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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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lächelte. »Möge dir die Sonne scheinen und den Deinen ... meinetwegen eben der Mond.«
    »Möge dir und den Deinen die Sonne scheinen, Matthial. Und das tut sie. Sie scheint. Auch wenn wir sie nicht sehen. Leb wohl.«
    Ich ging los und drehte mich nicht ein einziges Mal um. Wer wusste, ob wir uns wiedersahen.
    Und unter welchen Umständen.

13
    meine erwartung an morgen ist das,
    was mich heute nicht schlafen lässt.

    Hoch über dem Grau von Dark Canopy verging der Tag. Die Dämmerung saugte die noch verbliebenen Farben aus Büschen, Farnen und Bäumen - man konnte beinahe zusehen, wie der Raureif dicker wurde, der sich glitzernd um die Baumstämme wand.
    Das Mädchen zitterte. Man hatte ihr kein eigenes Pferd gegeben, sodass sie nun hinter Neel im Sattel saß. »Sind wir bald da?« Valerias Stimme klang resigniert und er hätte gerne verneint.
    »Ja. Noch bevor es völlig dunkel ist.«
    »Und ihr reitet dann sofort zurück?«
    »Im gestreckten Galopp, bis wir in der Stadt sind oder die Pferde zusammenbrechen.« Ihm war klar, dass sie das nicht wissen wollte. Er würde sie allein in diesen gefährlichen Wäldern zurücklassen, darum ging es ihr. Aber das bekam er nicht über die Lippen.
    Sein Blick glitt über die kleine Reitergruppe. Er hatte, ohne einen Moment der Unaufmerksamkeit zuzulassen, auf eine Chance gelauert, den Kriegern zu entwischen und das Mädchen zu retten. Oder zumindest eine Botschaft an Graves abzusetzen, der die Kleine beschützen könnte. Vergebens. Die anderen Reiter hatten ihn keinen Augenblick lang unbeobachtet gelassen und damit stand fest, dass es der Triade nicht um die Bestrafung des Mädchens ging. Er sollte bestraft werden, Neel. Das Mädchen war nur das Werkzeug. Cloud wusste um Neels Mitgefühl.
    »Sie müssen mich ja sehr fürchten, wenn sie mich mit fünf Kriegern bewachen«, murmelte Valeria düster, als hätte sie Neels Gedanken gelauscht.
    Er lachte freudlos. »Vier davon wachen über mich.«
    »Dann fürchten sie dich.«
    Bedauerlicherweise schätzte Neel das anders ein. Cloud wollte ihn einfach nur am Boden sehen und hatte es innerhalb so kurzer Zeit geschafft, sich für diesen Zweck die Triade zu eigen zu machen. Aber er ließ das Mädchen in dem Glauben.
    »Hast du deine Waffe?«
    Man hatte Valeria erlaubt, ihren unbeholfen angefertigten Bogen und ihre schlecht ausbalancierten Pfeile mitzunehmen. Waffen, die die Bezeichnung Kinderspielzeug verdienten. Darüber hinaus war ihr keine weitere Waffe erlaubt und offenbar hatten die Percents, die Neel begleiteten, die Order erhalten, darauf zu achten, dass er ihr keine unterschmuggelte. Neel selbst war noch im Saal der Triade entwaffnet worden. Es war ihm lediglich gelungen, einen Hirschröhrenknochen, den er während einer Pinkelpause gefunden hatte, mit seinem kleinen Taschenmesser in Form zu schleifen und Valeria beides zuzustecken. Das Gebein war mehrere Jahre alt und steinhart getrocknet, also ein tauglicher Dolch. »Stich den Knochen so tief du kannst ins Fleisch«, hatte er ihr geraten. »Selbst wenn die Verletzung nicht tödlich ist, wird sie deinen Gegner schwächen, denn durch die Röhre läuft das Blut ungehindert ab. Versuche, weitere solcher Knochen zu finden, und präpariere sie so, wie ich es getan habe.«
    »Gegen was muss ich da kämpfen?«, fragte Valeria leise.
    Hinter ihnen raschelte es im Unterholz. Es klang nach etwas Großem, das sich langsam bewegte. Gemächlich, als hätte es Zeit.
    »Gegen alles, was dir zu nahe kommt.«
    »Ich kann doch nicht drei Tage lang kämpfen.«
    »Das musst du aber. Oder ...«
    »Oder?«
    »Du könntest fliehen. Weißt du, wo Osten ist? Wenn du immer nach Osten gehst, erreichst du irgendwann das Gebiet eines Rebellenclans.« Ihm wurde die Zunge taub, als er an die Waldleute dachte. »Sie werden dir helfen.«
    »Wie finde ich sie?«
    »Seht, leise, sonst hört uns jemand. Sie finden dich, wenn du ihr Revier betrittst.« Er hoffte, damit recht zu behalten.
    »Aber«, Valeria schluckte laut, »wenn ich keine Beute bringe ... Was wird dann aus Killian?«
    Ihre Bedenken stachen ihn wie Dornen. Die Flucht, die ihre einzige Überlebensmöglichkeit darstellte, war ein Weg, der nur in eine Richtung führte. Sie würde ihren Bruder nie wiedersehen. »Niemand erwartet, dass du Beute erlegst, daher werden sie deinem Bruder nichts weiter tun. Sie gehen davon aus, dass du stirbst. Lass sie in dem Glauben. Du darfst nur niemals zurückkehren.«
    Neel spürte Valeria in sich zusammensinken.

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