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Dark Future: Herz aus Eis

Dark Future: Herz aus Eis

Titel: Dark Future: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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gemeißelte Linie seines Kiefers betrachtete. Eigentlich hätten dort Schwellungen und Blutergüsse zu sehen sein müssen.
    »Hat Big Luc dir gestern Nacht nicht einen Schlag aufs Kinn verpasst?«
    »Ich glaube,
Glückstreffer
ist der treffende Ausdruck dafür.«
    »Ja. Genau. Wenn du es hättest kommen sehen, hätte er dich bestimmt niemals angerührt. Wie auch immer.« Sie blinzelte im schummrigen Licht in der Kabine. »Also, wo ist der Bluterguss?«
    Wizard hob eine seiner starken männlichen Hände an sein stoppeliges Kinn und rieb abwesend darüber. »Wunden heilen bei mir immer sehr schnell.«
    Das war die Untertreibung des Jahres. Eigentlich hätte sein Kiefer gebrochen sein müssen. Seine Rippen ebenso. Aber so, wie er sich vorhin gereckt hatte, schien es, als hätte er an der Seite genauso wenig Schmerzen wie in seinem Gesicht. Sie wartete auf eine Erklärung, doch dieser riesige Steinzeitmensch stand einfach nur da und blickte sie an.
    Sie räusperte sich. »Ich denke, wir sollten uns auf den Weg machen. Je eher, desto besser. Willst du die Dusche benutzen? Ich habe einen Schnelltrockner.«
    »Einen Schnelltrockner.« Er hob eine seiner dunklen, geraden Brauen. »Beeindruckend.«
    »Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, tagelang unterwegs zu sein, ohne eine Dusche oder saubere Klamotten zu haben.« Also hatte sie ein kleines Vermögen bezahlt, um ihren Sattelzug mit einer winzigen Duschkabine und einem Schnelltrockner ausstatten zu lassen, so dass sie gleichzeitig duschen und ihre Klamotten waschen konnte, um sie danach in kürzester Zeit zu trocknen. Ein irrer Luxus, aber ein Luxus, ohne den sie nicht hatte leben wollen. Mit einem Kopfnicken wies sie Richtung Badezimmer. »Im Schrank über dem Waschbecken findest du Seife und eine Ersatz-Hydro-Zahnbürste.«
    »Danke.« Er wandte sich ab und blieb mit dem Rücken zu ihr in der Tür noch einmal stehen. »Was ist mit Bowen passiert?«, fragte er.
    Raina zuckte zusammen. Drei Monate waren vergangen, doch die Erinnerung durchfuhr sie noch immer wie eine stumpfe Klinge, die eine klaffende Wunde hinterließ. Sam Bowen war ein lausiger Vater gewesen. An guten Tagen hätte man ihn als desinteressiert bezeichnen können, an schlechten war er einfach nur gemein gewesen. Aber an seinem letzten Tag war er an ihrer Stelle gestorben, und bei der Erinnerung daran zog sich ihr noch immer der Magen zusammen.
    »Er ist gestorben. Vor drei Monaten. Sibirische Plünderer.«
    Wizards breiter Rücken füllte die schmale Tür zum Badezimmer aus. Er drehte sich nicht zu ihr um, und einen Moment lang dachte sie, er würde sich nicht weiter dazu äußern. Was vielleicht auch besser war.
    »Der ICW ist kein Ort für ein Mädchen.« Er trat ins Bad, und die Tür fiel mit einem leisen Klicken hinter ihm ins Schloss.
    Wenn seine Wurfsterne in greifbarer Nähe wären, würde ich liebend gern einen davon in seinen großen, dummen Schädel rammen, dachte Raina.
Kein Ort für ein Mädchen.
Tja, einige Menschen mochten sagen, dass das die Wahrheit war, doch Raina Bowen war nicht wie ein typisches Mädchen erzogen worden. Ihr ganzes Leben über hatte sie nach den Regeln der Männer, nach Sam Bowens Regeln gespielt. Das befähigte sie dazu, mit allem fertig zu werden, was ihr der ICW an Steinen in den Weg warf. Inklusive eines arroganten, nutzlosen Truckers, der mehr Muskeln als Hirn hatte.
    Sie hörte das Rauschen der Dusche und schloss die Augen, während sie sich vorstellte, wie das Wasser über Wizards Körper rann, wie seine nassen Klamotten sich an die wohlgeformten Muskeln seiner Arme, seines Rückens, seines Hinterns schmiegten. Dann sprang der Schnelltrockner an, und Wizard war wieder blitzsauber.
    Mit einem leise zischenden Geräusch atmete sie aus. Sie war offensichtlich schon zu lange auf den Highways unterwegs, wenn sie schon von einem wertlosen Gun Trucker träumte – egal, wie gutaussehend er auch sein mochte. Niemals würde sie eine dieser Phantasien wahr werden lassen; niemals würde sie jemanden so nahe an sich heranlassen. Denn wenn man jemanden an sich heranließ, nahm er sich Dinge, die man nicht geben wollte. Oder er starb. Wie Mama. Wie Sam. So oder so hatte sie gelernt, die Welt auf Abstand zu halten, und ein hübscher Gun Trucker würde sie nicht dazu verleiten, ihre eigenen Gesetze zu beugen.
    Ein Geräusch ließ sie aufhorchen.
Sang
er etwa? Und musste er so falsch singen?
    Sie verfluchte Wizard, weil er so umwerfend war. Und sie verfluchte ihn, weil ihr das

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