Dark Future: Herz aus Feuer
dass der Sex mit Tristan kein kühler, analytischer Akt wäre. Der Sex wäre heiß und wild und gedankenlos. Er würde Emotionen fordern, er würde bedeuten, dass Schutzmauern eingerissen werden mussten – alles Dinge, von denen sie nicht wusste, ob sie dazu fähig war … von denen sie nicht wusste, ob sie sie zulassen wollte.
Die damit verbundene unausweichliche Verletzbarkeit war nicht besonders reizvoll. Ein Gefühl war etwas, das von anderen zu ihr herüberströmte, etwas, das sie
nahm.
In gewisser Hinsicht nährte sie sich davon.
Langsam drehte sie sich zu ihm um und schmiegte sich an ihn. Er ließ seinen Arm nicht sinken, wich nicht zurück. Ihre Körper wurden nur durch die dünne Schicht Stoff ihrer Kleidung getrennt, und sie konnte jeden Muskel an ihm spüren. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und blickte ihn an, seine wohlgeformten Gesichtszüge, den Bartschatten auf seinem Kinn und seinem Kiefer.
Seine Augen funkelten im schummrigen Licht, auf sie fixiert.
Die Art, wie er sie anblickte, jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
»Kalt?«, fragte er mit leiser, rauher Stimme.
»Nein.« Das Wort kam ihr als Flüstern über die Lippen. Sie wusste, dass es ihr an Raffinesse und Subtilität mangelte, doch es war ihr egal. »Meine Reaktion ist sexuell. Aber das wusstest du längst.«
Es herrschte Schweigen, dann stieß er ein gedämpftes Lachen aus. Das Geräusch ging von ihm durch sie hindurch, und durch die Schwingungen war er ihr noch näher. Es war ein wundervolles Gefühl, und sie wollte ihre Lippen auf seine drücken.
Das hier war genau das, was sie in ihren Versuchen und Experimenten gesucht, doch nie gefunden hatte. Dieses Verlangen tief in ihrem Innern, dieses wilde Hämmern des Herzens.
Es gefiel ihr sehr. Und zugleich gefiel es ihr überhaupt nicht.
»Du machst den Tanz nicht mit, oder, Ana?« Selbst der Klang seiner Stimme berührte sie und ließ sie erzittern.
»Ich habe es nie gelernt«, entgegnete sie. »Ich finde, menschliche Beziehungen sind eine … Herausforderung.«
»
Menschliche
Beziehungen.« Wieder lachte er. »Weil du nicht menschlich bist?«
»Weil ich nicht gut darin bin, ein Mensch zu sein.«
Sein Lächeln erstarb. Er öffnete leicht den Mund. Sie fürchtete, er würde Fragen stellen, die sie nicht beantworten wollte – und konnte.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, folgte ihrem Instinkt und schnitt ihm das Wort ab, indem sie begierig und vielleicht ein bisschen unbeholfen ihre Lippen auf seine presste.
Er stieß einen kehligen Laut aus, ein tiefes Stöhnen, schlang seinen Arm enger um ihre Taille und zog sie noch näher an sich. Sein Mund strich über ihren, öffnete sich, und seine Zunge tauchte in sie ein und berührte ihre. Hitze flackerte auf, gemischt mit freudiger Erwartung und funkensprühendem Verlangen. Mit seiner freien Hand umschloss er ihren Nacken und fuhr mit den Fingern durch ihr Haar, während er seinen Kopf neigte, um den Kuss zu vertiefen.
Sie spürte nur noch seinen Körper, seine weichen Lippen, seine Zunge, die sich mit ihrer verschlang. Empfindungen überrollten sie, eine gewaltige Welle, die in ihre Lunge strömte, in ihren Bauch, ihre Arme und Beine, die sie füllte und sie wärmte.
Sie vergrub ihre Finger in seinem Shirt und ballte die Hand mit dem Stoff zur Faust. Sie wollte seine Haut berühren, sie schmecken. Sie war begierig, den Geschmack kennenzulernen und die Erfahrung zu machen. Sie war gierig nach ihm.
Unvermittelt erstarrte sie.
Verflucht, ein Kuss, dazu ein schlecht getimter Kuss, reichte aus, damit sie verloren war. Sie dachte nicht mehr nach, analysierte nicht mehr, sondern schwelgte nur noch in Gefühlen.
Es würde zu Problemen führen, die so unermesslich groß waren, dass sie es sich kaum vorstellen konnte.
Keuchend löste sie sich von ihm. Ihr Herz hämmerte, ihre Gedanken überschlugen sich in ihrem Kopf. Er wollte sie ergreifen, sie wieder an sich ziehen, aber sie schüttelte den Kopf und legte zwei Finger auf seine wundervollen Lippen.
Wie auch immer sie sich die Vereinigung zweier Körper vorgestellt hatte – das hier war besser. Süßer, dunkler. Und es gab noch viel mehr zu vereinen als Lippen und Zungen.
Sie atmete scharf ein.
»Wer bist du, Tristan?«, fragte sie leise. »Hast du Eltern? Geschwister? Was hat dich zu dem gemacht, der du jetzt bist? Wohin gehörst du in dieser Welt?« Sie konnte nicht erklären, warum sie das Thema jetzt verfolgte, warum sie ihn nach seinen Geheimnissen fragte,
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