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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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gekommen war, im Rang höher stand als Neel, war dieser gezwungen, ihm Folge zu leisten.
    Neel biss die Zähne zusammen. Gerade war es ihm gelungen, seine Männer und sich selbst ein Stück weit zu motivieren, da kam Cloud mit seinen Befehlen und machte alles wieder zunichte. Er musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass sein Regiment geschlossen grinste.
    »Geht zu zweit eure üblichen Patrouillen«, wies er seine Männer an. »Und überlebt sie, wenn es irgendwie geht.« Dann folgte er dem Leutnant. Man hatte ihm kein Pferd mitgebracht, er war gezwungen, neben der trabenden Stute herzulaufen. Es war nicht weit bis zum Hotel. Nur seinem verdammten linken Bein ... dem war es viel zu weit.
    Neel war neugierig auf Clouds Privaträume im Hotel. Was boten sie ihm hier, dass er Mina und sein gemütlich eingerichtetes Haus am Stadtrand zurückließ?
    Sein ehemaliger Mentor empfing ihn allerdings in seinem Büro, einem großen Raum mit schweren Vorhängen und dunklem Holzboden, in dem der einzelne Schreibtisch regelrecht verloren wirkte.
    Cloud, der hinter dem Tisch saß, schien sich allerdings wohlzufühlen. Er lehnte sich in einer Art im Sessel zurück, als wären diese Räumlichkeiten schon seit Jahren sein Hoheitsgebiet, dabei wies hier nichts, rein gar nichts, auf ihn hin. Vielleicht waren der viele Platz und die ausgedehnte Leere nur dazu gut, um die Percents einzuschüchtern, die die zweifelhafte Ehre besaßen, den Präsidenten aufsuchen zu dürfen.
    »Du hast nach mir geschickt«, sagte Neel, nachdem er eine Weile stumm abgewartet hatte. Er stand mitten im Raum, drei bis vier Schritte vom Schreibtisch entfernt. Es gab dort keinen weiteren Stuhl und das übliche Prozedere - vor dem Präsidenten am Boden zu knien - war ihm zwar vertraut, er brachte es jedoch nicht über sich. Cloud kannte ihn; kannte den Respekt, den er ihm, seinem ehemaligen Mentor, entgegenbrachte. Es war ehrlicher Respekt, er bedurfte keiner demütigen Gesten. Nicht mehr.
    Cloud dehnte sein Schweigen weiter aus. Schließlich entgegnete er: »Du bist spät.«
    »Ja. Ich musste nachdenken.« »Nachzudenken ist die Aufgabe der Triade, Neel.« »Dann hast du bis zu deiner Ernennung gestern nicht gedacht?« Cloud lächelte, doch es wirkte, als hätte er etwas Bitteres im Mund. »Du hättest es so weit bringen können. Warum fällt es dir nur so schwer, vernünftig zu handeln?«
    Weil unsere Ansichten über Vernunft nicht in die gleichen Formen passen, dachte Neel, aber er sagte nichts.
    »Ich kann nicht dauerhaft darüber hinwegsehen, dass du die Regeln brichst, Neel«, fuhr Cloud fort. »Selbst wenn ich es wollte - das geht zu weit. Von deiner Verfehlung gestern weiß kaum jemand, das können wir unter den Tisch kehren, aber noch einmal werde ich dir das nicht durchgehen lassen. Hast du mich verstanden?« Neel nickte. »Warum wolltest du mich sprechen?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich hatte einen Auftrag für dich, aber jetzt weiß ich nicht mehr, ob du der Richtige dafür bist.«
    Schon wieder rollte das innere Zittern über Neel hinweg wie ein Schweißausbruch, der nicht durch die Haut kam und das Fleisch vergiftete. »Du wusstest es vorher.«
    »Ich rede nicht von deinen Verletzungen«, erwiderte Cloud so leichthin, als wären die Narben belanglos. Aber das waren sie nicht, Neel hatte das kurze Stocken zwischen den Worten wahrgenommen. »Ich rede von deinen Augen.«
    »Meine Augen sind in Ordnung.« Neel erinnerte sich schmerzhaft daran, wie er in der Sonne die Lider zusammengepresst hatte, um seine Augen zu schützen - wenigstens seine Augen. Er hatte gespürt, wie die dünne Haut seiner Lider sich in der Hitze zusammenzog wie schmelzendes Plastik, aber irgendwie war es ihm gelungen, keine vernichtenden UV-Strahlen an seine Augen kommen zu lassen. Er bewunderte Alex für die Geschicklichkeit, mit der sie sich durch eine Welt aus Schwärze bewegte. Ihm jagte allein die Vorstellung eine Mordsangst ein. Er hätte ohne sein Augenlicht nicht weiterleben wollen, nicht weiterleben können.
    »Das meine ich nicht. Ich spreche davon, dass deine Augen früher immer nach etwas gesucht haben. Nach Antworten auf Fragen -«
    »Die du zu stellen verboten hast«, unterbrach Neel ihn.
    Cloud nickte bedächtig. »Die Zeit war ungünstig.«
    »Und jetzt ist sie vorbei.« Neel hatte Lust, sich abzuwenden und Cloud sitzen zu lassen. Er wusste, worauf sein Mentor anspielte. Auf eine kleine Gruppe, die zu erfahren versucht hatte, ob auch in anderen Ländern Krieg

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