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dark destiny

dark destiny

Titel: dark destiny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Benkau
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folgen.«
    »Sie hat in meinem Haus gelebt«, erklärte Cloud.
    Neel nickte erneut. Ja. Wochen, Monate hatte Amber in Clouds Haus gelebt. Geistermädchen hatten sie sie genannt, weil sie lautlos und fast unsichtbar durch die Räume gehuscht war. Man hatte nie gewusst, wo sie sich aufhielt, hinter welcher Tür sie sich verbarg und welche Gespräche sie unbemerkt mit anhörte.
    Neels Herz polterte los. Er hätte es wissen müssen. Er erinnerte sich an etwas, das Joy einmal gesagt hatte: »Amber ist die Vorsichtige von uns, die Scheue, Zurückhaltende. Die nur winzige Anzeichen benötigt, um Gefahren zu bemerken. Die Intuitive.«
    Amber war die perfekte Spionin, und wenn sie es darauf angelegt, sich in den richtigen Nischen verborgen und den richtigen Worten gelauscht hatte, dann besaß sie nun Informationen von unschätzbarer Bedeutung.
    Neel musste erkennen, dass er ihren kranken Geist und ihr gestörtes Verhalten möglicherweise falsch eingeschätzt hatte. Wenn das alles nur ein Schauspiel gewesen war ... Er blickte Cloud fassungslos an und erkannte, dass er dasselbe dachte.
    »Ich verschone dich«, sagte Cloud leise, »weil auch ich Amber kaum noch wahrgenommen habe. Vor allem aber«, sein Tonfall wurde noch ruhiger und zugleich schärfer, »hätte ich nicht damit gerechnet, dass du sie freilässt. Und erzähl mir jetzt nicht, du hättest das nicht geplant.«
    Neel senkte den Blick. Ihm lag eine Entschuldigung auf der Zunge, aber je länger er über die Worte nachdachte, umso klarer wurde ihm, dass sie eine Lüge waren. Es war richtig gewesen, sie gehen zu lassen.
    »Sie war weder in deinem Haus noch in der Stadt freiwillig« war alles, was ihm zu sagen übrig blieb, ohne mit einer zu deutlichen Stellungnahme sein Leben unnötig zu riskieren. »Amber trifft keine Schuld.«
    Cloud verzog den Mund, als hätte er Zahnschmerzen. »Ob sie eine Schuld trifft oder nicht, ist mir gleichgültig. Ein Bolzen oder eine Kugel wird sie treffen, Neel. Und das ist deine Schuld.«
    »Und wenn sie gar nicht vorhat, ihr Wissen zu teilen? Wissen, von dem du noch nicht einmal weißt, ob sie darüber verfügt?«
    »Darauf kann ich mich nicht verlassen. Die Rebellen sind aggressiv dieser Tage. Gibt man ihnen jetzt ein paar empfindliche Informationen, werden sie mit einem Angriff nicht lange zögern. Die Sicherheit der Stadt steht auf dem Spiel.«
    »Wir schlagen sie zurück, wie wir es immer getan haben«, entgegnete Neel.
    »Nein, Neel. Jeder Krieger, den wir verlieren, ist einer zu viel. Das Mädchen muss sterben, damit viele andere sicher sind.«
    »Joy kennt ebenfalls sensible Geheimnisse aus unseren Reihen. Sie hat nichts verraten.«
    Clouds Blick begann, in seinem Gesicht zu stechen, so hart wurde er. »Das glaubst du. Tatsächlich frage ich mich die ganze Zeit, warum sich plötzlich mehr und mehr Rebellen um die Stadt herumtreiben. Wie kommt es, dass plötzlich ganz in der Nähe unserer Waffenlager Torwachen angegriffen werden?«
    Waffenlager? Neel zählte nicht zu den auserwählten Männern, die offiziell von den Standorten wussten. Er hatte eine grobe Ahnung, wo sie sich befanden, doch mit Joy hatte er darüber sicher nie gesprochen. »Joy hat nichts damit zu tun.«
    Clouds Lächeln sog sich mit Spott voll. »Du glaubst, du kennst die Menschen? Kannst sie durchschauen?«
    »Du nicht? Du lebst mit einer Frau zusammen.«
    »Das mag sein. Aber ich vermeide es, ihr den Rücken zuzuwenden, wann immer sie die Rüben mit einem großen Messer schneidet.« Cloud ging zur Tür und öffnete sie. »Es ist nicht gut zu vertrauen. Es bringt uns in Schwierigkeiten und hinterlässt nur Enttäuschungen.«
    Der bevorstehende Abschied war endgültig. Mit seinem militärischen Rang verlor Neel auch die Berechtigung, das Hotel zu betreten. Er würde sein Haar kurz schneiden müssen, so kurz, dass er es gerade eben noch zu einem Zopf zusammenfassen konnte - jeder sollte sehen, dass er nicht mehr wert war als ein Varlet. Er durfte die Stadt nicht mehr ohne Sondererlaubnis verlassen; er hatte somit nicht einmal mehr die Möglichkeit, Amber zu warnen. Er fühlte sich schuldig ob der Hätz, die gerade nicht allzu weit entfernt in den nördlichen Wäldern begann.
    Neels Mund war trocken, als hätte er staubige Kohle gekaut. Er trat durch die Tür und lauschte auf das Klacken, als Cloud sie hinter ihm schloss. Das sollte es nun gewesen sein zwischen ihnen?
    »Leb wohl, Cloud«, sagte Neel so laut, dass sein alter Mentor es mit Sicherheit hören konnte. Und

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