Dark Inside (German Edition)
kauerte sich neben ihn.
Der Parkplatz draußen schien leer zu sein. Doch es war dunkel und überall lauerten tiefe Schatten. Im Grunde genommen konnte Aries gar nichts erkennen.
»Sie sind da draußen«, flüsterte er.
»Was? Wo? Ich sehe nichts.«
»Ich kann sie spüren.«
Glas splitterte. Irgendetwas prallte auf den Boden und rollte auf sie zu, bis es etwa sechs Meter vor ihnen liegen blieb. Ein großer Stein.
Daniel drehte sich um und packte sie am Arm. Er eilte mit ihr in den hinteren Teil des Supermarkts, in Richtung der Laderampe. Ihren Rucksack hatte Aries schon früher am Tag gepackt und ihn zusammen mit ihrem neuen Rad zum Hinterausgang gebracht.
»Aries«, sagte er, während er sie mit sich zerrte, »hör mir zu. Du musst mir jetzt zuhören. Geh jetzt. Geh, solange du noch kannst.«
»Ich kann dich nicht hierlassen. Komm mit!«
Er schüttelte den Kopf. »Du verstehst das nicht. Sie sind meinetwegen hier. Nicht deinetwegen. Meinetwegen.«
»Du hast recht. Das verstehe ich nicht.« Sie versuchte, ihm ihren Arm zu entreißen, doch er war zu stark. »Lass los! Du tust mir weh!«
Er ignorierte ihre Proteste, bis sie die Laderampe erreicht hatten. Nachdem er ihr eine Taschenlampe in die Hand gedrückt hatte, warf er durch einen Spion in der Tür einen Blick nach draußen und öffnete dann. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als einfach zuzusehen, wie er ihr Rad auf die Laderampe schob. Sie lauschte auf Geräusche aus dem Supermarkt, auf irgendeinen Hinweis darauf, dass die Verrückten hereingekommen waren, konnte aber nichts hören.
Nachdem sich Daniel draußen umgesehen hatte, kam er zurück. Er packte sie wieder am Arm und schleifte sie geradezu durch die Tür und die Treppe an der Laderampe hinunter.
»Ich lasse dich nicht hier«, rief sie. Tränen schossen ihr in die Augen. Sie brachte es einfach nicht fertig. Er konnte sagen oder tun, was er wollte, sie würde nicht gehen. Sie würde ihn nicht einfach sterben lassen. Es waren schon zu viele Menschen gestorben. Sie würde nicht zulassen, dass er der Nächste war.
»Ist schon okay«, sagte er. Er zog sie an sich und nahm sie in die Arme. »Mir wird nichts passieren. Das musst du mir jetzt einfach glauben«, flüsterte er ihr ins Ohr.
»Nein.« Sie versuchte, sich loszureißen, doch er war einfach zu stark.
»Aries.« Als sie nicht antwortete, hob er ihr Kinn hoch und zwang sie, ihn anzusehen. »Ich werde dir jetzt etwas Wichtiges sagen und du darfst es auf keinen Fall wieder vergessen, okay?«
Sie nickte und versuchte, ein Schluchzen zu unterdrücken.
»Sie sind nicht alle schlecht. Vergiss das nicht. Einige von ihnen haben noch lichte Momente. Mir wird nichts passieren. Ich verspreche es. Und dieses Versprechen werde ich nicht brechen. Wenn das hier vorbei ist, werde ich dich finden.«
»Wir sind in der Alexander Street. Es ist das einzige Gebäude, bei dem das Dach eingestürzt ist. Du kannst es nicht verfehlen.«
Er seufzte. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich es nicht wissen will.«
»Tut mir leid.«
»Ich muss jetzt gehen. Lass mich los.«
Aries ließ ihn los.
Er sagte kein Wort mehr, sondern rannte die Treppe hoch auf die Laderampe und wieder zurück in den Supermarkt. Die Tür schloss sich und sie war allein.
Als sie aus ihrer Starre erwachte, raste sie die Treppe, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hoch und packte den Griff, doch die Tür war verriegelt.
Aries wusste nicht, was sie tun sollte. Es war alles so schnell gegangen. Sie setzte sich auf eine Stufe und überlegte, welche Möglichkeiten es gab. Von der Laderampe aus kam sie nicht wieder in den Supermarkt. Und vorn durch den Haupteingang zu gehen, wäre Selbstmord.
Er hatte gewonnen. Er hatte seinen Willen bekommen. Und jetzt hatte sie keine andere Wahl, als zu gehen. Sie würde ihm einfach glauben müssen.
Unbändige Wut stieg in ihr hoch. Sie sprang auf, packte ihren Rucksack und zog ihn sich über die Schultern. Also gut. Wenn er es so haben wollte, würde sie ihn eben hierlassen. Sie hatte genug von diesem Spiel. Wenn er sich lieber abmetzeln lassen wollte, als mit ihr zusammen zu sein, bitte, das konnte er haben.
Als sie das Apartmenthaus in der Alexander Street erreichte, wüteten die Schmetterlinge in ihrem Bauch immer noch. Die Angst vor dem Unbekannten. Daniel. Die Bestien, die sich als Menschen tarnten.
Wie sollte sie sich auf einen Krieg vorbereiten, von dem sie wusste, dass sie ihn nicht gewinnen konnte?
NICHTS
Wir vergessen, wie furchtbar schwach
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