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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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mit einem Blick, dass meine Vermutung zutraf. »Du bist doch ein Wallach?«
    Er stupste mich mit der Nase an. (Vermutlich versuchte er mir klarzumachen, dass er Hunger hatte und ihm sein Name vollkommen egal war.)
    »Dann ist es beschlossene Sache. Es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen.«
    Dich freut es vermutlich weniger. Wie gut, dass du mir das nicht sagen kannst.
    Wir gingen weiter, Rogues Kopf so dicht an meiner Seite, dass jeder seiner Atemzüge meine Hand wärmte. Der Rest meines Körpers wurde mit jedem Schritt kälter. Meinen Wollpullover hatte ich kürzlich erst eingefettet, aber dem stetigen Schneefall hatte er nicht viel entgegenzusetzen. Geschmolzene Flocken sickerten durch die Schulterpartien und legten sich wie ein kalter, nasser Film auf meine Haut. Ich schimpfte leise auf Jamie, der zum Preis eines Pferdes meine warme Lederjacke bekommen hatte. So sehr, wie ich fror, kam mir der Handel denkbar mies vor.
    Inzwischen hatte sich der Tag immer weiter zurückgezogen, die Dunkelheit schien immer näher zu rücken. Die Nacht kam früh.
    Wir schlichen durch eine ehemalige Wohngegend, die Überreste der Häuser erinnerten mich an faule Zahnstumpen. Kaum eine Mauer reichte noch höher als meine Hüfte. Wenn es hinter den Steinen raschelte und Rogue vor Schreck alle vier Hufe in den Boden rammte und den Kopf hochriss, redete ich ihm nicht mehr ein, dass er ein elender Feigling war und es sich bestimmt nur um Mäuse oder Tauben handelte. Ich musste das Pferd nicht anlügen. Normale Tiere suchten bei Dämmerung Schutz. Nur eine Art von Tieren wurde erst am Abend richtig aktiv. Die Mutantratten. Sie waren die heimlichen Herrscher der Nacht.
    Auch die Krähen waren wieder in größerer Zahl an unserer Seite. Es schienen immer mehr zu werden. Rogue, mein nervöser Freund, rollte manches Mal seine Augen in ihre Richtung, aber ich hatte mich so sehr an ihre Anwesenheit gewöhnt, dass es mir Angst gemacht hätte, ihren peitschenden Flügelschlag und das vereinzelte »Krahkrah« nicht mehr zu vernehmen.
    Ich zwang mich, das Tempo anzuziehen. Rogue ließ sich von mir zerren, er hatte keine Kraft mehr. Seine Hufe schleiften fast über den Boden, als wären sie mit Blei beschlagen.
    »Komm schon«, lockte ich ihn. »Gleich haben wir es geschafft. Gleich. Komm schon, komm schon.«
    Ich hatte keine Idee, wohin wir sollten, ich wusste ja nicht einmal genau, wo wir waren. Von den Überresten der Siedlungen hatten wir uns zu meinen Clanzeiten meist ferngehalten, da sich in den halb zugeschütteten Kellern oft Clanfreie versteckten. Viele von ihnen waren Fremden nicht freundlich gesinnt. Hunger konnte Mensehen zu Bestien machen. Ich hatte von Frauen gehört, die ihre abgemagerten Kinder mit dem Fleisch der eigenen Väter gefüttert hatten, um sie am Leben zu halten. Trotz der Kälte lief mir ein heißer Schauer über den Rücken und an meinen Schläfen brach Schweiß aus.
    Mir begann warm zu werden. Das klingt nicht dramatisch, doch wenn der unterkühlte Körper beginnt, sich warm anzufühlen, hat man normalerweise nicht mehr viel Zeit, bis man erfriert.
    Ich brach einen dünnen Zweig vom Skelett eines Busches und benutzte ihn, um Rogue anzutreiben. Ich wäre gern wieder auf seinen Rücken geklettert, so hätte sein Leib zumindest meine Beine gewärmt, aber ich würde es nicht mehr schaffen, mich hochzuziehen. Meine Füße schienen zu zwei schmerzenden Klumpen gefroren zu sein, die mich am Vorwärtskommen hinderten.
    Als ich eine niedrige Mauer entdeckte, führte ich ihn darauf zu und kletterte auf die bröckeligen Backsteine. Ich musste um mein Gleichgewicht kämpfen und Rogue nutzte den Moment, um zur Seite wegzutreten. Ich begann zu heulen, fluchte, spuckte auf den Boden und versuchte es hektisch noch einmal. Das Pferd wich mir wieder aus. Entschieden wehrte es sich dagegen, mich aufsitzen zu lassen. Bei all dem Getänzel kippte ich von der Mauer und fiel beinahe auf die Knie. Ich ballte die Faust, drohte ihm, boxte vor seiner Nase in die Luft, aber ich brachte es nicht über mich, ihn zu schlagen. Auch wenn ich den Gedanken ungern zuließ, war mir bewusst, dass der Braune mich nicht ärgern wollte, sondern bloß zu erschöpft war. So wie ich ihn stundenlang durch den Wald gehetzt hatte, war es nicht verwunderlich, dass er mich nicht mehr auf seinem Rücken haben wollte. Ich beließ es dabei, einen Arm über seinen Hals zu legen, mich auf ihn zu stützen und meine Seite an seiner Schulter zu wärmen. So kämpften wir

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