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Dark Heart: Zweiter Band

Dark Heart: Zweiter Band

Titel: Dark Heart: Zweiter Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Knightley
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Meer.«
    »Du vergisst das Haus meines Vaters«, sagte ich. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinab und der hatte nichts mit den eisigen Temperaturen zu tun.
    »Also, was ist?«, fragte Jack.
    Mark fluchte. »Ich fahre zurück und melde den Unfall. Wenn hier jemand verletzt durch die Wälder irrt, ist er bei den sinkenden Temperaturen spätestens morgen tot.« Er zog seine Handschuhe an und setzte sich wieder auf sein Schneemobil.
    »Dann fahre ich mit Jack weiter«, entschied ich. Zu viel stand auf dem Spiel, als dass wir alle drei zurück nach Aklavik fuhren.
    »Wir treffen uns am Haus deines Vaters«, sagte Mark, startete den Motor des Schneemobils und fuhr davon.
    Jack und ich blieben allein zurück. Wir standen einander gegenüber, sprachlos wie zwei Menschen, die sich immer noch liebten, aber einander auf eine unerklärliche Weise fremd geworden waren. Ja, er hatte sich verändert. Seine Selbstsicherheit war einer Art von Verletzlichkeit gewichen, die menschlich war. Für Jack wahrscheinlich zu menschlich. Er hatte Recht gehabt, das wurde mir klar, als ich versuchte, in seine Augen zu schauen, die mir jetzt auswichen. Jack war kein Nachtgeschöpf mehr. Er litt, weil ich ihm einen wichtigen Teil dessen, was Jack Valentine einmal war, geraubt hatte.
    Ich streckte meine Hand aus und berührte zärtlich sein Gesicht. »Es tut mir leid«, flüsterte ich.
    Jack nahm meine Hand und küsste sie, so als gäbe es nichts mehr zu sagen.

Wir fuhren durch…
    W ir fuhren durch das graue Nichts des Sturms weiter nach Osten, in ein Niemandsland der Kälte und des Eises, dessen Stille nur durch das ängstliche Heulen des Windes und das raue Brüllen unserer Motoren zerrissen wurde. Die Straße löste sich auf, der Wald verschwand, es wurde dunkler. Die Nacht brach früh hier oben im Norden herein. In wenigen Wochen würde die Sonne überhaupt nicht mehr aufgehen.
    Nach einer Stunde lenkte Jack sein Schneemobil dicht neben meines und deutete auf einen hellen Punkt im Zwielicht, einen orangewarmen Fleck in der heraufziehenden Finsternis. Als wir näher heranfuhren, schälte sich der Umriss eines erleuchteten Hauses aus dem Sturm.
    Es war ein erstaunlich großes Blockhaus, zweigeschossig und mit einem flachen Dach, das dem Wind kaum Angriffsfläche bot. Sonst war nicht viel zu erkennen. Ich stellte den Motor aus und wir stiegen ab. Nur das klagende Heulen des Windes war noch zu hören.
    Wir ließen unsere Schneebrillen auf und gingen zur Haustür, die keine Klingel hatte. Vorsichtig klopfte ich an. Die Tür war nur angelehnt. Jack gab ihr einen sanften Stoß und wir traten ein.
    »Hallo?«, rief ich. »Ist jemand da?«
    Wir erhielten keine Antwort. Leise Musik schwebte in der Luft. An den Bohlenwänden hingen farbenprächtige Landschaftsbilder, daneben Drucke, rote und gelbe Flächen, lebendig wie der Sommer. In der Ecke stand ein großer Flachbildschirm, der stumm die Nachrichten von CNN zeigte. Auf einem Schreibtisch stand ein Computer, eingeschaltet. Das Display zeigte einen wechselnden Newsfeed über die Anschläge in Schanghai und Abidjan. Unter dem Fenster stand eine dunkle Ledercouch, auf der sich Dutzende Ausgaben von Newsweek und dem Time Magazine stapelten. Im wuchtigen Kamin lag zwar Holz, aber es sah nicht so aus, als ob man die Feuerstelle jemals in Betrieb genommen hatte. Obwohl das von Halogenlampen akzentuierte Licht Wärme und Heimeligkeit vermittelte, war es eiskalt hier drinnen.
    »Hallo?«, rief ich erneut und öffnete eine Tür. Die Küche war leer und dunkel und sah so unbenutzt wie der Kamin aus.
    Jack war die Holzstiegen hinauf in den ersten Stock gegangen. Ich hörte seine Schritte über mir.
    »Lydia?«, rief er. »Komm her! Das musst du dir hier ansehen.«
    Oben gab es ein Bad und drei Zimmer, eines davon war eine Bibliothek. Doch Jack hatte sich nicht für diesen Raum interessiert. Er stand im Türrahmen auf der Schwelle zu einem Kinderzimmer und trat beiseite, damit ich sehen konnte, was er sah.
    Es war das rosa Zimmer eines kleinen Mädchens. Billige Plüschtiere saßen auf einem akkurat gemachten Bett, die Regale waren voller Bücher und Spielzeug. Ein kleiner Tisch, ein kleiner Stuhl, alles sauber und aufgeräumt und unbenutzt.
    Dasselbe galt für das dunkle Schlafzimmer, in dem zwar getragene Kleidung achtlos über einen Stuhl geworfen war, der neben dem Bett stand, doch war dieses Bett nur eine überzogene Matratze ohne Decke, nicht mehr. Ein E-Reader lag auf dem Nachttisch. Ich schaltete

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