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Dark Inside (German Edition)

Dark Inside (German Edition)

Titel: Dark Inside (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeyn Roberts
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am Kragen zu, damit kein Schnee auf ihre Bluse fiel. Wangen und Stirn waren knallrot und ihre blonden Haare wurden vom Wind hin und her gepeitscht.
    Sie schleppten sich weiter.
    Wenn sie nicht bald einen Unterschlupf fanden, würden sie erfrieren. Michael fand es ironisch. Angesichts der Situation schien das irgendwie nicht die richtige Todesart zu sein.
    Aber er war noch nicht zum Sterben bereit. Nicht, wenn er noch leben wollte.
    »Was ist denn das da?«, schrie Clementine gegen den Wind.
    Zuerst konnte Michael gar nichts erkennen. Doch dann sah er durch das Schneegestöber hindurch einen Schatten. Schmal und lang zog er sich an der Straße entlang. Er brauchte eine Weile, bis er begriff, was es war.
    »Briefkästen«, rief er. »Das sind Briefkästen.«
    Mehrere Metallkästen waren neben- und aufeinandergestapelt worden, wie das in ländlichen Gebieten oft gemacht wurde. Drei Reihen mit jeweils vier Briefkästen übereinander. Häufig wohnten die Leute zu weit weg von einem Postamt, sodass sie ihre Briefkästen alle zusammen an einer leicht zugänglichen Stelle der Straße aufstellten.
    »In der Nähe müssen Häuser sein«, rief er. »Wir sind gerettet.«
    Clementines Reaktion war nicht so begeistert, wie er gedacht hatte. Sie drehte sich plötzlich in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und starrte angestrengt in das weiße Nichts.
    »Was siehst du?«
    »Dahinten bewegt sich etwas.«
    Michael richtete seine Aufmerksamkeit auf die Straße hinter ihnen. Zuerst konnte er gar nichts erkennen, doch dann sah er es, für einen kurzen Moment: Jemand rannte über die Straße und versteckte sich zwischen den Büschen. Eine Sekunde später folgte eine zweite Gestalt.
    »Oh Gott«, stöhnte er. »Sie haben uns gefunden.«
    Michael packte ihre Hand und begann zu laufen. Er musste sie gar nicht mit sich ziehen, sie kam freiwillig mit. »Halt dich fest!«, schrie er. »Wenn ich dich jetzt verliere, finde ich dich vielleicht nie wieder.«
    Sie klammerte sich fester an seine Hand.
    Den ersten Hetzer sah Michael erst, als er nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt war und er fast schon die schwarzen Adern in den Augen des Ungeheuers erkennen konnte. Die Bestie tauchte ganz plötzlich vor ihm auf und Michael bewegte sich zu schnell, um noch stehen bleiben zu können. Er prallte mit der Stirn gegen den Kopf des Mannes. Beide gingen zu Boden und Clementine wurde mitgerissen. Michael landete mit dem Gesicht auf dem Mund des Hetzers und roch den Gestank faulender Zähne. Er ließ Clementines Hand los, stieß sich vom Boden ab und versuchte, von dem Verrückten wegzukommen.
    Der Hetzer packte ihn am Arm. »Warum hast du es denn so eilig?«, fuhr er ihn an.
    Clementine kam von rechts angeschossen und trat den Mann, so fest sie konnte. Er stürzte und sein Griff um Michaels Arm lockerte sich gerade so weit, dass dieser sich befreien konnte. Doch sie hatten zu viel Zeit verloren. Die anderen Hetzer kamen aus dem Wald angerannt. Es waren mindestens fünf und alle waren so leicht angezogen und so schlecht auf die Kälte vorbereitet wie sie.
    »Komm!«, rief Michael. Als er die Hand nach Clementine ausstreckte, wurde ihm mit einem Mal bewusst, dass er sie nicht mehr sehen konnte. Sie war einfach im Schneegestöber verschwunden. Er ging einige Meter rückwärts, wobei er die Hetzer aus den Augen verlor, und kam plötzlich von der Straße ab. Im Fallen stolperte er über eine Wurzel im Boden und landete mit seinen bereits vor Kälte tauben Händen in dem fünfzehn Zentimeter hohen eisigen Schnee.
    Michael wollte nach ihr rufen, doch er wusste, dass er damit die Hetzer auf sich aufmerksam machen würde.
    In einiger Entfernung konnte er die Umrisse von Menschen erkennen, die sich in verschiedene Richtungen bewegten. Doch welche Silhouette war Clementine? Er musste an diese Quizshows im Fernsehen denken, bei denen man den richtigen Koffer aussuchen musste, um die Million zu gewinnen. Als er sich auf den Schatten zubewegte, der ihm am nächsten war, zögerte er plötzlich.
    Selbst wenn er sie jetzt fand, konnte er nicht mit ihr zusammen fliehen. Es gab nichts, wo sie hinrennen konnten. Vor einem Schneesturm konnte man nicht davonlaufen. Sie würden sich im Wald verirren und erfrieren.
    Michael überlegte es sich anders und lief in einer geraden Linie los, allerdings hatte er inzwischen vollkommen die Orientierung verloren und war sich einigermaßen sicher, dass er nur im Kreis ging, egal, wie sehr er sich bemühte. Er traf auf

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