Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
Vom Netzwerk:
und Verachtung zwischen Menschen und Percents herrschte. Woher die fremden Percents mit ihren ausländischen Pässen und in unbekannten Sprachen bedruckten Papieren kamen, warum sie kamen und getötet wurden. Und warum die Triade die Morde den Rebellen zuschob.
    Neel war damals voller Hoffnung gewesen, dass sie mehr erfahren würden, wenn Cloud erst zur Triade zählte. Cloud hatte sich ihrer Gruppe nie angeschlossen, er hatte nie verlauten lassen, das Geringste von Flaggs Boulder zu wissen, dem Ort, an dem sie sich trafen, benannt nach einem von Graves' Büchern. Trotzdem ... auf seine stille, zurückhaltende Art hatte er dazugehört. Er hatte es gewusst und nicht verhindert.
    Nur Neel... Neel gehörte nicht länger dazu. Es war nicht so, dass sie ihn nicht mehr sehen wollten. Graves nervte ihn permanent, er solle zurückkommen. Aber im Gegensatz zu seinen Augen hatte Neel seine Wünsche nach einer besseren Welt nicht vor der Sonne retten können. Es bedeutete ihm nichts mehr. Seine Fragen waren verbrannt. Übrig geblieben war verkohlte Gleichgültigkeit.
    »Ich kann dir nicht mehr helfen, Cloud.« Neel wollte zurück zu seinen Männern und sich zumindest ihren Respekt erarbeiten. Vielleicht konnte er, wenn sie ihn respektierten, ebenfalls lernen, sich selbst wieder zu respektieren. Auch wenn das natürlich schwieriger war, denn im Gegensatz zu allen anderen hatte er sich in diesem Keller liegen sehen. Weggeworfen wie ein Kadaver, der sich weigerte zu verfaulen. Verkauft wie eine Hure. Ein Versager. Die Haut auf ewig gezeichnet. Beschmutzt.
    Wenn er vorher in einer Bar vorbeiging, wo ihn nachmittags eh keiner sehen würde, könnte er dafür sorgen, dass sich die stille, nagende Wut wieder legte, die Cloud in ihm entfacht hatte. Wohin auch immer, er musste von hier fort. Er ertrug es nicht, Cloud um den Mann trauern zu sehen, der er früher gewesen war. Der er nicht mehr sein wollte.
    »Es tut mir leid, Cloud, denn was passiert ist, ist allein meine Schuld. Ich war dumm und ich habe daraus gelernt. Ich habe jetzt anderes zu tun. Entschuldige mich.« Er ging, ohne eine Antwort abzuwarten.

7
    Ich will leben,
    mehr als nur überleben.

    Als ich erwachte, lag ein neuer schmutziger, kalter Tag wie ein Putzlappen über dem Land. Ich hatte erst zum Morgengrauen hin Schlaf gefunden und nun war es bereits Mittag, vielleicht sogar früher Nachmittag - schwer zu sagen, wenn der Tag eine Maske aus Grau trägt. Als ich mich aufrichtete, schoss mir ein beißender Schmerz durchs Genick. Klamm und eisig klebte die Kleidung an meiner Haut.
    »Du bist mir vielleicht eine Hilfe«, tadelte ich Rogue, der mich anstierte, als würde es ihn wundern, dass ich überhaupt wieder zu mir gekommen war. Ich hatte vergeblich darauf gewartet, dass er sich zu mir auf den Boden legte, sodass ich mich an seinem Körper wärmen konnte. Aber nein, der sture Kerl war lieber stehen geblieben. Mit tief herabhängendem Kopf hatte er dösend Wache gehalten, ein müdes Auge auf die Tür gerichtet und eins auf das Fenster.
    Ich spähte nach draußen. Das alte Steinhaus, das in der letzten Nacht vermutlich unser beider Leben gerettet hatte, lag abseits von großen Straßen und anderen Häusern oder Ruinen. Es war winzig: ein Raum unten, eine schmale Holzstiege und ein Raum oben. Tür und Fensterrahmen fehlten. Seitlich ans Haus schmiegten sich die jämmerlichen Reste eines kleinen Stalls, vermutlich waren darin einmal Hühner gehalten worden. Dahinter war zu erahnen, dass es früher Gemüsebeete gegeben hatte, aber bis auf ein paar zähe Brennnesseln, die ich Rogue gab, fand ich nichts Brauchbares.
    Hier konnten wir nicht bleiben. Nicht ohne etwas zu essen und zumindest eine Decke, die uns warm hielt. Das Vernünftigste wäre wohl, vorerst zu Matthial zurückzukehren. Was auch immer zwischen uns falsch gelaufen war, er würde es nicht zulassen, dass Jamie seine Pläne wahr machte. Nicht, nachdem er sein Leben und seine Seele aufgegeben hatte, um mich vor den Percents zu retten.
    Allerdings ... Die Vorstellung, bei Matthial Schutz zu suchen, war mir so zuwider ... Ich wollte lieber zehn weitere Nächte in klammen Sachen auf dem Boden schlafen, als reumütig zu ihm zurückzukehren und mich erneut in seiner Kanalhöhle zu verkriechen. Nein, jedes weitere Zusammensein würde auf Lügen und Abhängigkeit basieren.
    Matthial war keine Option mehr und so blieb mir allen Risiken zum Trotz nur noch eine letzte Möglichkeit: die Stadt. Sie lockte mich, Neel war dort.

Weitere Kostenlose Bücher