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Dark Heart: Zweiter Band

Dark Heart: Zweiter Band

Titel: Dark Heart: Zweiter Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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»Ist ungefähr eine Stunde vor Ihnen hier gelandet. Kurz bevor wir den Flugplatz wegen des Sturms geschlossen hatten.« Den letzten Satz sprach er so laut aus, dass Stew ihn hören musste.
    »Gibt es in Aklavik eine Autovermietung?«, fragte Mark. Ich wusste, er war genauso alarmiert wie ich. Solomon war bereits da! Und er hatte eine Stunde Vorsprung.
    »Klar. Aber mit einem Auto kommen Sie hier nicht durch. Sie brauchen einen Motorschlitten.« Der Mann holte sich einen Notizzettel vom Schalter und kritzelte eine Wegbeschreibung darauf, die er Mark weiterreichte. »Hier. Die Straße runter und dann die zweite Abzweigung nach links nehmen. Ist nicht weit. Wenden Sie sich an Paul. Der hat auch die richtige Ausrüstung für dieses Wetter. Viel Glück!«
    Paul entpuppte sich als der Schwager des Mannes am Flughafen, wahrscheinlich waren alle in diesem Nest hier miteinander verwandt. Wir mieteten drei Schneemobile mit Helm, Brille und Handschuhen. Unsere Allwetterjacken waren eindeutig zu dünn und so kauften wir Thermojacken, dazu einen Satz extrastark leuchtender LED-Taschenlampen. Paul machte an diesem Tag das Geschäft seines Lebens, aber wir hatten weder die Zeit noch die Nerven, den Preis herunterzuhandeln.
    Ich wickelte das Totmannband um meinen Arm, das dafür sorgte, dass der Motor sich abschaltete, falls ich vom Schlitten fiel, und dann ging es los. Jack fuhr vorneweg, Mark hinten und ich in der Mitte. Es war einfacher als Motorradfahren, da weder gekuppelt noch geschaltet werden musste. Man musste nur Gas geben und bremsen.
    Hier draußen hatte sich die Landschaft in eine richtige Hexenküche verwandelt. Die Bäume waren im dichten Schneetreiben kaum zu sehen und auch die Straße war nicht markiert. Paul hatte uns gesagt, dass die Temperaturen erst vor Kurzem unter null gefallen seien. Deshalb liege auf Seen und Flüssen, wenn überhaupt, nur eine dünne Eisschicht, die weder ein Schneemobil noch einen Fußgänger tragen könne. Wenn wir bei dem Wetter vom Weg abkämen, so raunte er im Unheil verkündenden Ton eines erfahrenen Fremdenführers, so würde das unseren sicheren Tod bedeuten.
    Wir waren eine halbe Stunde gefahren, als Jack plötzlich abbremste und stehen blieb. Wir hielten neben ihm und schalteten den Motor ab.
    »Was ist?«, fragte Mark.
    Jack zeigte auf eine dunkle Silhouette, deren Konturen im dichten Schneefall verschwammen. Ich schob meine Brille hoch und stieg ab. Für einen Felsen hatte das Ding zu gerade Kanten. Entschlossen, das Rätsel dieser Erscheinung zu lösen, ging ich darauf zu. »Lydia, warte!«, rief Jack, aber ich hörte nicht auf ihn. Der Schnee knirschte unter meinen Füßen. Der Wind wehte mir die Fetzen einer traurigen Popballade entgegen. Eine befremdliche Spur von Leben mitten in dieser Schneewüste.
    Es war ein Toyota Landcruiser und er lag auf der Seite. Die Reifen und die Seitentür waren mit etwa zehn Zentimeter unberührtem Schnee bedeckt. Die Reifenspuren waren bereits vom Sturm verweht. Der Unfall hatte sich vor mindestens einer Stunde ereignet. Ich spähte durch das Loch, das einmal die Windschutzscheibe gewesen war. Das Innere des Wagens war leer. Irgendetwas hatte die Seite des Landcruisers eingedrückt. Etwas, was kraftvoll genug war, den Geländewagen umzuwerfen. Mittlerweile war das Liebeslied von einem fröhlichen Sommerhit abgelöst worden.
    Mark zog die Handschuhe aus, öffnete die Fahrertür und beugte sich in den Wagen. Kurz darauf erstarb die Musik aus der Soundanlage. »Der Schlüssel steckte noch«, sagte er und hielt ihn in die Höhe. Er kroch noch weiter ins Innere des Landcruisers und untersuchte das Handschuhfach, während ich ohne große Hoffnung nach Fußabdrücken im Schnee suchte.
    »Keine Spur vom Fahrer«, sagte Mark. »Hast du etwas gefunden?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Jack untersuchte die Reste der Windschutzscheibe, die als Splitter im Straßengraben lagen, und scharrte mit den Füßen im Schnee. Plötzlich hielt er inne und kniete nieder. »Hier ist Blut«, sagte er.
    »Also ist der Fahrer aus dem Wagen geschleudert worden«, sagte Mark und ließ die Tür wieder zufallen. Der dumpfe Schlag wurde vom Schnee verschluckt.
    »Aber wo ist er dann?«, fragte ich.
    Jack richtete sich auf und sah sich um. »Wenn ihn jemand mitgenommen hat, wären wir ihm begegnet.«
    »Warum?«, fragte Mark.
    »Weil es in westlicher Richtung keine Stadt mehr gibt«, sagte Jack. »Nach Aklavik kommt nichts mehr. Nur noch Wälder, Seen, Berge und schließlich das

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