Dark Inside (German Edition)
dafür gesorgt, dass wir sie abhängen konnten. Sie sind überall.«
»Ich bin daran vorbeigefahren«, sagte Mason. »Aber mein Wagen ist ein paar Straßen von hier liegen geblieben. So habe ich Twiggy getroffen.«
»Einen Teil der Strecke sind wir auch gefahren. Vor ein paar Wochen sind wir dann in eine dieser Straßensperren geraten. Sie sind mit Schrotflinten auf uns zugekommen. Ich hatte noch nie in meinem Leben solche Angst. Zum Glück war gerade Nacht und wir konnten uns in einem Weizenfeld verstecken. Aber wir haben Trevor verloren. Er war der Freund meiner Schwester. Meine Schwester ist schon vor ein paar Wochen gestorben, als das Ganze losging. Ich träume immer noch jede Nacht von ihr. Paul hat seine ganze Familie verloren, weil seine ältere Schwester verrückt geworden ist. Eines Nachmittags ist sie einfach auf sie losgegangen. Ich weiß immer noch nicht, wo meine Mom ist. Ich hoffe, es geht ihr gut, aber ich befürchte das Schlimmste. Sie ist nicht sehr belastbar, du weißt schon, was ich meine.«
Mason nickte. Chickadee wartete ein paar Minuten, um herauszufinden, ob er reden würde, doch Mason wollte nicht. Noch nicht. Sollten sie sich doch weiter Gedanken machen. Als er nichts sagte, erzählte sie im Flüsterton weiter, und ihr Geplapper füllte die Stille, während sie weitergingen. Er hörte nur mit halbem Ohr zu. Es war schwer, sich zu konzentrieren, wenn man pochende Kopfschmerzen hatte.
»Ich kann nicht mehr weiter«, sagte er nach einer Weile. Sie hatten das Hotel erreicht, dessen Werbung er vorhin gesehen hatte. »Mein Kopf platzt gleich«, fügte er hinzu, als die beiden ihn verwundert anstarrten. »Aber geht ruhig weiter. Ich komm schon zurecht.«
Chickadee und Paul wechselten einen Blick, bevor sie etwas sagte: »Nein, das ist schon in Ordnung. Der Platz hier ist so gut wie jeder andere und ich bin auch hundemüde. Wir können uns getrennte Zimmer nehmen und abschließen, wenn du immer noch Angst hat.«
»Vor euch habe ich keine Angst«, erwiderte er.
»Okay, dann bist du eben vorsichtig.« Sie kicherte. »Aber das ist eine gute Idee. Bald wird es dunkel sein. Ich bin nachts nicht gern draußen. Dann sieht man sie so schlecht kommen.«
Das Hotel hatte ein Hallenbad, doch es würde lange dauern, bis wieder jemand im Pool schwimmen würde. Sie nahmen sich nebeneinanderliegende Zimmer im elften Stock, weil sie dachten, ganz oben sei es am sichersten. Bis dahin war es ein langer Weg zu Fuß, und als sie ihre Zimmer erreichten, war Mason kurz davor zusammenzubrechen. Normalerweise war er hervorragend in Form. Wenn Tom und seine Freunde ihm jetzt von da oben zusahen, lachten sie sich vermutlich den Arsch ab.
Mason bekam das erste Zimmer. Chickadee machte die Tür auf und gab ihm den Schlüssel. »Wir sind direkt nebenan, wenn du etwas brauchst.«
»Ich komm schon klar«, versicherte er. »Ich muss mich nur eine Weile hinlegen.«
»Bist du sicher, dass du keine Gehirnerschütterung hast?« Sie musterte ihn besorgt.
»Ich glaube nicht«, meinte er. »Es sind nur Kopfschmerzen. Ich könnte ein paar Tabletten vertragen, aber es wird schon gehen.«
»Ich hol dir welche«, sagte sie. »Ich will nur schnell meine Sachen ins Zimmer bringen. Unten habe ich ein Souvenirgeschäft gesehen, da finde ich sicher auch Kopfschmerztabletten.«
Er wollte nicht, dass sie seinetwegen noch einmal nach unten ging. »Ich komm schon klar«, sagte er. »Ehrlich.«
»Na gut.«
»Bis dann«, fügte Paul hinzu. Das war alles, was er in der letzten halben Stunde gesagt hatte. Soweit Mason das beurteilen konnte, redete Chickadee für sie beide.
Er schloss die Tür hinter sich und warf seinen Rucksack auf den Boden. Das Zimmer war dunkel – Strom gab es natürlich nicht –, daher ging er zum Fenster und zog die Vorhänge etwas zur Seite. Er glaubte nicht, dass jemand ihn bemerken würde, da das Zimmer so hoch oben lag, aber es war besser, auf Nummer sicher zu gehen. Als er einen Blick nach unten auf die Straße warf, sah er, wie ein paar Leute ein Auto mit einem Baseballschläger oder einer Brechstange zertrümmerten. Rechts von ihm, einige Häuserblocks weiter, hatte eine größere Gruppe jemanden eingekreist und rückte auf ihn zu, um ihn zu töten. Ein Stück weiter wurden Leichen zu einem gigantischen Scheiterhaufen aufeinandergestapelt.
Mason wollte nichts mehr davon sehen. Er legte sich hin und versuchte, nicht daran zu denken. Von nebenan konnte er hören, wie Chickadee auf dem Bett herumhüpfte. Ihre
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