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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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Lieblingsspielzeug weggenommen und er zum Gespött unter seinesgleichen wurde.
    Als ich mich umsah, wirkte Widdens Grinsen wie ein verkrampftes Zähnefletschen und meine Schritte wurden hastiger, ohne dass ich es etwas dagegen tun konnte. Es gibt nur eine Sache, die sich schlimmer anfühlt, als verfolgt zu werden: verfolgt zu werden und nicht zu wissen, wohin man gehen kann.
    Doch als hätten meine Gedanken ihn heraufbeschworen, glaubte ich plötzlich, jemanden zu erkennen, der einige Schritte vor mir ging. Die Statur kam mir bekannt vor; die Art, wie der Percent sein Haar trug - wie alle anderen zum Zopf gebunden, aber nicht ganz so akkurat gekämmt. Der Wollpullover.
    »Graves.« Ich hauchte seinen Namen nur, trotzdem zuckte er zusammen, als hätte ich etwas nach ihm geworfen. Er wandte sich um und erkannte mich. Und im gleichen Moment sah er Widden. In seinem Gesicht ging eine Veränderung vor, einerseits kaum wahrnehmbar, andererseits so deutlich, als gefröre Wasser zu Eis. Ich wäre fast vor ihm zurückgeschreckt. Ich kannte den Anblick, wenn Neels Miene Kampf verhieß - aber von Graves hätte ich das als Letztes erwartet. Er, der mit Sicherheit sanftmütigste Percent, vermochte es, eine solche Drohung in seinen Blick zu legen, dass mir kalt wurde. Doch dieser Blick galt nicht mir.
    Widden blieb stehen und sah mit erhobenem Kinn zu uns, ehe er sich wieder in Bewegung setzte. Seine Haltung drückte Überlegenheit aus, doch sie war nur aufgesetzt. Durchschaubar. Sein Zögern hatte ihn verraten. Graves kam offenbar zur gleichen Einschätzung, in seinem Mundwinkel zuckte es düster amüsiert und seine Schultern entspannten sich.
    »Joy.« Graves musterte mich von oben bis unten und brachte es fertig, dass ich mich noch erbärmlicher fühlte. Er sah blass und müde aus. Tiefe Ringe lagen unter seinen Augen und die Narben auf seinen Wangen schienen dunkler als früher. Ich hatte mir gewünscht, ihn wiederzusehen, doch jetzt fand ich mich einer kritischen Ablehnung gegenüber, die sich schlimmer anfühlte als die Furcht vor Widden. Denn ich hatte sie vermutlich verdient.
    »Verstehe«, sagte Widden grußlos zu Graves. »Das Rebellenmädchen, das das Chivvy ad absurdum geführt hat, Hand in Hand mit unserer Missgeburt Graves.«
    Ich ahnte, dass es nun an Graves war zu sprechen.
    »Gibt es einen Grund, der ihr verbietet, hier zu sein, Widden?« Typisch Graves. Sein Tonfall war voller Arroganz, aber er stellte eine Frage und formulierte keine Aussage, deren Bedeutung er sich nicht sicher sein konnte.
    »Keineswegs.« Widden hob die Hände, was deeskalierend hätte wirken können, wenn nicht so viel Streitlust in seinen Augen geleuchtet hätte.
    Aus Graves' Miene sprach nur Desinteresse. Was immer Widden von ihm wollte - seine Unterstützung, seine Erlaubnis, eine Prügelei um mich oder dass er einfach nur den Weg frei machte -, Graves verneinte jede Forderung, ohne dass sie ausgesprochen werden musste.
    »Es ist nur so«, sagte Widden, »dass das Mädchen völlig allein durch die Straßen geirrt ist und ich mir ernsthaft Sorgen um ihre Sicherheit gemacht habe.« Er lächelte schmutzig. »Joy, du glaubst, deine Freunde hier«, er wies auf Graves, »hätten im Chivvy all deine Feinde umgebracht, aber ich fürchte, dem ist nicht so.«
    Graves zog scharf die Luft ein. »Das sind haltlose Unterstellungen.«
    Widden flüsterte ihm etwas zu, wovon ich nicht alles verstand: »... und ich weiß, was beim Chivvy in den Wäldern geschehen ist.«
    »Schön«, mischte ich mich nun doch ein. »Wenn du so genau im Bilde bist, weißt du ja auch, dass Graves überhaupt nicht in den Wäldern war. Ich bin freiwillig in die Stadt zurückgekehrt und habe mein Recht zugesprochen bekommen. Das Chivvy ist vorbei.«
    »Auch für jene, die ihr Leben lassen mussten?«
    Er versuchte, mich zu provozieren, doch ich erwiderte sein falsches Grinsen mit gleicher Münze. »Für die mit ganz besonderer Endgültigkeit.«
    Er griff nach mir, doch ich wich seiner Hand mühelos aus.
    »Sieh es ein, Widden«, sagte Graves. »Die Frau ist Soldat. Sie hat getan, was sie tun musste.«
    Widdens Blick verkantete sich mit Graves'. Ich schien nicht länger beachtenswert und nahm dies als Zeichen, das Richtige gesagt zu haben.
    »Für sie mag das gelten. Nicht für Neel.«
    Graves unterbrach ihn sofort. »Du musst ihn ja für einen wahren Helden halten, wenn du denkst, dass er als Gefangener der Rebellen noch seine eigenen Männer tötet.«
    »Gib es zu, Widden«,

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