Dark Future: Herz aus Eis
nicht, wie er es stoppen konnte, wusste nicht, wie er es zurückdrängen sollte.
Eine Hand auf die klaffende Wunde in seiner Brust gepresst, taumelte Wizard zu Raina. Plötzlich stieß sein Fuß gegen irgendetwas, und Wizard senkte den Blick. Es war Banes verdrehter Körper. Unwillkürlich machte Wizard einen Schritt zurück, aber ehe er weitergehen konnte, packte ihn etwas am Knöchel.
»Sie stirbt mit mir«, flüsterte Bane, die Plasmakanone auf Wizards Herz gerichtet. »Das war ihr Plan.«
»Negativ. Ihr Plan war, dass du stirbst. Allein.«
Bane gab ein ersticktes Röcheln von sich. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Er zielte mit der Waffe auf Raina und neigte sie.
»Der Schmerz«, wisperte er, und sein Blick glitt wieder zu Wizard, zu klar, zu wild.
Schmerz. Bane hatte so viel Schmerz über so viele Menschen gebracht. War es nicht nur gerecht, dass er es zehnfach zurückbekam?
Wizard kniete sich neben den sterbenden Mann. Er hasste ihn – es war ein finsterer und hässlicher Sturm der Gefühle, der ihn ergriff und sein Innerstes erbarmungslos durcheinanderwirbelte. Er schluckte. Gerechtigkeit, keine Rache. Gerechtigkeit. »Erinnerst du dich daran, was ich bin, Bane?«, fragte er. »Zu was
du
mich gemacht hast?«
Er stieß die Plasmakanone zur Seite, die über das Eis schlitterte. Bane starrte ihn an. Seine Lippen bewegten sich, doch er brachte keinen Laut hervor.
»Erinnere dich daran, was ich bin.« Wizard blickte Bane in sein verbliebenes Auge, als er die Hände um den Schädel schloss. »Ich bin dein Mörder«, sagte er leise.
Und mit einer kurzen Drehung beendete er Banes Leben.
Wizard richtete sich auf und taumelte weiter. Während er lief, zog er sich die Handschuhe aus, weil er Raina nicht mit dem Stoff berühren wollte, mit dem er Bane angefasst hatte.
An ihrer Seite sank er auf die Knie.
Das ist also Liebe, dachte er, als er sie in seine Arme zog. Die Erkenntnis überraschte ihn nicht. Irgendwie war es unvermeidlich gewesen, sich in Raina Bowen zu verlieben. In die mutige, freche, wunderschöne Raina Bowen. Die Frau, deren Leben unerklärlicherweise mit seinem verwoben war, Tochter seines Retters, Feindin seines Feindes.
Die Frau, die ihm beigebracht hatte zu
fühlen.
Die Frau, die ihm beigebracht hatte zu lachen, die seine Menschlichkeit zutage gebracht hatte, die ihm beigebracht hatte zu lieben.
Die Frau, die ihn verlassen würde.
Raina lag auf der Seite und spürte, wie Taubheit Besitz von ihren Gliedmaßen ergriff. Kalt. Ihr war kälter als jemals zuvor in ihrem Leben.
»Raina.« Wizards Stimme erreichte sie durch einen langen, nebligen Tunnel, und dann fühlte sie, wie er ihren Rücken berührte. Er war am Leben.
Am Leben.
»Mein Traum«, flüsterte sie und presste die Worte an ihrer Zunge vorbei, die ihr dreimal so dick erschien wie normalerweise. Sie wollte sie ihm unbedingt sagen, ehe sie diese letzte Chance verpasste. »Ich wollte den Kuss der Sonne spüren, wollte am Strand spazieren gehen. Mit dir.«
Er wollte ihre Lippen küssen, aber sie drehte sich weg.
»Gift. Diotoxin.« Sie konnte nicht zulassen, dass er mit dem Gift in Berührung kam. Sie schloss die Augen, fühlte seine Lippen auf ihrer Wange und dann etwas Warmes, Feuchtes. Tränen. Gott, er weinte. Um sie.
»Bleib bei mir, Raina.«
Als hätte sie die Wahl.
Sie versuchte, sich auf sein Gesicht zu konzentrieren, ihn noch ein letztes Mal anzusehen, doch das Gift hatte bereits ihre Sinne getrübt. »Ich wäre auch mit einem Leben im Ödland zufrieden gewesen … wenn ich nur mit … dir zusammen gewesen wäre.«
Erlebe den Frieden. Lebwohl.
Sie war zu schwach, um es auszusprechen, aber sie wünschte es ihm. Oh, wie sie es ihm wünschte. Der Traum, dass sie an seiner Seite sein könnte, tanzte einen geisterhaften Walzer am Rande ihrer Verzweiflung.
»Raina, ich liebe dich.« Die Worte entrangen sich ihm, kamen aus tiefster Seele. »Ich kann dich nicht verlieren. Ich kann die Logik hinter diesem Verlust nicht ermitteln.«
Liebe. Dich.
Sie wollte es ihm sagen, doch sie war schon zu weit weg. Und sie wollte ihm noch etwas erzählen. Von. Tatiana.
Ein grauer Nebel breitete sich in ihrem Körper aus, zehrte ihre Kraft auf, ihren Atem, ihr Leben. Sie fühlte Wizards Berührung auf ihrer Wange, warm, so warm. Bei ihm war ihr immer warm gewesen.
Sie atmete tief aus, und die Welt um sie herum wurde schwarz.
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18 . KAPITEL
S ie atmete. Wizard konnte die winzigen Bewegungen von Rainas Brustkorb sehen,
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