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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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vereinbart stoisch wartete, erinnerte ihn das so schmerzhaft an Joy, dass sich sein ganzer Körper zusammenzog und es ihm zu eng in seiner Haut wurde. Er ertappte sich bei der Vorstellung, dass Joy von Ambers Flucht erfuhr, dass sie erfuhr, wer Amber hatte gehen lassen. Würde es etwas ändern?
    Dummer Junge. Clouds Stimme hallte in Neels Kopf wider. Sie verhalten sich verschieden, aber sie sind alle gleich. Für Rebellenfrauen zählt nur ihre Freiheit. Dafür kämpfen sie mit allen Waffen. Mit Sonne, mit dem Mond, mit Schweigen und mit Küssen.
    Um ihre Ziele zu erreichen, hatte Joy ihn mit Waffen geschlagen, denen er nichts entgegenzusetzen gehabt hatte. Er konnte sich nicht helfen, er bewunderte sie dafür. Ihre Gefühle waren echt gewesen, dessen war er sich sicher, aber sie war ihnen nicht ins Netz gegangen, sondern hatte dieses Netz für ihre Zwecke genutzt.
    »Wie kommt es, dass du sie nicht hasst, die Menschen?«, hatte Cloud ihn einmal gefragt, als seine Wunden ihn noch ans Bett fesselten.
    Neel hatte geantwortet: »Sie hat mich durch ihre Augen sehen lassen. Durch Menschenaugen. Ich verstehe sie nun besser.«
    »Und das Verstehen nimmt den Hass und den Wunsch nach Rache?«
    Neel hatte gelacht, um die Schmerzen auszuhalten, die Minas Behandlungen trotz Mohn mit sich brachten. »Nein. Nichts davon. Aber die Rachsucht und der Hass vernichten auch nicht das Verstehen.«
    • • •
    Valeria stand da wie festgefroren. Sie zitterte vor Kälte, in dem vom See zurückgeworfenen Mondlicht sah ihre Haut fahl und ungesund aus, die Augenringe tief und dunkel, die Lippen blass. Aber sie stand aufrecht mit erhobenem Kopf, und als sie ihre Hand hob, sah Neel einen toten Hasen an einer dünnen Schlinge baumeln.
    »Ich habe es geschafft«, sagte sie und ihre klare Stimme klang im ersten Moment unerschrocken. Allerdings schob sie ein verstörtes »Oder?« nach, aus dem herausklang, wie sie sich wirklich fühlte.
    Neel lauschte in die Nacht. Nichts wies auf Graves' Anwesenheit hin, aber er wusste, dass sein Freund da war. Dass das Mädchen nicht von den Wildkatzen gefressen worden war, die im Winter ebenso hungrig waren wie alle anderen Lebewesen, bewies es.
    »Das hast du.« Er streckte die Hand aus und nahm den Fuß aus dem linken Steigbügel, damit sie hinter ihm aufsitzen konnte. Sie hatte Mühe, er musste sie aufs Pferd ziehen. Vermutlich hatte sie nicht geschlafen. Und Graves ebenso wenig.
    Neel sah sich um, aber abgesehen von den Männern, die ungeduldig zum Aufbruch drängten, fiel ihm nichts weiter auf. Hart trieb er seine Stute an. Trotz aller Waffen waren sie auf der Flucht. Der Morgen lag bereits auf der Lauer, um sie zu jagen.

20
    wie seltsam zu erleben, dass das,
    was gestern eine katastrophe war,
    heute zu einer schönen erinnerung verwischt,
    einzig durch das verstreichen von ein wenig zeit.

    Ich hatte mein Ziel erreicht. Ich kämpfte mich Nacht für Nacht durch von Rauch und Alkohol verseuchte Luft, die sich besser schneiden als atmen ließ, brachte lallenden Percents ihre Becher mit Gebrautem und Gebranntem und ließ mich dafür von ihnen anpöbeln, beleidigen und für das Wetter, die schlechte Ernte sowie den daraus resultierenden Mangel an Nahrungsmitteln verantwortlich machen. Wenn mir jemand an den Hintern fasste, erwiderte ich kernige Drohungen, auch wenn ich diese lieber wortlos in die Realität verwandelt hätte. Einige Gäste hassten mich allein für meine Anwesenheit, andere taten zumindest so, vermutlich weil sie sich im Kollektiv mit einer gemeinsamen Meinung wohler fühlten, und Morton, der Wirt, konnte mich zwar gut leiden, gab sich jedoch die größte Mühe, dies nicht zu zeigen.
    Wenn ich morgens in mein Bett kroch, nahm ich die Gerüche von Gebranntem, Schweiß und Zwiebeln mit unter die Decke, egal wie gut ich mich wusch. Die Sonnenstunden des Tages verschlief ich in meiner Kammer über der Bar. Der Gestank haftete an meiner Haut und in meinen Haaren und ließ mich von umkippenden Bechern und klebrigen Bodendielen träumen. Ich redete mir ein, dass ich einfach nur lange genug warten musste, doch in Wahrheit zweifelte ich daran, dass Neel sich noch an die Worte erinnerte, die wir uns in jener Nacht zugeflüstert hatten. Wir sehen uns im Mondlicht.
    Ob er überhaupt einen Zusammenhang zu dieser Bar herstellte?
    Sicher nicht, solange er nicht einmal wusste, dass ich in der Stadt war. Doch wenn es diesen Zusammenhang gab, dann kam ich zu spät, denn Neel war nicht da. In meiner Brust

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