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Dark Heart: Zweiter Band

Dark Heart: Zweiter Band

Titel: Dark Heart: Zweiter Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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das wusste ich. Jack, das Nachtgeschöpf, war schön, mächtig und verführerisch gewesen. Als Mensch jedoch hatte Jack all diese Eigenschaften verloren. Sicher würde Mark nur zu bald merken, dass er Jack nun ebenbürtig, vielleicht sogar überlegen war.
    »Ich weiß jetzt, wo die Hütte ist.« Ich reichte Mark die Karte aus der Sakristei, auf der ich den See mit Miltons Versteck markiert hatte.
    »Mit dem Auto kommen wir da nicht weiter«, sagte Mark. »Und selbst zu Fuß ist der Weg ziemlich hart. Wenn ich das richtig sehe, führt noch nicht einmal ein Trail zu dem See. Wir müssten uns also mitten durch den Wald schlagen. Wann willst du aufbrechen?«
    »Sofort«, sagte ich, noch bevor Jack sich einmischen konnte. »Bei Tag müssen wir uns nur Gedanken um wilde Tiere machen.«
    »Mit denen werden wir fertig«, meinte Mark. »Wir brauchen nur ein Gewehr und ausreichend Munition.«
    »Du kannst mit einer Waffe umgehen?«, fragte Jack.
    »Ich war sechs, als ich zum ersten Mal mit meinem Vater auf die Jagd gegangen bin. Und ich weiß, wie man sich verhalten muss, wenn plötzlich ein Bär vor einem steht.«
    »Sam müsste ein Gewehr für uns haben«, sagte ich.
    »Oder Hank«, sagte Mark. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ohne angemessene Ausrüstung hierher in die Wildnis aufgebrochen ist.«
    »Fragst du ihn?«, sagte ich.
    Mark zögerte einen Moment, nickte dann aber und ging. Endlich war ich mit Jack allein. Wir sahen einander schweigend in die Augen. Ich ergriff seine warme Hand und drückte sie.
    »Es tut mir leid«, flüsterte ich.
    »Was tut dir leid?«, fragte er.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Dass alles so gekommen ist.«
    »Du hattest eine Wahl zu treffen. Entweder Mark stirbt oder ich leb e – als Mensch.«
    Ich nickte.
    »Mach dir keine Gedanken. Du hast das Richtige getan. Alles ist gut«, sagte Jack.
    Ich wusste, dass nichts gut für ihn war, und wollte seine Wange berühren, aber er wandte sich ab. »Nein, nicht«, flüsterte er.
    Ich zog meine Hand zurück. Mit einem Mal war ich erfüllt von einem dumpfen Schmerz. Hatten wir einander für immer verloren? Ganz gleich, ob Nachtgeschöpf oder sterblicher Mensch, ich würde ihn immer lieben. Und diese Liebe war und blieb Verrat an Mark, der sein Leben für mich aufs Spiel gesetzt hatte. Er war mein Schutzengel, mein Point Guard, dem ich meine Liebe versprochen hatte. Aber ich wusste nicht, ob ich dieses Versprechen würde halten können. Ich wollte Mark nicht verletzen, ihn nicht verraten. Aber gleichzeitig liebte ich Jack noch immer, den Menschen. Wie lange würde es mir gelingen, diesen Zwiespalt zu ertragen?

Unsere Sachen waren…
    U nsere Sachen waren schnell zusammengesucht. Mark hatte seine Ausrüstung aus den beiden unförmigen Motorradkoffern geholt und in Rucksäcke umgepackt. Zusätzlich nahmen wir noch ein Zelt mit. Wir hofften zwar, bis zum Abend das Blockhaus zu finden und dort übernachten zu können, aber wir wussten natürlich nicht, in welchem Zustand die Hütte war. Vielleicht war sie gar nicht mehr bewohnbar. Jedenfalls mussten wir auf Nummer sicher gehen.
    Mark trug zudem noch ein Gewehr, während ich zwei Pakete mit Hanks Spezialmunition gegen Vampire einsteckte. Wir hofften, sie nicht benutzen zu müssen, denn wenn uns ein Nachtgeschöpf angriff, dann war es mit Sicherheit ein verwandelter Bewohner von Telegraph Creek.
    Hank war vorsichtig aufgestanden, um uns zu verabschieden. Er musste sich zwar noch auf Brett stützen, doch seine Augen hatten den alten Glanz und sein messerscharfer Verstand arbeitete wieder einwandfrei. Er redete lange und eindringlich mit Mark, der brav nickte, ab und zu den Kopf schüttelte und ansonsten schwieg. Schließlich gab ihm Hank einen Klaps auf den Arm, als schickte er seinen besten Mann ins Play-off-Finale der College-Basketballmeisterschaft.
    Es wurde gerade hell, als wir unseren Humvee beluden. In der Nacht war die Temperatur noch einmal gefallen. Die Dächer waren mit Raureif überzogen und vor unseren Mündern stand der Atemdampf. Sam hatte dunkle Ringe unter den Augen, aber sie wollte es sich nicht nehmen lassen, uns persönlich zu fahren.
    Wir wollten gerade die Ladeklappe schließen, als Sam sich umdrehte und die Augenbrauen hob. Ich folgte ihrem Blick und sah Jacks hagere Gestalt zusammen mit Will und Margo aus der Tür des Stikine-River-Song-Cafés treten. Er trug eine kakifarbene Trekkinghose, die an den Beinen umgeschlagen war. Auch in die dunkelblaue Allwetterjacke hätte er gut

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