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Dark Heart: Zweiter Band

Dark Heart: Zweiter Band

Titel: Dark Heart: Zweiter Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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Stück nach unten. Ich blickte entsetzt aus dem Fenster: Nichts als flirrendes Weiß, kein Horizont, keine Landmarke. Erst als wir nur noch etwa zwei Meter über dem Boden schwebten, sah ich die Lichter der Landebahn unter dem Flugzeug wegschießen. Dann setzten wir mit einer solchen Wucht auf, dass ich Angst hatte, das Fahrwerk würde abbrechen. Sofort stieg Stew auf die Bremsen und das Flugzeug begann sich um die eigene Achse zu drehen, bis es abrupt stehen blieb. Der Lärm der Motoren erstarb und jetzt konnten wir das Pfeifen des Orkans hören, der an der Maschine zerrte.
    Die Tür zur Pilotenkanzel ging auf. »Und? Noch alles dran?«, sagte Stew so erleichtert wie jemand, der alles auf eine Karte gesetzt und gewonnen hatte.

Mark war der…
    M ark war der Erste, der seinen Gurt löste und aufstand. Ich brauchte noch einen Moment, bis sich mein Magen beruhigt hatte.
    »Es gibt einige Erfahrungen, die ich in meinem Leben nicht zweimal machen möchte«, sagte Mark und drehte sich zu mir um.
    Jack schien äußerlich unbeeindruckt von unserer Höllenlandung. Er zog die Jacke an und holte seinen Rucksack aus dem Gepäckfach.
    Stew öffnete die Einstiegsluke und hielt sofort die Hand vors Gesicht, denn der Sturm peitschte den Schnee in die Kabine.
    Mit wackeligen Knien kletterte ich vorsichtig die kleine Treppe hinunter und zog die Kapuze meiner Jacke über. Erst jetzt sah ich, dass die Nase der Beechcraft in einer hohen Schneewehe steckte. Ich nahm den Rucksack und blickte mich um. Wir befanden uns inmitten eines weißen Nichts.
    Stew schloss die Luke der Maschine. »Kommt mit, das Abfertigungsgebäude ist da hinten«, schrie er gegen den Wind an. Er zeigte auf einen imaginären Punkt irgendwo im Nirgendwo.
    Wir stemmten uns gegen den unerbittlichen Wind und stapften durch den trockenen Schnee, der wie Staub über die Piste wirbelte. Erst glaubte ich an eine Täuschung, aber es näherten sich uns tatsächlich zwei flackernde rote Lichtpunkte. Fünf Minuten später hielt ein Van des Flughafens neben uns. Die Schiebetür wurde aufgerissen.
    »Los, steigt ein!«, rief ein Mann, vermummt in einen leuchtend gelben Parka mit einem silbernen Reflektorstreifen auf dem Rücken.
    Wir ließen uns in die Sitze fallen und schüttelten uns den Schnee von den Schultern, während die Tür wieder zugeworfen wurde und der Kleinbus schlingernd wendete.
    »Schon mal dran gedacht, dass es heute vielleicht ein wenig gefährlich sein könnte, Aklavik anzufliegen?«, schnauzte der Fahrer unseren Piloten an.
    »Ach ja?«, erwiderte Stew. »Und wo hätte ich bitte sonst landen sollen? In Old Crow?«
    »Zum Beispiel«, kam die Antwort. »Aber ich an deiner Stelle wäre gar nicht erst losgeflogen. Hast du denn den Wetterbericht nicht abgerufen?«
    Stew machte eine wegwerfende Handbewegung. Damit war die Sache für ihn erledigt. Mark, Jack und ich tauschten vielsagende Blicke. Wir hatten wirklich unverschämtes Glück gehabt, dass wir überhaupt jemanden gefunden hatten, der sich mit uns in ein Flugzeug setzen wollte. Und noch mehr Glück, dass wir diesen Trip mit heiler Haut überstanden hatten.
    Der Wagen hielt neben einem flachen, einstöckigen Gebäude und wir stiegen aus. Die Abfertigungshalle war ein schmuckloser, überheizter Bau, in dem sich nur ein einziger Ticketschalter, vier Sessel und ein defekter Getränkeautomat befanden.
    Der Mann, der uns auf dem Flugfeld eingesammelt hatte, setzte sich hinter einen kleinen Tisch und machte mit seinem Kugelschreiber eine Eintragung in ein Buch. »Was kann ich für Sie tun, Miss?«, fragte er, als er merkte, dass ich noch immer vor ihm stand.
    Ich fingerte einen der alten Pässe von James Milton aus meiner Jackentasche und präsentierte ihm dessen Foto. »Ich wollte fragen, ob Sie diesen Mann kennen.«
    Der Mann nahm mir den Ausweis aus der Hand und betrachtete ihn nachdenklich. »Ja, den kenne ich«, sagte er und gab mir das Dokument zurück.
    Mein Herz begann heftig zu schlagen. Auch Jack und Mark waren jetzt hellwach.
    »Wissen Sie, wo ich ihn finden kann?«, fragte ich.
    Der Mann konzentrierte sich wieder auf sein Buch. »Er wohnt ziemlich weit draußen. Immer nach Westen den Peel Channel entlang, und wenn sich die Straße verzweigt, halten Sie sich rechts. Nach ungefähr zwanzig Kilometern sehen sie dann das Haus. Ihr Freund wird Sie dort bestimmt erwarten.«
    »Welcher Freund?« Ich spürte, wie eine kalte Hand mein Herz berührte.
    »So ein großer, kahler, dürrer Kerl«, sagte der Mann.

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