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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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das, Hauptmann Neel. Tja, aber das ändert nichts. Ich mache jetzt zu.«
    Eine kalte Hand schloss sich um Neels Nacken. Eine Sekunde lang bestürzte es ihn, wie sehr ihn die Aussicht, nichts zu trinken zu bekommen, erschreckte. »Ich ... musste die ganze Nacht reiten. Zum Blauen See und zurück in nicht mal ganz einem Tag.«
    »Dann füttere dein Pferd gut, Hauptmann, es hat das bestimmt nötig. Ich schließe jetzt.«
    »Gib mir nur einen Gebrannten. Einen doppelten. Dann gehe ich.« Er brauchte einen ruhigen Kopf und einen klaren Verstand, er brauchte beides so dringend, dass er ein widerwilliges »Bitte« nachsetzte. Das scharfe Gebräu konnte ihm helfen - ein paar Augenblicke nur, aber das würde schon reichen.
    Der Wirt schüttelte den Kopf. »Ich bin müde, war wirklich eine lange Nacht. Gleich beginnen die Sonnenstunden. Geh nach Hause.«
    Und all die Gedanken an Valeria und Edison mitnehmen?
    »Unmöglich.« Neel straffte die Schultern, hob den Kopf. Sein Frust machte ihn gefährlich, er spürte es selbst. Es gefiel ihm nicht, aber er nutzte es aus. »Bring mir augenblicklich, was ich verlangt habe«, sagte er langsam und so leise, dass der Wirt gut zuhören musste, »oder ich sorge dafür, dass du in Zukunft jede Nacht ausschlafen kannst, weil du diese Bar hier nie wieder öffnen, schließen oder putzen wirst.«
    »Hauptmann? Du ... drohst mir?« Der Mann schluckte. Er war einer der wenigen Percents, die nie Krieger gewesen waren, ging immer leicht gebückt, bewegte sich viel zu schwerfällig für seine schlanke Statur. Und er war dafür bekannt, nicht der Mutigste zu sein, es sei denn, jemand versuchte, die Zeche zu prellen. Unter Neels Blick schmolz er zusammen wie das Schmutzwassereis, mit dem er die Getränke kalt hielt.
    »Ich drohe dir nicht.« Neel griff in seine Tasche, zog eine Münze heraus und legte sie auf den nächstbesten Tisch. »Ich verspreche dir etwas.« Dann ging er in die hinterste Ecke der Bar, nahm sich einen Stuhl und wartete auf sein Getränk.
    Er musste nicht lange warten.

14
    angst vor dem tod ist nicht gleichbedeutend
    mit angst vor dem sterben.

    Wenn Schnee taut, den Boden durchweicht und dann wieder gefriert, entstehen jene verharschten Unebenheiten, auf denen man zu Fuß nur langsam vorwärtskommt. Und nie, ohne alle paar Meter umzuknicken oder auszurutschen. Mein ganzer verdammter Weg führte über diesen unwirtlichen Untergrund. Ich riss mir nicht nur zusätzliche Löcher in die Hose und schlug mir mehrfach die Knie blutig, ich verlor vor allem auch Zeit. Als es schließlich dunkel wurde und ich beim besten Willen nicht mehr weiterwandern konnte, blieb mir eine schlaflose Nacht lang Zeit, mich selbst zu zerfleischen angesichts meiner naiven Hoffnung, die Stadt am Abend zu erreichen. Ich mochte zügig marschieren können, wenn ich bei Kräften war und die Wetterverhältnisse nicht zu unvorteilhaft, aber die Annahme, ich würde im Winter für den Weg einen Tag benötigen, den wir im Sommer auf Pferden und mit guter Laune in zwei oder drei Stunden zurückgelegt hatten, konnte man nicht als positives Denken bezeichnen, ich hatte mir schlicht und ergreifend in die eigene Tasche gelogen.
    Erst als sich der neue Tag zögerlich aus der Nacht schälte und nachdem ich an den eisigen Stamm eines Baumes gelehnt ein wenig unruhigen Schlaf gefunden hatte, kam ich zu dem Entschluss, mich lange genug über mich selbst geärgert zu haben. Ich hatte meine gerechte Strafe erhalten - vor allem mein Rücken. Meine Gelenke knackten wie trockene Äste, als ich die Arme ausstreckte.
    Nie hätte ich angenommen, mich einmal nach der Stadt zu sehnen. Dabei wusste ich noch nicht einmal im Ansatz, was mich dort erwartete. Mehr als den groben Plan, zu Flagg's Boulder zu gehen, hatte ich nicht. Hoffentlich kam ich ohne eine Alternative aus.
    Ich klopfte mir, so gut es möglich war, den Schmutz von den Kleidern und schlug mir gegen die Waden und Oberschenkel, um meine Beine aufzuwärmen. Meine Füße spürte ich ohnehin nicht mehr. Aber dank der Jacke war ich weder erfroren noch ernsthaft ausgekühlt. Ich befreite sie mit den Fingerspitzen von Erde und Laub und strich das Fell glatt. Dann machte ich mich auf den Weg. Die Stadt war nun wirklich nicht mehr weit.
    • • •
    Ich stieß etwas östlich des Großen Nordtors auf den Zaun. Diesen Abschnitt kannte ich nicht, zu Rebellenzeiten (wie seltsam, dass ich diese bereits als beendet betrachtete) waren wir an anderen, sorgsam ausgekundschafteten Stellen

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