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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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verkrampfte sich etwas, bei dem Gedanken daran, dass Neel vielleicht aufgegeben hatte, nachdem er viele Nächte hier gewesen war. Einsame Nächte.
    Jedes Mal wenn die Tür aufging, huschte mein Blick zum Gesicht der Hereinkommenden, in der Hoffnung, jemanden zu erkennen. Jedes Mal starrten Percents zurück, die sich daran stießen, dass ich es wagte, sie anzuschauen, sich beleidigt fühlten oder mich schlicht gar nicht als Person wahrnahmen und durch mich hindurchsahen. Ich lernte, Anfeindungen und Provokationen zu schätzen. Es gibt nur wenig, das schlimmer ist, als wie ein Möbelstück behandelt zu werden.
    Nach ein paar Tagen hatte ich mich so weit an meinen neuen Alltag gewöhnt, dass ich wieder Kraft und Mut fand, mich in der Stadt umzusehen. In der Nähe der Villa bewegte ich mich wie auf rohen Eiern. Die Letzte, der ich begegnen wollte, war Alex, und ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie mich in ihrer Nähe registrieren würde, auch wenn sie mich nicht sah. Doch leider kam ich um ihre Gegend nicht herum. Flagg's Boulder gab es noch, auch wenn der Kreis geschrumpft war. Die Chance, Graves dort zu finden, bestand nach wie vor. Und in Graves sah ich meine große Chance, Neel zu treffen.
    Doch dann, gerade als ich mit weit offenen Augen über den Markt ging und nach vertrauten Gesichtern Ausschau hielt, entdeckte mich jemand, dem ich nie mehr hatte begegnen wollen.
    »Joy.« Ich hörte meinen Namen so weich, wie ich ihn lange nicht mehr vernommen hatte. Eine Hand berührte meinen Oberarm. »Wie schön, dich zu sehen, Soldat.«
    Ich drehte mich um und musste schlucken, doch im nächsten Moment war mein Hals wie ausgedörrt.
    Vor mir stand Widden.
    Nach dem Chivvy hatte ich erschreckend selten an ihn gedacht. Er hatte mit Giran zusammengearbeitet und alles versucht, um mir das Überleben schwer zu machen, einzig und allein aus Hass auf Neel. Widden nun dicht vor mir stehen zu sehen, seine Hand erschreckend warm an meiner Schulter zu spüren, war, als wäre eine Leiche aus ihrem Grab gekrochen, um sich an mir zu rächen.
    »Sie reden von aggressiven Rebellen an den Toren. Und du läufst mir über den Weg. Zufall?« Er lächelte. Er konnte das immer noch gut: lächeln, als meinte er es ehrlich.
    Für einen Moment erschrak ich so sehr, dass er es mir mit Sicherheit ansah. Wusste er von der toten Torwache? Roch er das Blut an meinen Händen? Es musste so sein, ich roch es ja selbst noch, sooft ich meine Haut auch schrubbte.
    »Ich bin keine Rebellin mehr.« Ich nahm meine Marke, hielt sie ihm hin, zog sie aber sofort zurück, als er die Hand danach ausstreckte.
    »Interessant.« Widdens Grinsen ließ meinen Magen zu Eis erstarren.
    »Entschuldige mich, Widden. Ich muss zur Arbeit.« Es war ein ärmlicher Versuch, daraufhinzuweisen, dass mich jemand vermissen würde, wenn er mich nun packen und weiß der Himmel was mit mir anstellen würde.
    »Dann geh nach Hause, Mädchen«, sagte er mit falscher Freundlichkeit.
    Ich drehte mich weg und lief ein paar Schritte. Das, was in meinem Nacken prickelte, mussten seine Blicke sein. Die Aussicht, er würde mir zu meinem provisorischen Zuhause folgen, machte mich schwindelig. Wie sollte ich je wieder ruhig schlafen, wenn ich wusste, dass er jederzeit auftauchen konnte? Ich hatte selbst zu viele Schlösser geknackt, um ihnen Vertrauen zu schenken.
    Idiotin!, schimpfte ich still. Ich hatte seinen Jagdtrieb geweckt, unbewusst den Startschuss gegeben für ein Spiel, das er nicht aufgeben würde, ehe er gewonnen hatte.
    Ich wägte meine Optionen ab. Ich war schnell und das Wetter war heute vergleichsweise mild, sodass viele Menschen die Straßen bevölkerten. Zwischen ihnen konnte ich untertauchen. Doch jemand, der rannte oder nach einem Versteck suchte, fiel auf, und die Menschen hatten diesen Winter so wenig, dass sie mich jederzeit für die Aussicht auf einen Korb Nahrungsmittel oder Feuerholz verraten würden. Weiterlaufen, in einsamere Bezirke der Stadt, war zu riskant. Alternativ blieb nur die Möglichkeit, ziellos weiterzugehen und darauf zu hoffen, dass Widden irgendwann langweilig werden würde. Doch während sein Arbeitstag vermutlich vorbei war und er den ganzen Abend Zeit für sein sadistisches Spiel hatte, musste ich bald ins Mondlicht, und spätestens dann würde er wissen, wo er mich fand.
    Ich versuchte, mich von diesen Sorgen zu befreien. Warum sollte er das tun? So wichtig war ich nicht.
    Nein, flüsterte es in mir. Du hast nur dafür gesorgt, dass ihm sein

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