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Dark Future: Herz aus Feuer

Dark Future: Herz aus Feuer

Titel: Dark Future: Herz aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eve Kenin
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hatte sie ein paar warme Mahlzeiten bekommen, die Möglichkeit zu duschen, Wasserstoff für ihr Schneemobil und einige überraschend angenehme und informative persönliche Kontakte erlebt – und angesichts all dessen war sie doch froh, gekommen zu sein.
    Ach, und sie hatte gelernt, wie man Sim-Protein und Kartoffeln zerteilte, wie man Gurken schälte und Möhren in unglaublich dünne Streifen schnitt – etwas, das Lamia »Julienne« genannt hatte. Auf diese Lektionen hätte sie allerdings auch verzichten können.
    Im Augenblick genoss sie die Ruhe. So viele Menschen um sie herum, so viele Unterhaltungen. Hinzu kam das Echo der elektrischen Impulse und Strömungen der Gedanken derer, die sie umgaben, und die auf sie einprasselten. Am Ende des Tages waren ihre Kraftreserven aufgebraucht gewesen.
    Beides – diese Erfahrung und die Leute hier – empfand sie als seltsam.
    Für eine Frau, die von »normal« so weit entfernt war wie die Station in Gladow vom Äquatorialgürtel, war das schon eine ziemliche Feststellung.
    Vorsichtige Nachfragen, wer wer war und was zur Hölle sie hier unten machten, waren mit versteinerten Mienen und eisernem Schweigen beantwortet worden.
    Frag nicht und erzähl nichts.
Das Motto im Ödland. Aber die Leute, die sich hier unten wie sibirische Lemminge in ihrem Bau verkrochen, schienen den Spruch extrem wörtlich zu nehmen.
    Sie hatte alles von ihnen erfahren, was möglich war – und das war nicht besonders viel. Also würde sie heute Abend ihr Glück in den Labyrinthen und mit den Rätseln versuchen und eine kleine Entdeckungsreise unternehmen.
    Als sie sich im Korridor umsah, konnte sie nichts Außergewöhnliches entdecken, nichts, das ihr bei der Entscheidung helfen konnte, in welche Richtung sie gehen sollte. Sie entschied sich für links, weil sie am Tag den Gang schon nach rechts entlanggelaufen war.
    Wahrscheinlich führten die anderen Metallluken in der unmittelbaren Umgebung ebenso zu Unterkünften wie ihre, und so ging sie weiter und bog in einen Flur, der in grünliches Licht getaucht war. Es war in der Tat das reinste Labyrinth.
    Sie kam wieder um eine Kurve und in eine Passage, in der die Fliesen größtenteils zerbrochen und die meisten Lumi-Lichter ausgebrannt waren. Vor einer Luke blieb sie stehen, beugte sich vor und lauschte auf Geräusche von innen, doch sie konnte nichts hören.
    Vorsichtig drückte sie den Griff herunter, schob die Tür auf und erblickte dahinter einen dunklen, leeren Raum. Dasselbe Bild bot sich ihr hinter der nächsten Luke und der nächsten – nur Dunkelheit und hallende, leere Räume.
    Sie ging weiter. Unvermittelt erstarrte sie, presste sich eng an die Wand und in die Schatten. Ganz leise konnte sie einen Herzschlag hören und ein Atmen, Schritte im Flur.
    Hastig schlich sie sich in einen der leeren Räume, zog die Tür hinter sich fast zu und ließ nur einen schmalen Spalt offen, gerade weit genug, um einen Blick in den Flur werfen zu können.
    Die Schritte kamen näher und wurden allmählich lauter. Eine Person. Der Gang klang nach einem Mann. Sein Herzschlag und sein Atem gingen ruhig und regelmäßig.
    Ein Schatten fiel auf die Kacheln. Es war die Silhouette eines Mannes. Dann sah sie ihn. Im schummrigen Licht waren seine Züge für Sekunden scharf zu erkennen.
    Tristan.
    Ohne die Schichten von Thermokleidung, die für gewöhnlich an ihm herabhingen wie Seegras von einem Felsen, war er wirklich ansehnlich. Breite Schultern, eine starke Brust, ein fester Bauch. Er trug ein schwarzes Shirt, das sich an seinen wohlgeformten Körper schmiegte. Unter der schwarzen Hose zeichneten sich seine muskulösen Schenkel ab. Die Träger eines Werkzeuggürtels kreuzten sich auf seinem Oberkörper, und in den Werkzeugen spiegelte sich das schwache Leuchten der grünen Lumi-Lichter wider.
    Sie ließ ihren Blick über ihn schweifen und genoss den Anblick.
    Er kam an der Stelle vorbei, wo sie stand, geschützt durch die Dunkelheit und die fast geschlossene Luke. Tatiana hielt die Luft an. Er sah nicht einmal in ihre Richtung, als er weiterlief, ohne stehen zu bleiben. Sie blickte ihm hinterher, bis sein breiter Rücken von den Schatten verschluckt wurde.
    Das Geräusch seiner Schritte wurde leiser und leiser, als er in die Richtung ging, in die sie eigentlich hatte gehen wollen. Sie wartete, bis sie nicht einmal mehr das winzigste Geräusch hören konnte. Dann erst machte sie die Luke auf und schlüpfte in den Korridor hinaus, wobei sie darauf achtete,

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