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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Lachen. Die Frage war gut. Aber er hatte keine Antwort darauf.
    »Es läuft schlecht«, meinte er nach langem Schweigen, auch wenn ihm klar war, dass das eine sehr allgemeine Aussage war und mit ihrem Gespräch nicht mehr viel zu tun hatte. »Das mit dem Regiment, meine ich.« Es lief mehr als schlecht, es war ein absoluter Witz, den er nicht einmal lustig fand.
    Der Wirt kam an den Tisch und machte Anstalten, Neels Krug aufzufüllen.
    »Er hat genug«, murmelte Graves, aber der Blick des Wirtes verdunkelte sich lediglich.
    »Das entscheidet der selbst.« Dann goss er Gebrautes nach.
    Graves sah Neel vorwurfsvoll an, der Wirt bleckte zufrieden die Zahne und Neel fragte sich, ob er wohl je wieder genug haben würde.
    Nicht, solange er dieses Loch in seinem Inneren spürte, das alles andere einzusaugen und zu vernichten schien. Seit er bei den Rebellen gewesen war, war ihm alles so gleichgültig, so schmerzhaft und schrecklich gleichgültig. Er betrachtete seinen Krug, aber zu trinken würde nichts nützen. Das Gebraute war zu schwach Graves seufzte. »Es ist noch nicht zu spät. Du kannst noch zu ihm gehen.«
    Neel war sich nicht sicher, ob Graves einen Scherz gemacht hatte So sternhagelvoll, wie er war, sollte er zu seinem Mentor? Zum Präsidenten? Ihm war nicht nach Lachen zumute, aber angebracht wäre es.
    »Neel!« Graves lehnte sich in einer beinahe bettelnden Geste über den Tisch. »Du kannst so nicht weitermachen. Dein Regiment geht vor die Hunde, wenn du nicht für Ordnung sorgst. Ich weiß, du kannst die meisten von ihnen nicht leiden und die anderen sind dir egal. Aber siehst du das auch noch so, wenn sie abgeschlachtet werden? Nur, weil du ein mieser Kommandant bist?« »Habe ich mir das etwa ausgesucht?«
    Graves ballte die Fäuste. Einen Moment lang hielt er die Luft an Dann atmete er langsam aus und öffnete seine Hände. »Habe ich mir etwa ausgesucht, ein Niemand zu sein?«
    Natürlich hatte er das nicht. Graves war als Kind von der Sonne verbrannt und nie zum Krieger ausgebildet worden. Trotz seiner uberragenden Intelligenz würde er für immer eine Hilfskraft bleiben und von den Männern, die im Rang über ihm standen (und das bedeutete: von allen), herumgescheucht werden. »Hat Joy sich ausgesucht, dein Soldat zu sein?« Jetzt ging er zu weit. Neel hatte gerade angefangen, sich zu ent-
    spannen und Graves an sich heranzulassen, da fing der mit Joy an. Das war nicht fair.
    »Das Gespräch ist beendet. Verschwinde, Graves.« Er schluckte seinen Ekel herunter, seinen Ekel vor sich und seiner widerlichen Art, mit einem Freund umzugehen. »Sonst lasse ich dich rauswerfen.«
    Es war nicht der Stolz, der Neel davon abhielt, Graves nachzulaufen. So etwas wie Stolz verspürte er schon lange nicht mehr. Es hätte ihm nichts ausgemacht, Graves aufzuhalten, weil er es sich anders überlegt hatte und seine Schroffheit bereute. Doch der Boden schwankte zu stark. Und Graves ging zu schnell. Er drehte sich nicht um.
    Am nächsten Morgen konnte Neel sich nicht mehr erinnern, wie er nach Hause gekommen war, aber in Anbetracht der Tatsache, dass er in seinem Bett lag, keine neuen Verletzungen aufwies und allein war, konnte die Nacht nicht so dramatisch gewesen sein.
    Er lebte immer noch im Gefängnis, wo die Varlets vor dem Chivvy untergebracht waren. Nur war er kein Varlet mehr. Doch bisher war einfach nie Zeit gewesen, eine Wohnung zu beantragen. Nun gut, Lust hatte er auch nicht verspürt.
    Im Schrank lagen noch einige der Sachen, die sie getragen hatte. Mit der Decke hatte sie sich zugedeckt. In der Truhe fanden sich noch die Bänder, mit denen sie ihr wildes Haar zusammengehalten hatte. Tief in der Matratze glaubte er sogar noch Joys Geruch wahrzunehmen. All das waren kleine Tropfen Trost, auf die Neel noch nicht verzichten wollte.
    Sein Schädel dröhnte. Weniger aufgrund des Alkohols, er bildete sich ein, nicht ganz so viel getrunken zu haben. Was seine Hirnschale sprengen wollte, war das Schamgefühl, weil er sich hatte gehen lassen. Ausgerechnet in Graves' Gegenwart.
    Graves war einer der wenigen, deren Meinung Neel etwas bedeutete.
    Er nahm frische Kleidung aus der Truhe, schlurfte zu den Duschen und versuchte, mit eiskaltem Wasser sowohl den Dreck und den Schweiß als auch die stinkenden Gefühle der letzten Nacht abzuwaschen. Es gelang ihm leidlich. Er verzichtete auf ein Frühstück - er war spät dran.
    Kurz darauf erschien er, pünktlich, aber als Letzter, zum Appell auf einem alten Parkplatz in der

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