Dark Future: Herz aus Feuer
aus.
»Tatsächlich ist es sogar eine sehr sinnvolle Verwendung von Sprengstoff«, erwiderte Gavin und riss sich mühsam zusammen. Er schätzte es nicht, wenn man ihn hinterfragte, herausforderte, ihm nicht gehorchte. Doch er kannte Thom schon seit seiner Kindheit, und das erlaubte dem kräftigen Mann ein paar kleine Freiheiten. »Als ich mein Labor bauen ließ, wählte ich diesen Ort wegen der heißen Quelle. Indem ich die beiden verband, hatte ich zum einen eine praktische Energiequelle und zum anderen eine perfekte Tarnung. Wer hätte neben einer alten Generatoranlage, die in Verdacht stand, radioaktiv verseucht zu sein, nach einem neuen Labor gesucht?«
Niemand. Das orangefarbene Zelt hatte als Warnung gedient. Jeder, der mit der Technologie der Alten Führung vertraut war, hatte sich aus Angst vor einer tödlichen Verstrahlung ferngehalten. Jeder, der damit nicht vertraut war … tja … selbst ein Idiot verstand ein gigantisches orangefarbenes Zelt inmitten des verfluchten Ödlands als Warnung.
»Tolliver hat freundlicherweise die vorderen Zugänge für uns in die Luft gejagt, aber er hat die Hintertür offen gelassen.« Und er hatte diese Hintertür benutzt, um Tatiana in die unterirdische Anlage zu bringen. Gavin war sehr zufrieden mit dem jungen Kommunikationstechniker, der ihren Netzhautscan, der von dem altmodischen Sicherheitssystem des Aufzugs gemacht worden war, aufgezeichnet und Gavin weitergereicht hatte. Er durfte nicht vergessen, ihn dafür zu belohnen. Vielleicht mit einer Beförderung. »Wir müssen uns selbst um diesen Zugang kümmern.«
»Ich kann das übernehmen.« Thom runzelte die Stirn. »Ist da unten noch irgendjemand am Leben?«
»Möglicherweise. Meine epidemiologischen Modelle sagen, dass einige Personen der Seuche noch nicht erlegen sein könnten.« Gavin stampfte wieder mit den Füßen auf. Er wollte es hinter sich bringen und in den beheizten Sattelzug zurückkehren, raus aus der Kälte. »Als ich meine Leute abzog, waren immer noch drei Dutzend Forscher da unten. Und ein Kind … obwohl ich glaube, dass es schon zu Beginn der Studie Opfer eines Angriffs durch einen Plünderer geworden ist …« Er zuckte mit den Schultern. Er konnte sich nicht genau erinnern, und eigentlich war es auch egal. »Aller Wahrscheinlichkeit nach haben die Forscher inzwischen sowieso als Nahrungsquelle für die entkommenen Probanden gedient. Lebendig oder tot, es ist egal. Ich schlage vor, alle einzuschließen, die Seuche ihren Lauf nehmen zu lassen und dann den einzigen Überlebenden herauszuholen.«
»Den Überlebenden? Wer zur Hölle kann das überleben? Und warum sollte man ihn herausholen? Ist er nicht Überträger der Seuche?«
»Nein.« Gavin lächelte. Seine reizende Tatiana
würde
überleben. Sie konnte beinahe alles überleben. Er wusste es. Er hatte ihr im Laufe der Jahre genug angetan, um das sicherzustellen.
Sie hatte sich angepasst. Das gefiel ihm besonders. Als Wissenschaftler war er fasziniert von der Fähigkeit, sich anzupassen. Und er war stolz auf seine eigene Anpassungsfähigkeit.
Er hatte seine Pläne leicht geändert, seit er über Belek-ool wieder in den Besitz seiner Ausrüstung und der Gewebeproben gelangt war. Zuvor hatte er sein süßes Mädchen so schnell wie möglich zurückhaben wollen. Doch jetzt, da er ihre gestohlenen Gewebeproben und die Virusproben wiederhatte, konnte er es sich leisten zu warten.
Es war eine Frage von Effektivität. Zu warten war weit weniger schwierig, als Truppen in die verseuchte Anlage zu schicken und Tatiana herauszuholen. Denn das hieße, die Leute, die mit der Seuche in Kontakt gekommen waren, zu opfern, und das würde ein sehr arbeitsintensives und verlustreiches Unterfangen werden.
Es war besser, dem Unvermeidlichen seinen Lauf zu lassen. Die Forscher waren schon von den mutierten Plünderern gegessen worden oder würden bald verspeist werden. Die Plünderer selbst würden dann der Seuche zum Opfer fallen. Alles sauber und ordentlich. Nur der Stärkste überlebte.
Und Tatiana war die Stärkste. Sie allein würde überleben.
Er musste nur darauf warten, dass alle anderen starben, und dann konnte er ein Team nach unten schicken, um Tatiana zu holen.
Nach allem, was sie zu dem Zeitpunkt da unten durchgemacht hätte, konnte er sich vorstellen, dass sie sich freuen würde, herausgeholt zu werden. Vielleicht würde sie sich sogar freuen, ihn zu sehen. Er schloss die Augen und stellte sich vor, wie die Klinge seines Skalpells ihre Haut
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