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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Zaun hängen - zahllose kleine Klingen im Fleisch. Diesmal hatte ich mehr Glück als Sprungkraft. Der Zaun zerschnitt den Schnürsenkel meines Stiefels und gab mich wieder frei. Ich flog kopfüber auf den Boden zu. Irritierend, wie langsam ich fiel. Ich fand Zeit, jede Bewegung einzuschätzen, merkte in beinahe analytischer Präzision, dass ich mich nicht richtig würde abrollen können, und beließ es dabei, meinen Kopf und meinen Nacken mit den Armen zu schützen. Es krachte, als ich aufschlug, erst mit den Ellbogen, dann mit dem Schädel und zum guten Schluss mit dem Rücken. Für ein paar Augenblicke lag ich in stiller Dunkelheit und mir wurde ganz warm. Ich spürte mein eigenes Blut, wie es mir ins Gesicht schoss, und wunderte mich kurz darüber, wie man in einer solchen Situation noch Scham empfinden konnte. Dann kam ich wieder zu mir und plötzlich war mir nichts mehr peinlich. Ich stöhnte, weil mein Arm, der beim Chivvy den Schuss abbekommen hatte, brannte, als wäre er erneut von einer Kugel durchbohrt worden. Ich presste die Lippen zusammen und drückte eine Hand auf meinen Mund, um nicht auf mich aufmerksam zu machen. (Auch wenn mein glamouröser Abgang vermutlich bis in die Stadt zu hören gewesen war.) In meinen Ohren brodelte es, die Welt um mich herum verschwamm und wurde wieder scharf. Verschwamm und wurde scharf. Verschwamm ...
    Hatte das schlagende Geräusch aufgehört? Nahm ich es nicht mehr wahr oder war es verstummt? Hatte man mich bemerkt?
    Dumme Kuh, natürlich hat man dich bemerkt, wenn du aufschlägst wie ein vom Himmel gefallenes Pferd!
    Ich rappelte mich auf und konnte ein paar krächzende Laute nicht unterdrücken. Der Schmerz war nicht mehr zu lokalisieren, ich konnte nicht mehr benennen, was mir wehtat, spürte nur noch, dass es wehtat, von der Schädeldecke bis in die Zehen. Zehen? Die Zehen meines linken Fußes wurden ganz nass. Ich sah irritiert auf meine Socke und dann den Zaun hinauf, wo mein Stiefel in unerreichbarer Höhe hing und am Schnürsenkel hin und her pendelte.
    Es störte mich weniger, nur mit einem Stiefel laufen zu müssen. Was mich quälte, war die Tatsache, etwas zurückzulassen, das für jeden Spürhund ein gefundenes Fressen bedeutete. Ich rüttelte so stark an dem Zaun, dass der Draht mir in die Hände schnitt, aber mein Stiefel blieb, wo er war.
    Das Messer werfen?
    Nein, das wäre töricht. Ruhig bleiben. Falls es auf die andere Seite des Zauns fiel, wäre ich unbewaffnet. Und der Kampf war nah, ganz nah. Jemand kam näher. Im gleichen Moment, als ich mich zur Flucht ohne Stiefel entschied, erblickte ich einen Percent im gemächlichen Laufschritt den Zaun entlangtrotten. Und dann sah er mich auch.
    Ich konnte ihn nur anstarren. Wartete mit pochendem Herzen und ebenso pochenden Instinkten, was geschehen würde. Mir war klar, dass eine Flucht aussichtslos war. Er trug ein Comm am Gürtel - ich sah es genau, sah die Kanten und die scharfen Linien des schwarzen Kästchens, auch wenn das gesamte restliche Bild verschwommen war und vor meinen Augen tanzte. Und ich sah, wie er mich wahrnahm, hastig die Luft einzog und zu rennen begann. Zu jagen.
    Eine Erinnerung traf mich blitzartig. Neel, wie ich gegen ihn für meine Freiheit kämpfte, damals im Training, als ich noch geglaubt hatte, ihm entkommen zu können. Ich war gut gewesen - einmal hatte ich ihn geschlagen. Heute kämpfte ich aus einem viel besseren Grund: Ich kämpfte für Neel, für die Möglichkeit, ihn wiederzusehen. Ich war zu lange Soldat gewesen und meine momentanen Chancen zu groß, um der leisen Stimme zu gehorchen, die mir zuhauchte, ich solle wegrennen. Der Percent würde Alarm schlagen, wenn mir eine Flucht in Richtung Stadt gelang, er würde es mir nicht erlauben, mich ungesehen unter die Bewohner zu mischen. Also packte ich mein Messer. Der Griff schien meine brennenden Handflächen zu trösten. Meine eben noch zitternden Finger waren plötzlich stark, meine bebenden Schultern fest. Mein Herz polterte nicht mehr, es peitschte meinen Körper voran.
    Ich näherte mich langsam dem heranstürmenden Percent. Er war schon seit Jahrzehnten nicht mehr jung. Ein irreales Gebilde aus hölzernen Knochen und Haut wie aus Leder, Steine anstelle der Augen - das war er für mich. Ich sah weder einen Mann noch einen Percent in ihm - ich sah nur ein Wesen, das mich aufhalten wollte.
    Ich ließ ihn kommen, verlagerte mein Gewicht, um einen sicheren Stand zu haben. Ruhig, beinahe gelassen, beobachtete ich, wie der

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