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Dark Kiss

Dark Kiss

Titel: Dark Kiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Rowen
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getroffen hatte, waren genauso arm dran wie er und suchten nur nach einer Ablenkung oder einem netten Wort. Beides, wenn möglich.
    Ich zog einen Fünfdollarschein aus dem Portemonnaie und ließ ihn in die Schachtel fallen.
    „Danke schön.“ Seine Zähne waren weißer, als ich es beim Rest seiner Erscheinung vermutet hätte. „Ihre Augen, so schön wie Sterne. Augen, die zu viel gesehen haben, mehr als sie sollten. Allerdings ist sie verloren und findet den Weg nicht. Wem soll sie trauen? Wem?“
    Sein Gerede erinnerte mich an Bishop, und mich überkam ein Gefühl von Traurigkeit.
    „Gern geschehen“, meinte ich. „Geh zu der Mission in der Peterson. Dort kriegst du eine Mahlzeit und Hilfe, wenn du welche brauchst. Doch wahrscheinlich weißt du das schon.“ So wie er aussah, musste der Mann schon seit Jahren auf der Straße leben.
    Er überkreuzte die Beine und schielte zu mir herauf. „So viele sprechen mit gespaltener Zunge. Aber der Mond steht hoch am Himmel, und es wird nicht mehr lange dauern, bis die Flut alles fortspült. Nimm dich in Acht, denn mit jeder Nacht,die verrinnt, rückt die Stunde näher.“
    „Ähm, Sam?“ Carly wirkte unruhig und trat mit ihren High Heels von einem Fuß auf den anderen. „Lass uns irgendwohin, wo es ein bisschen weniger wahnsinnig ist.“
    „Ja, okay.“ Ich lief an dem Mann vorbei, aber er packte meinen Arm. Ein elektrischer Schlag kroch meinen Arm hinauf, und mit einem Schrei zog ich ihn zurück.
    „Ich habe gewartet und beobachtet – so viele Jahre. Und hier bist du endlich. Wie ein wunderschöner Stern, der geschickt wurde, um uns alle zu retten.“
    Alle retten? Im Moment konnte ich mich kaum selbst retten. Carly griff mich am Oberarm und dirigierte mich in Richtung des Eingangs. Ich blickte zurück auf den verrückten Obdachlosen, der mich berührt hatte. Das fühlte sich ziemlich genau wie die Elektrizität an, die ich spürte, wenn ich Bishop anfasste. Wer war er?
    „Okay, das war gruselig“, stieß Carly hervor, nachdem wir das Crave betreten hatten.
    „Ja.“ Mein Hals schmerzte plötzlich, und mir war schlecht. Ich fühlte mich dem Obdachlosen verbunden, der über Lügen und Fluten und Sterne plapperte. War er ein Engel wie Bishop, der bei der Ankunft in Trinity zu Schaden gekommen war? Aber mich zu berühren hatte seinen Verstand nicht geklärt. Ich hatte in seinen Augen gesehen, dass er den Schlag auch gefühlt hatte, doch er hatte danach nicht begonnen, zusammenhängend zu sprechen. Ach, das war nichts. Etwas elektrische Aufladung und meine blühende Fantasie, das war alles.
    „Geht es dir gut?“, fragte Carly und legte eine Hand auf meine Schulter.
    Ich räusperte mich und versuchte mich zusammenzureißen. „Abgesehen davon, dass ich für alle Ewigkeit frieren und Hunger haben werde, geht es mir gut.“
    „Zuerst reden. Dann essen.“
    Ich nickte. Letzte Nacht mit Stephen hatte ich schon so eine Ahnung gehabt, dass ich ihn bald wiedersehen würde. Mir war nur nicht klar gewesen, wie bald das sein würde.
    Carly stieg die Wendeltreppe voran hinauf zur Lounge. Ich war anscheinend die Einzige von uns beiden, die nervös war. Ich wünschte mir, dass Stephen mir bei dem Kuss auch etwas von dem Selbstvertrauen gegeben hätte, das er offenbar Carly verpasst hatte. Ich erwartete, dass Stephen mich wütend und mit Abscheu anschauen würde nach der Konfrontation in der letzten Nacht, doch in dem Augenblick, als er mich sah, lächelte er mich an. Anlächeln. Mich. Und es war ein umwerfendes Lächeln, das früher einmal mein Herz zum Rasen gebracht hätte. Aber das passierte jetzt nur noch bei einem Typen, und das war ganz bestimmt nicht Stephen. Dennoch ließ es mich nicht ganz kalt. Von genau so einem Lächeln war ich am letzten Freitag von der Tanzfläche gelockt worden. Er blickte Carly freundlich an, während er sich uns näherte.
    „Danke, dass du dich darum gekümmert hast. Ich weiß das sehr zu schätzen.“
    „Kein Problem.“ Sie umarmte ihn sogar, dann sah sie mich an. „Ich lasse euch beide allein.“
    „Nein, warte einen Moment …“, begann ich.
    Doch sie hatte sich schon zu ein paar anderen Leuten gesellt, die auf einem roten Sofa an der Treppe saßen. Stephen schaute mich wieder an, aber er lächelte nicht mehr. Er wirkte auf einmal verlegen. „Es tut mir wirklich leid wegen letzter Nacht, Samantha.“
    Ich zog die Augenbrauen hoch. „Es tut dir leid?“
    „Ja. Ich habe das nicht besonders gut geregelt.“
    „Meinst du, bevor oder

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