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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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durch die Zäune gebrochen. Aber ich hatte weder Kraft noch Nerven übrig, um noch länger zu marschieren, also musste ich wohl oder übel hier in die Stadt eindringen. Der Zaunabschnitt schien mir nicht ganz ungeeignet, denn er lag im Wald und war somit schwer einsehbar. Das Tor war allerdings nicht weit entfernt und ich erinnerte mich schaudernd, dass es immer gut bewacht wurde. Vielleicht patrouillierten hier Percents? Ganz sicher, sobald sie etwas Verdächtiges hörten oder witterten.
    Nicht zaudern!, ermahnte ich mich und ging mit entschlossenen Schritten zum Zaun.
    Eine Wand aus verflochtenen Drahtseilen trennte mich von der Stadt, gut doppelt so hoch wie ich und oben zusätzlich mit Z-Draht gesichert. Jede seiner Klingen war so scharf, dass wir sie manchmal gestohlen hatten, um sie zum Haareschneiden oder für einfache Operationen zu verwenden. Weiterer Z-Draht war in unregelmäßigen Abständen in den Zaun eingeflochten. Wie ein Spinnennetz, das nur an manchen Stellen tödlich klebrig war.
    Niemand war zu sehen oder zu hören.
    Es wäre so einfach, die Drähte zu kappen und hindurchzuhuschen. Leider verfügte ich über kein passendes Werkzeug. Mit meinem Messer musste ich es erst gar nicht versuchen. Marode, rostige Zäune bekam man mit Messern kaputt, aber dieser hier war stabil, ich würde bloß die Klinge beschädigen.
    Mit einem Stock bohrte ich in der Erde nahe dem Zaun herum und prüfte, wie tief man ihn eingelassen hatte. Entschieden zu tief, um mich hindurchzugraben.
    Blieb nur darüberzuklettern.
    Ich lief parallel zu dem Drahtgeflecht und fand bald einen Baum, der zwar nicht wirklich nah am Zaun wuchs, aber nah genug, um es zu riskieren, wenn man nichts zu verlieren hat. Auf die richtige Höhe hochgeklettert war ich schnell. Runter ... ging es nicht so einfach.
    Ich würde nur einen einzigen kraftvollen Sprung benötigen. Als Kind war ich häufiger aus ähnlichen Höhen gesprungen. Vielleicht nicht aus dieser Entfernung über einen Zaun, der mit Widerhaken gespickt war, auf durchgefrorenen Waldboden ... Aber ich war auch noch nie mit solcher Motivation gesprungen.
    Ich brauchte nur Mut.
    Und den hatte ich nicht.
    Also hockte ich wie ein unbeholfener Riesenvogel auf einem Ast und kämpfte gegen vollkommen unangebrachte Tränen der Wut an.
    Was war nur aus mir geworden? Das war doch nicht mehr ich! Wann und wo hatte ich mich bloß verloren? Mir lief die Nase, ich wischte sie mir am Ärmel ab und heulte leise vor mich hin. Tränen zurückzuhalten, hatte mir noch nie geholfen. Vielleicht bewirkte das Ausweinen, dass ich mich etwas leichter fühlte. Ich ballte die
    Hände zu Fäusten (obwohl meine wund gescheuerten Handflächen inzwischen brannten, als umfasste ich ein glühendes Eisen) und schlug gegen die Baumrinde. Klatsch. Klatsch. Klatsch.
    Plötzlich verharrte ich bewegungslos. Hatte ich nicht etwas gehört, abgesehen von den Geräuschen, die ich selbst verursachte? Ich lauschte. Tatsächlich, da war ein unregelmäßig wiederkehrendes Geräusch, ein dumpfes Schlagen. Und es kam näher.
    Ich sah mich hektisch um.
    Nichts und niemand gab sich zu erkennen, der Wald war aufgrund der vielen dicht stehenden Nadelgewächse nicht einsehbar. Alles, was ich erblickte, war der Zaun. Er vibrierte.
    Der Wind? Was für ein Unsinn! Der Wind ist kaum mehr als ein laues Lüftchen.
    Da kam jemand und klopfte den Zaun auf der Suche nach Schwachstellen ab. Mist!
    Ich hatte keine Ahnung, ob sich derjenige außerhalb oder innerhalb der Stadtgrenze befand (Oder befanden? Wer sagte, dass es eine einzelne Person war?), was allerdings auch recht unerheblich war, denn abgesehen von einem Messer traf jede Waffe ihr Ziel auch durch einen Zaun. Ich saß in wirklich bemerkenswerter Höhe, aber der Baum war eindeutig zu klein, um mich zu verbergen. Eine blitzschnelle Bestandsaufnahme meiner Glieder und Verletzungen machte mir sofort klar: Würden sie mich hier oben entdecken, standen meine Chancen nicht besonders gut. Ich konnte zwar trotz der Verbrennungen an meinen Handflächen klettern, aber nur mühsam. Langsam. Sie würden mich von meinem Ast schießen wie eine schlafende Eule.
    Es blieb nur die Flucht. Sofort!
    Ich sprang, ehe mir erneut Zweifel kamen. Und ich bereute meine Entscheidung buchstäblich im Flug. Das lange unbequeme Verharren hatte meine Beine steif und kalt werden lassen. Ich streifte die oberen Drahtschlingen mit einem Fuß, verhedderte mich und sah mich für einen schrecklichen Augenblick schon kopfüber im

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