Dark Heart: Zweiter Band
vorzubereiten. Die Stimmung unter den Gefährten war angespannt und die Anwesenheit von Hank und seinen Leuten verstärkte noch die allgemeine Nervosität. Alle fürchteten sich vor Charles Solomon.
Pünktlich nach Sonnenuntergang traf meine Großmutter ein. Hank brachte sie sofort zu Lilith McCleery, das Gespräch fand hinter verschlossenen Türen statt. Worum es dabei ging, sollte ich erst viel später erfahren.
Die Anspannung stieg, je näher der Zeitpunkt rückte, an dem die Ratsmitglieder eintreffen sollten. Daron Arkassian erschien kurz nach Sonnenuntergang mit einem guten Dutzend weiterer Nachtgeschöpfe, von denen die meisten sich schon im Kampf gegen Charles Solomon bewährt hatten. Sie bezogen Stellung an allen wichtigen Punkten des Anwesens und sie machten sich nicht die Mühe, ihre Anwesenheit in irgendeiner Weise zu verschleiern. Jeder sollte sehen, dass ein Angriff auf das Anwesen, die Königin und den Rat in dieser Nacht eine hoffnungslose Angelegenheit war.
Auch die Gefährten wurden nervös. Helens Cocktailpartylaune war verflogen und es war interessant, Thomas einmal nüchtern zu sehen. Die Selbstsicherheit und sein alkoholisierter Charme waren einer mürrischen Bedrücktheit gewichen. Als er an mir vorüberging, erkannte er mich nicht. Oder war zu sehr mit seiner eigenen Angst beschäftigt? Jedenfalls sah man ihm und den anderen Gefährten an, dass sie in dieser Nacht lieber an jedem anderen Ort der Welt als diesem gewesen wären.
Dann, kurz vor Mitternacht, reisten die ersten Ratsmitglieder an. Die Königin empfing sie ohne großes Zeremoniell. Nachdem bereits zwei Fürsten den endgültigen Tod gefunden hatten, waren nur noch vier von ihnen übrig. Sie wurden sorgfältiger bewacht als der Präsident der Vereinigten Staaten. Die strengen Sicherheitsvorkehrungen hatten zur Folge, dass nun selbst die Gefährten ihre Zimmer nicht mehr verlassen durften. Mark und ich verfolgten die Ankunft vom Fenster meiner Suite aus, wobei in der Dunkelheit nicht auszumachen war, wer ein Ratsmitglied war und wer zu den untergebenen Nachtgeschöpfen gehörte, die Lilith für die Nacht zur Mountain View Lodge beordert hatte, um für die Sicherheit der Gäste zu sorgen.
Mark tigerte nervös im Zimmer auf und ab und zuckte zusammen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Ich hatte Lewis erwartet, aber es war Daron Arkassian.
»Die Königin bittet Sie zur Versammlung«, sagte er, offenbar gewohnt, dass man ihm gehorchte.
»Ich komme«, sagte ich. Mark machte Anstalten, mich zu begleiten, aber Daron hob die Hand.
»Er bleibt hier.«
»Ich weiche nicht von Lydias Seite«, sagte Mark mit fester Stimme.
Da war Daron auch schon mit einer blitzschnellen Bewegung, kaum wahrnehmbar für meine Augen, auf Mark zugesprungen. Mit gebleckten Fangzähnen starrte er ihn an. Die Augen des Vampirs leuchteten blutrot. »Hier wird nach unseren Regeln gespielt!«, zischte er Mark an. »Du bist nur geduldet und deshalb solltest du dich besser etwas zurückhalten.«
»Lass es gut sein, Mark«, sagte ich beschwichtigend. »Ich vertraue Lilith. Bei der Versammlung wird mir nichts geschehen.«
Mark begegnete Darons hasserfülltem Blick mit kalter Gelassenheit. »Gut. Ich bleibe hier, bis du wiederkommst.«
Daron gab seine Drohhaltung auf und wandte sich wieder mir zu. »Wir müssen uns beeilen. Fürsten lässt man nicht warten.«
Ich hatte angenommen, dass die Versammlung im großen Saal stattfinden würde, und war daher ziemlich überrascht, als wir vor der Tür zu Liliths Arbeitszimmer innehielten. Daron klopfte. Ohne eine Antwort abzuwarten, traten wir ein.
Neben Lilith McCleery und meiner Großmutter sah ich vier Männer. Ihre Haltung strahlte jene Selbstsicherheit aus, die nur große Macht verleiht.
Alle blickten auf, als Daron Arkassian die Tür hinter mir schloss. Grandma hatte wieder im Sessel Platz genommen. Ihre Miene war ernst und sie wich meinem Blick aus.
Lilith trat auf mich zu, ergriff meine Hände und küsste mich wie eine Schwester auf die Wange. »Lydia, ich möchte dir die Mitglieder des Rates vorstellen.« Sie wandte sich einem hochgewachsenen Vampir zu; seiner dunklen Haut und seinen Gesichtszügen nach musste er afrikanische Wurzeln haben. Sein Kopf war kahl rasiert und er trug einen Kinnbart. An seinem rechten Ohr blitzte ein großer Brillant. Eine Hand lässig in der Hosentasche, saß er auf der Kante des Schreibtischs und musterte mich neugierig.
»Javier de Bolivar, Principe von Südamerika«, sagte
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