dark destiny
Percent die Armbrust von seinem Rücken riss und auf mich anlegte. Diese Waffe war sein größter Vorteil mir gegenüber. Ich registrierte die winzige Regung seiner Hand, erkannte, wie sich die Sehnen seiner Finger bewegten, als er schoss. Und genau in diesem Augenblick machte ich eine halbe Drehung, wich nur ein kleines Stück zur Seite. Der Bolzen flog so dicht an meinem Rücken vorbei, dass ich zu spüren glaubte, wie er das Fell meiner Jacke touchierte.
Er hatte mich nicht getroffen. Und war nun einen Moment lang nahezu unbewaffnet.
Wir rannten die letzten Meter aufeinander zu. Der Percent musste die Armbrust beiseitewerfen, weil ich zu nah war, als dass er einen Bolzen hätte einlegen können. Er zog ein Messer aus dem Gürtel. Es war größer als meins, fast schon ein kurzes Schwert, und ich erkannte Scharten im rostigen Stahl. Schmutz auf der Klinge, altes Blut. Eine sehr gefährliche Waffe. Tödlich, wenn man Pech hatte. Schleichend.
Er schwang die Waffe, sein Ziel war mein Kopf, aber ich wich schneller aus, als er die Richtung wechseln konnte. Ich machte mich klein, tauchte unter seiner Klinge hindurch, huschte an ihm vorbei.
Dicht hinter ihm warf ich mich auf den Boden und da war er: der perfekte Moment, um zuzuschlagen. Ich rammte mein Messer in seine Ferse, durchtrennte das Leder seines Stiefels, sein Fleisch und seine Achillessehne. Der Percent ging in die Knie und sein Blut schmolz den Schnee. Ich versetzte ihm einen Stoß, damit er von mir weg fiel, aber ein einziges Mal war er schneller als ich und packte mir ins Haar. Ich spürte keinen Schmerz, aber ich hörte mich schreien. Mein Messer entglitt meiner Hand, es steckte so fest in seiner Ferse, dass ich die zweite Hand zu Hilfe nehmen musste, um es herauszuzerren. Percent-Blut rann in meinen Ärmel, als ich die Hand nach oben riss und mit dem Messer wahllos über meinem Kopf herumfuchtelte, dort, wo er seine Faust in mein Haar gegraben hatte. Er ließ mich los. Hatte ich ihn getroffen? Mehr Blut. Und plötzliche Hitze an meiner Schulter. Wo war sein Messer? Ich erkannte, wie er es anhob, damit auf meine Kehle zielte, seinen Oberkörper zu mir drehte, als wollte er sich auf mich stürzen und mich unter sich begraben. Einem ersten Impuls folgend, wollte ich mit meinem Messer das seine abwehren. Doch dann stach ich dem Percent die Klinge meines Messers in die Brust und sein eigener Schwung spießte ihn auf, bis nur noch das Heft aus seinem Körper ragte.
Ich wusste, dass er tot war, als er mit seinem ganzen Gewicht auf mich sackte. Sein Kopf lag so nah an meinem, dass ich seinen letzten Atemzug nicht nur hörte, sondern an meinem Ohr fühlte. Er klang erschöpft.
Ich wagte es nicht gleich, mich zu bewegen. Langsam gewann ich die Kontrolle über meine Glieder wieder. Ich schob meinen Angreifer von mir herunter. Als er zur Seite kippte, streifte mich seine Hand. Er hielt ein dickes Büschel meiner Haare zwischen den Fingern. Mein Magen zuckte.
Matthial hatte einmal gesagt, nur der erste Tote würde einem
Krieger nahegehen. Damals hatte ich ihm geglaubt. Heute wusste ich es besser. Es wurde immer schlimmer.
Der Percent musste eine Zaunpatrouille gewesen sein, vermutlich war er am Großen Nordtor stationiert. Spätestens wenn er dorthin nicht zurückkehrte, würde jemand nach ihm suchen. Wenn ich Pech hatte, war ihm vor dem Kampf in den Sinn gekommen, über das Comm seine Kameraden aufmerksam zu machen.
Ich musste dringend hier weg.
Hastig ließ ich meinen Blick noch einmal über den Toten schweifen. Gab es irgendetwas, was ich mitnehmen sollte? Ohne Skrupel schnitt ich ihm die Wasserflasche vom Gürtel - die Aussicht auf sauberes Wasser fühlte sich nach all dem gelutschten schmutzigen Schnee wie eine Köstlichkeit an. Seine Stiefel zu stehlen, brachte ich nicht über mich: Der eine war blutbesudelt und die Aussicht, sie dem Percent von den Füßen zerren zu müssen, erfüllte mich mit Grauen. Das Messer allerdings hob ich auf. Und erstarrte. Da war frisches Blut an der Klinge, zusammen mit Rost, Schmutz und altem, festgetrocknetem Blut. Behutsam legte ich es wieder auf den Boden und tastete über meine Schulter. Warm und feucht. Und als ich meine Fingerspitzen betrachtete, waren sie von einem dünnen roten Film überzogen. Der Percent hatte mich erwischt.
Mit angehaltenem Atem zog ich den zerfetzten Stoff auseinander und betrachtete die Wunde. Bloß ein Schnitt an meiner Schulter, eine Hand lang, aber nicht tief, an den Enden kaum mehr als ein
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