Dark Inside (German Edition)
erheiternd.«
»Darum geht es nicht«, sagte er. »Ich weiß nur nicht, ob das eine gute Idee ist.« Mason konnte ihnen doch nicht die Wahrheit sagen. Er konnte ihnen nicht sagen, dass er sie wegen der Dunkelheit in sich nicht dabeihaben wollte. Er verdiente keine Gesellschaft. Er wollte allein gelassen werden, damit er sich nicht um andere kümmern musste. Allein konnte er härter sein.
»Drei Augenpaare sehen mehr als eines.«
Mason musste schlucken.
Chickadee beugte sich vor. Sie starrte ihn fragend an und blinzelte nicht dabei. Er konnte nicht anders, er musste einfach lächeln.
»Siehst du«, sagte sie, während sie sich zurücklehnte und ebenfalls grinste. »Du kannst mir nicht widerstehen.«
Er warf einen Blick auf Paul, doch der Junge schien ihn gar nicht zu beachten. Er sah aus dem Fenster und Mason vermutete, dass er sich damit zufriedengab, ihr die Verhandlungen zu überlassen. Paul wusste schon, was Mason erst noch lernen musste. Chickadee konnte sich sehr gut durchsetzen.
»Dann wollt ihr also nach Westen?«, fragte er.
»Westen ist wärmer als Norden«, meinte Paul. »Verdammt, dort ist es sogar wärmer als hier, obwohl wir die Chinook-Winde haben. Es wird bald kalt werden. Eisbärklima. Ich glaube, wir sollten an die Küste gehen. Vancouver ist perfekt. Dort sind die Temperaturen okay. Es regnet nur viel. Aber dort können wir den Winter überstehen.«
Chickadee nickte. Sie hatte den Mund mit Erdnussbutter voll. Sie kaute ein paarmal und schluckte dann. »Ich liebe Vancouver. Ich bin seit zwei Jahren nicht mehr dort gewesen. Ich würde gern mal wieder im Meer schwimmen.«
»Okay«, erwiderte Mason. »Wir bleiben zusammen.«
Über alles andere würde er sich später Gedanken machen. Schließlich konnten sie sich ja immer noch trennen, wenn es nicht funktionierte.
»Ich bin so aufgeregt«, rief Chickadee. »Das ist das erste Mal seit langer Zeit, dass ich mich auf etwas freue.«
»Ich auch«, sagte Mason, der überrascht feststellte, dass es stimmte.
Am nächsten Morgen trafen sie sich in der Lobby, wo Mason einen Autoatlas aus dem Souvenirgeschäft holte. Zwischen Calgary und der Küste gab es nicht viele Straßen. Sie mussten vorsichtig sein.
NICHTS
Ich bin wieder da.
Ich glaube, ich habe mir gefehlt.
Unter meinen Fingernägeln klebt Blut. Auf meiner Kleidung auch. Ich habe Blut in den Haaren und auf meinen Schuhen. Es ist durch meine Haut gedrungen und hat sich mit meiner DNS vermischt. Ich habe seine ganze Kraft in mich aufgesogen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht mein Blut ist.
Das Leben ist nur noch ein unscharfer Fleck. Immer wieder verschwimmt die Zeit. Das graue Licht übernimmt die Macht über meinen Körper, es frisst meinen Verstand und lässt mich mit den Stimmen zurück. Ich höre sie. Sie rollen sich in meinem Frontallappen zusammen und verdrängen jegliche Wärme aus meinem Blut. Und das Leben. Lebe ich überhaupt noch?
Warum bin ich noch bei Bewusstsein, obwohl es so viele andere nicht mehr sind? Tun sie das mit Absicht, und wenn ja, warum? Oder ist mein Gehirn irgendwie anders? Was macht mich stärker? Manchmal wache ich auf und weiß noch, was ich getan habe, selbst wenn es nur für einen kurzen Moment ist. Ich vermute, dass es nicht viele gibt, die hin und her wechseln, so wie ich das tue. Wenn alle von ihnen diese klaren Momente hätten, würde es, glaube ich, weniger Tote geben. Weniger Zerstörung. Ich kann mich kaum noch ertragen.
Ich wünschte, ich könnte aufhören, mich zu erinnern. Ich will mich nicht erinnern. Wenn sie mir meinen Verstand nehmen und meinen Körper kontrollieren wollen, warum lassen sie mich dann hin und wieder frei? Wenn ich töten muss, warum quälen sie mich dann mit Erinnerungen an das, was ich getan habe?
Das Mädchen. Ich erinnere mich an sie. So jung. So hübsch. Ich wollte ihr helfen, aber man kann mir nicht trauen. Sie war verwirrt und das kann ich gut verstehen. Sie wollte zu den Guten gehören. Doch ich konnte die Dunkelheit in ihr sehen. Das Potenzial zu töten war bereits in ihrer Seele vorhanden. Sie war genauso wie die anderen, sie wusste es nur noch nicht.
Irgendwann werden sie uns alle besitzen. Das Chaos, das wir geschaffen haben, wird zu einer neuen Weltordnung werden.
Der Tod wird eine Erlösung sein.
ARIES
»Ich mache es nicht.«
»Du warst einverstanden. Wie der Rest von uns.«
»Ich habe es mir anders überlegt.«
Sie saßen in einer kleinen Zweizimmerwohnung im ersten Stock in einem Halbkreis auf
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