Dark Inside (German Edition)
gedämpfte Stimme klang vergnügt.
Er wollte allein sein. So viel wusste er. Doch gleichzeitig war er froh, dass er die beiden getroffen hatte. Chickadees Fröhlichkeit war ansteckend und Paul sah aus wie jemand, auf den man sich verlassen konnte, wenn es brenzlig wurde.
Mason machte die Augen zu. Dann schlief er ein.
Er wachte auf, als jemand leise an die Tür klopfte. Er brauchte ein paar Sekunden, bis er wusste, wo er war. Die Dunkelheit war verwirrend und er begriff nicht gleich, warum er in einem fremden Bett schlief. Vielleicht hatte ihn Twiggy doch schwerer getroffen, als er zuerst gedacht hatte.
»Mason?«, hörte er Chickadees Stimme durch die Tür.
»Moment.« Er rollte sich herum, setzte sich auf und betastete prüfend seinen Kopf. Er spürte eine Menge getrocknetes Blut und es tat auch weh, wenn er mit den Fingern auf der Beule herumdrückte, doch die Kopfschmerzen waren weg. Und schwindlig war ihm auch nicht mehr.
Als er aufstand, gaben seine Knie nicht unter ihm nach, was er für ein gutes Zeichen hielt. Er stolperte über seine Schuhe, als er sich durch das dunkle Zimmer tastete und nach der Tür suchte. Das Mädchen wartete davor, eine brennende Kerze in der einen Hand, eine Einkaufstüte in der anderen. Paul, der sich hinter ihr hielt, hatte die Finger in einer Tüte mit Tortillachips.
»Ich hab dir was mitgebracht«, sagte sie. »Du brauchst es mir nicht zurückzuzahlen. Ich habe Geld wie Heu, das muss ich jetzt alles ausgeben.«
Mason grinste. »Warte«, rief er. »Die Vorhänge sind ein Stück auf. Ich will sie erst zuziehen, bevor du mit der Kerze reinkommst.«
Die beiden warteten an der Tür, während er die Fenster überprüfte. Die Straßen sahen von hier oben so winzig aus; er konnte nicht viel erkennen. Wenn die Ungeheuer dort draußen waren, war die Nacht ihre Tarnung.
»Ich konnte auch ein paar Schmerztabletten ergattern«, sagte sie. Sie holte eine kleine Packung aus der Tüte und warf sie ihm zu. »Damit musst du auskommen. Kopfschmerztabletten konnte ich keine finden.«
»Danke.« Er sah sich die Packung an, öffnete sie aber nicht. »Meinem Kopf geht es besser. Ich glaube nicht, dass ich die Tabletten brauche.«
»Das ist gut.« Chickadee griff wieder in die Tüte und holte einen Sixpack Root Beer heraus. »Alkohol hab ich keinen aufgetrieben«, sagte sie. »Ich hatte das Gefühl, dass du vermutlich keinen willst, und Paul trinkt nicht.«
»Schon in Ordnung«, sagte er. »Ich glaube, für eine Weile habe ich jetzt erst mal genug von Kopfschmerzen. Ich bleibe beim Zucker.« Er öffnete die Dose und trank einen großen Schluck. Die Limonade war warm, doch das war ihm egal.
»Die Lebensmittel in der Küche sind fast alle verdorben«, sagte sie. »Aber ich habe Erdnussbutter und Cracker gefunden.« Sie drehte die Tüte um und kippte den Inhalt auf das Bett. Es war vor allem Junkfood – Kartoffelchips und Schokoriegel –, aber es waren auch ein paar verschrumpelte Äpfel und die bereits erwähnte Erdnussbutter und eine Packung Cracker dabei.
»Wow!«, rief er.
Von dem Essen rührte er nichts an. Sein Magen war noch etwas empfindlich, daher beschränkte er sich auf das Root Beer und schluckte dann vorsichtshalber doch ein paar von den Tabletten.
Paul und Chickadee teilten sich die Cracker und holten die Erdnussbutter mit den Fingern aus dem Glas, weil sie vergessen hatten, ein Messer mitzubringen. Eine Weile aßen sie schweigend, während das Licht der Kerze auf dem Nachttisch flackerte.
»Wir würden gern mit dir kommen«, sagte Paul schließlich.
»Was?« Mason war in Gedanken versunken gewesen.
»Wir wollen nach Westen«, erklärte Paul.
Mason starrte ihn verständnislos an.
»Eigentlich wollen wir gar nicht nach Norden«, ergänzte Chickadee. »Ich meine, eigentlich wollen wir schon, aber wir wissen nicht so genau, wo Pauls Onkel wohnt. Wir haben nicht mal eine Adresse. Das ist wohl eher so ein Wunschtraum von uns.«
»Oh.« Mason zuckte mit den Schultern.
»Aber wenn wir mit dir gehen, sind wir wenigstens zusammen«, redete Chickadee weiter. »Wir finden dich sympathisch. Paul und ich. Als Gruppe wären wir sicherer.«
Mason zuckte wieder mit den Schultern.
»Wir brauchen nicht viel Platz«, plapperte Chickadee weiter, die sein Zögern bemerkte. »Paul ist zwar ein Riese, aber meistens sagt er nicht viel. Dir wird gar nicht auffallen, dass er da ist. Bei mir ist das natürlich anders. Ich rede die ganze Zeit, aber die meisten Leute finden das recht
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