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Dark Inside (German Edition)

Dark Inside (German Edition)

Titel: Dark Inside (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeyn Roberts
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wären anders. Auf Rosen sind wir ja heutzutage nicht gebettet. Aber ich habe guten Tee. Den habe ich aus dem Delikatessengeschäft ein Stück die Straße hinunter mitgehen lassen. Dort gibt es ein ganzes Regal voll mit Tee- und Kaffeesorten aus der ganzen Welt. Vorher habe ich dort nie eingekauft; mit ihren Wucherpreisen haben sie die Leute doch nur ausgenommen. Aber ein kostenloses Mittagessen ist ein kostenloses Mittagessen. Zumindest heute. Wer wird sich da schon beschweren?«
    Zwanzig Minuten später saß Mason in dem einzigen Stuhl in Twiggys Junggesellenwohnung und wartete, während der Alte an den Knöpfen eines alten Propangasherdes, der jetzt mit Benzin lief, herumfummelte. Mason legte die Hand auf den Mund, um ein Gähnen zu unterdrücken. Es wurde immer schwieriger, eine Nacht durchzuschlafen. Twiggy dagegen sah aus, als hätte er in der Nacht zuvor zehn Stunden Schlaf bekommen. Die Augen des Alten glänzten und schienen voller Energie.
    Twiggys Wohnung sah eher wie ein Museum aus. Die Regale waren mit allem Möglichen vollgestopft. Tausende Bücher, Notizbücher, Statuen, ausgeschnittene Zeitungsartikel und Nippes, übereinanderstapelt und durcheinandergeworfen, bis jeder Zentimeter Platz belegt war. An den Wänden hingen Weltkarten und Karten des Sonnensystems. Zeichnungen und Bilder, vor allem von Orten – Wasserfälle, Strände, Dschungel, Schluchten, Ruinen vergangener Zivilisationen und sogar ein paar lächelnde Leute –, waren mit Reißzwecken und Stecknadeln befestigt worden und fügten sich zu einer gigantischen Collage zusammen.
    In den Ecken stapelten sich Ordner und ausgeschnittene Zeitungsartikel. Selbst in der Küche waren Bücherkartons neben den Kühlschrank und vor die Türen der Schränke gerückt worden.
    Die Wohnung ließ Mason leicht klaustrophobisch werden. Twiggy dagegen schien sich nicht im Geringsten an der Enge zu stören.
    »Wir waren eine Generation, die nur noch Knöpfe gedrückt hat«, sagte Twiggy. »Wir mussten nie für etwas arbeiten. Alles, was man wollte, war in Reichweite. Wenn man hungrig war, steckte man etwas in die Mikrowelle und drückte auf einen Knopf. Wenn man etwas trinken wollte, stellte man die Kaffeemaschine an. Wir hatten Knöpfe für Fahrstühle, Autos, Fernseher, Alarmanlagen. Und wenn jemand etwas neu erfunden hat, gab es auch immer jemanden, der den passenden Knopf dafür gemacht hat. Junge, ich gehöre nicht zu diesen alten Trotteln, die ständig davon reden, dass die Welt früher so viel besser war, damals, als ich noch ein Kind war. Sie war es nicht. Zumindest nicht bis vor ein paar Wochen. Mit heute kann man sie wohl nicht vergleichen, oder? Nichts ist schlimmer als das hier.«
    Mason nickte. Er starrte die Bücherstapel an, die so aussahen, als würden sie beim geringsten Luftzug umkippen. Twiggys Wohnung war nicht schmutzig, aber sauber war sie auch nicht gerade. Das Geschirr war gespült und ordentlich in den Schränken gestapelt und die Bettwäsche sah frisch gewaschen aus. Aber es war alles abgenutzt – alt und ausgeblichen. Mason musste unwillkürlich denken, wie deprimierend dieser Ort doch wirkte.
    Twiggy bemerkte, dass er sich umsah. »Stimmt, es macht nicht viel her, aber es ist mein Zuhause. Ich wohne hier schon lange. Wenn ich wirklich wollte, könnte ich mir wahrscheinlich eine nette Wohnung im Stadtzentrum suchen. Ich bin sicher, dass es gerade eine Menge guter Immobilien gibt, die nur darauf warten, dass sie sich jemand unter den Nagel reißt. Da könnte man ein echtes Schnäppchen machen.«
    Mason, der von einem zerquetschten Käfer an der Decke abgelenkt wurde, nickte.
    »Aber das hier gehört mir. Nicht das Gebäude zählt, sondern das, was drinsteckt. Ich wohne hier schon seit rund dreißig Jahren. Ich hätte schon lange ausziehen können, aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich etwas anderes brauche. Abgesehen von Büchern und Wissen habe ich schon immer an das einfache Leben geglaubt. Nie geheiratet, keine Kinder, nichts als mein Job, und das war genug. Selbst nach der Pensionierung war mir nicht danach, nach Florida zu ziehen, oder was auch immer Senioren heutzutage tun. Außerdem: Kannst du dir vorstellen, wie viel es kosten würde, mit dem Zeug hier umzuziehen?«
    »Als was haben Sie gearbeitet?«
    Der Teekessel begann zu pfeifen und Twiggy stellte die Herdplatte ab. Er goss das Wasser in Porzellanbecher, in denen teuer aussehende Teebeutel lagen. Obwohl er nur ein Bein hatte, bewegte er sich ausgesprochen geschickt. Auf

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