dark destiny
erzählt, war es allerdings tatsächlich so gewesen, dass die Nachtjagden dazu gedient hatten, sich unliebsamer Kollegen zu entledigen, woraufhin die mysteriösen Legenden entstanden waren Neel war voller Furcht gewesen, als er sich das erste Mal hatte an-schließen dürfen.
»Die beiden Besten werden es erfahren«, entgegnete Neel und lächelte schmal. Er nickte auffordernd mit dem Kopf und die fünf setzten sich in Bewegung. Er folgte ihnen, sodass er seine Truppe im Blick behalten konnte, gleichzeitig aber außerhalb ihrer Sichtweite war. Sie mussten nicht sehen, dass er beim Laufen noch immer hinkte.
Die Treffsicherheit seines halbierten Regiments war gelinde gesagt verbesserungsfähig. Neel begann zu begreifen, was Cloud ihm früher beigebracht hatte: »Technik, Neel, unterschätze nie die Technik. Denk erst an Erfolge, wenn du an deine Technik nicht mehr denken musst, weil sie dir in Fleisch und Blut übergangen ist.« Diese Männer, diese Jungs hier, dachten nur an den Erfolg.
Neel hatte Arbeit vor sich. Doch zum ersten Mal sah er das nicht mehr als Strafe an, sondern ein klein wenig auch als Herausforderung, der es sich zu stellen galt. Die Vorstellung, ein Regiment zu befehligen, hatte etwas, das in seiner Brust heiß kribbelte. Er könnte diesem elenden Matthial einen Besuch abstatten und ...
Er drängte den Gedanken hart zurück. Joy war bei Matthial.
Leider.
Die restlichen Männer kamen vom Hotel zurück. Neel trat an jeden einzelnen demonstrativ dicht heran, viel dichter, als es der Respekt erlaubte, und kontrollierte ein weiteres Mal ihre Ausrüstung. Dann schickte er die Krieger zum Training, und da ihre Kumpanen bereits um die besten Treffer kämpften, wurde seinen Anweisungen Folge geleistet. Nur Classen konnte es nicht lassen.
»Wie kommt es, dass wir plötzlich trainieren, statt auf Patrouille zu gehen?«, fragte er und weder der ironische Unterton noch das auffällige Starren auf seine vernarbten Wangen gefielen Neel.
»Weil ich einen Fehler gemacht habe«, gab er zu. »Ich habe nicht erkannt, dass ihr eine Patrouille im Ernstfall nicht überleben würdet. Oder sagen wir lieber: Es war mir scheißegal. Auf deinen Platz, Mann, ich will etwas sehen.«
Classen schien innerlich bis drei zu zählen - allein das schrie nach einer Reaktion, nach einer deutlichen Reaktion. Aber Neel spürte,
dass der Mann ihn bloß provozieren wollte, und ging nicht darauf ein.
Classen atmete durch, nickte und lief los. Er schoss den Bolzen im zugigen Lauf in die blutrote Mitte der Zielscheibe »Offenbar willst du mit mir auf Nachtjagd gehen«, murmelte Neel, dabei konnte Classen von dieser Siegprämie noch gar nichts wissen. »Hoffentlich kommen wir auch beide wieder nach Hause mein Freund.«
Eine knappe Stunde später war Neel zwar nicht mit allen Ergebnissen zufrieden, wohl aber mit dem Einsatz, den die Männer zeigten Es war nicht von Bedeutung, dass sie sich weniger aus Respekt vor ihm anstrengten, sondern vor allem, um sich den anderen gegenüber zu beweisen. Sobald Neel an der Reihe war, schlug sein Herz harter. Ihm war klar, dass alles außer Bestleistungen eine Blamage gewesen wäre. Man erwartete mehr von ihm. Dass er gefoltert und seine Beine gebrochen worden waren, hatte keine Bedeutung Er war der Sieger des Chivvys und jeder der Anwesenden lechzte nach dem Beweis, dass er dies lediglich einem glücklichen Zufall zu verdanken hatte. Kaum einer war nicht der Meinung, einen besseren Hauptmann abzugeben. Neels einzige Chance, sie vom Gegenteil zu uberzeugen, bestand darin, sich mit Leistungen zu beweisen, die sich messen ließen: Treffern.
Er zielte gerade auf die Scheibe und fokussierte seinen Blick auf deren Mitte, als er in seinem Rücken sich rasch nähernde Hufschläge vernahm. Er wirbelte herum. Noch immer war er leicht zu erschrecken. Er hasste Matthial dafür.
Doch es war kein Rebell, der sich zu Pferd näherte, es war ein Percent, ein Leutnant, einige Jahre älter als er. Neel ließ die Armbrust sinken und machte das Zeichen für Respekt. Der andere stoppte sein Pferd mit einer engen Wendung, erwiderte die Geste aber nicht.
»Der dritte Präsident fordert, dich sofort zu sehen.« Der Mann wusste, dass Neel den gleichen Befehl schon am Vortag ignoriert hatte. Das ließ die Betonung deutlich erkennen.
»Richte ihm aus, dass ich komme, sobald ich mit meinen Männern fer-«
»Du kommst sofort mit!« Der Leutnant duldete keinen Widerspruch, und da er im Gegensatz zu dem Boten, der gestern
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