Dark Kiss
nachdem du meiner besten Freundin die Seele ausgesaugt hast?“ Meine Stimme klang eiskalt.
„Du wirst bald merken, dass es alles zum Besten ist“, erwiderte er. „Aber ich verstehe, warum du aufgebracht bist. Wieschon gesagt, ich habe die Sache schlecht geregelt. Ich wollte selbstbewusst wirken, schon immer, doch trotz meiner Bemühungen komme ich manchmal rüber wie ein …“
„Arsch?“, unterbrach ich ihn. „Nur ein Vorschlag. Sag mir, wenn ich nahe dran bin.“ Obwohl alle so eine gewaltige Sache aus dieser lebensverändernden Erfahrung machten, war ich noch immer stinkwütend darüber, was er Carly und mir angetan hatte. Er müsste schon sehr überzeugend sein, um meine Meinung zu ändern.
„Ja.“ Er grinste. „Ich habe mich dir gegenüber wie ein Arsch benommen. Carly hat mir unmissverständlich klargemacht, dass mein Verhalten dir gegenüber am Freitag inakzeptabel war. Sie hat in Bezug auf dich einen sehr starken Beschützerinstinkt.“
„Das beruht auf Gegenseitigkeit.“ Ich konnte ihn nicht mehr ansehen – er machte mich krank. „Sie sagte, heute Abend wäre noch jemand hier. Jemand, der mehr Wert auf die Wahrheit legt als du. Das ist der einzige Grund, warum ich noch einmal hier bin – glaub mir, es ist nicht deinetwegen. Wann werden wir diese Person treffen?“
„Warum nicht jetzt gleich?“, sagte jemand in unserer Nähe. An der Glaswand, die den Blick runter in den Club ermöglichte, stand ein hübsches Mädchen und beobachtete unseren feindseligen Wortwechsel. Sie war ungefähr in Stephens Alter und hatte braune Augen und dunkles Haar. Wenn sie die Quelle war, die Bishop suchte, konnte sie ein Seelen verschlingender Dämon sein. Eine Anomalie, hatte er gemeint. Sie war in der Lage, immer mehr Wesen ihrer Art zu erschaffen, und hatte erreicht, die Aufmerksamkeit von Himmel und Hölle zu erregen. Dies sogar in einem Ausmaß, das dazu führte, dass eine ganze Stadt abgeschirmt wurde und ein Team von Engeln und Dämonen geschickt wurde, um sie zu finden. Sie ging auf mich zu und streckte ihre Hand aus. „Samantha Day. Es freutmich, dich endlich zu treffen.“
Beklommen betrachtete ich ihre Hand, machte allerdings keine Anstalten, sie zu schütteln. Mir war heute nicht nach Höflichkeiten. „Wer bist du?“
„Eine Freundin.“
Na prima. Wieder jemand, der direkten Fragen auswich. Schließlich zwang ich mich, ihr die Hand zu geben. Keine Funken, keine Elektrizität, nur ein normales Händeschütteln. Ich hielt ihrem Blick stand, damit ich wenigstens tapfer wirkte. Irgendetwas an ihren Augen kam mir bekannt vor. So wie meine Woche abgelaufen war, hatte ich vielleicht eine Vision von ihr gehabt und es vergessen. „Kenne ich dich?“, erkundigte ich mich.
„Nein, wir haben uns noch nicht getroffen. Mein Name ist Natalie.“
„Du bist also diejenige mit allen Antworten?“
„Zuerst wollte ich mich dafür entschuldigen, wie sich das bisher abgespielt hat.“ Sie schaute zu Stephen hinüber, der mit verschränkten Armen neben ihr stand und mit jedem Moment unsicherer wirkte. „Wie du schon ganz richtig festgestellt hast, ist Stephen ein totaler Arsch.“
Ich lachte nervös auf, wurde allerdings sofort wieder ernst. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. „Du warst es, die ihm am Freitag gesagt hat, dass er das mit mir machen soll, oder?“
Natalie sah mich ruhig an. „Ja, ich habe ihm befohlen, dich zu küssen.“
Angst überkam mich, und ich trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Auf den ersten Blick erschien sie so normal, hübsch und … so harmlos. Aber das war sie nicht.
„Ich verstehe das nicht. Warum ich?“
Sie schaute sich nach all den anderen Clubgästen um, die hier oben rumhingen und uns ignorierten – bis auf Carly, die ab und zu herübersah. „Es gab keine andere Wahl.“
„Er hat meine Seele gestohlen.“ Wut schwang in meiner Stimme mit, obwohl ich mich bemühte, ruhig zu bleiben.
Sie schüttelte den Kopf. „Es mag dir schwerfallen, das zu glauben, aber er hat dich davon befreit.“
„Nein, er hat sie genommen, ohne zu fragen. Das ist Diebstahl. Und jetzt ist mir kalt, ich habe andauernd Hunger, und ich kann sie nicht zurückbekommen. Erklär mir doch mal, was daran befreiend sein soll.“
Sie sah mich nicht mit diesem „Vertrau mir, das ist super“Blick an wie Stephen gestern, sondern sie akzeptierte meinen Zorn, anstatt ihn abzulehnen. „Bitte hör mir zu, Samantha. Darum habe ich gehofft, dass es Carly gelingt, dich trotz deiner
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