie derart anstrengend gewesen; sie hatte ihm jeden Tag aufs Neue beweisen wollen, was in ihr steckte Im letzten Moment kam ihm bei dem Gedanken an Joy doch noch eine Idee. »Die beiden Besten dürfen mit mir auf Nachtjagd gehen.«
»Nachtjagd?«, fragte Brady und fügte, zum allerersten Mal ein respektvolles »Hauptmann« hinzu. »Was genau bedeutet das?«
Ja, die sagenumwobenen Nachtjagden machten jeden neugierig Als Clouds Schützling hatte Neel bereits als Varlet das Privileg Genossen, an einer teilzunehmen. Er hatte erfahren, dass bei Nacht normalerweise nur Ratten gejagt wurden, doch da die meisten Percents von niederem Rang (und die Menschen sowieso) davon ausgingen, es würden Menschen oder andere Percents gejagt hatten die Nachtjäger einen gefährlichen Ruf. In der Vergangenheit, hatte Cloud
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