Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)

Leben steht auf dem Spiel. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    »Aber…«
    »Noch mal von vorne«, sagte Dirk entschlossen, »wir müssen es einfach noch mal versuchen, aber dieses Mal passt du besser auf, dass du keinen Patzer machst!«
    Chris nickte ergeben. »Ich schätze, wir haben keine andere Wahl, aber ich habe echt Angst, Dirk. Was ist, wenn wir in den Todeswüsten oder sonst wo landen?«
    »Keine Angst, ich passe schon auf, dass dir nichts passiert. Jetzt aber schnell, noch mal von Anfang an«, sagte Dirk.
    Er kletterte wieder auf Christophers Rücken. Der nahm allen Mut zusammen und fing wieder an zu tanzen. Als das Ritual dieses Mal seinen Höhepunkt erreichte, machte er einen entschlossenen Schritt auf die vermeintlich richtige Stelle des Kreises – und im nächsten Moment standen sie in tiefster Finsternis. Sie konnten nicht einmal mehr die Hand vor Augen sehen. Um sie herum war es schwarz wie die Nacht und still wie im tiefsten Grab.
    Vorsichtig rutschte Dirk von Christophers Rücken. Einen Moment lang verharrten sie stumm, vor lauter Angst, die lautlose Leere zu stören.
    Dann flüsterte Chris: »Ach, deshalb heißt es Darklands. Mir war gar nicht klar, dass es hier wirklich stockdunkel ist.«
    »Nein, nein«, gab Dirk flüsternd zurück, »das hier sind nicht die Darklands. Wir sind irgendwo anders gelandet. Du hast schon wieder etwas falsch gemacht.«
    »Was sagst du da?«, zischte Chris. »Und wieso bringst du uns dann nicht zurück?«
    »Ich kann nicht. Es ist zu spät. Im ersten Augenblick dachte ich, wir sind nachts angekommen, aber selbst dafür ist es viel zu dunkel. Tut mir leid, aber zurück geht nicht, nur vorwärts.«
    »Wo sind wir?«, stammelte Chris.
    »Ich vermute, wir sind an einem Ort, den sie das Tal der Unendlichen Nacht nennen«, flüsterte Dirk.
    »Unendliche Nacht? Das klingt nicht gut. Und warum flüstern wir eigentlich die ganze Zeit?«, fragte Chris leise.
    »Damit sie uns nicht hören«, kam es ebenso leise zurück.
    »Wer sind ›sie‹? Wer soll uns nicht hören?«, fragte Chris eine Spur zu laut.
    »Schsch! Sie! Die Höllenwesen der Unendlichen Nacht«, zischte Dirk.
    »Höllenwesen? Was ist das denn?«, wisperte Chris ängstlich.
    »Das willst du gar nicht wissen. Glücklicherweise ist es relativ leicht, aus dieser Ebene wieder zu verschwinden«, raunte Dirk ihm zu.
    »Wirklich? Wie denn?«, fragte Chris. Plötzlich hörten sie in der Nähe einen Laut und erstarrten. Nach wenigen Schrecksekunden ebbte das Geräusch wieder ab. Was immer es war, es entfernte sich von ihnen.
    Dirk stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Jede Art von Licht in der Unendlichen Nacht reißt ein Loch in die Materie dieser Dimension, wie eine Öffnung, ein Portal, das wieder irgendwo anders hinführt.«
    »Super! Aber wohin?«, flüsterte Chris aufgeregt.
    »Zu den Abgrundtiefen Untiefen«, erklärte Dirk.
    »Abgrundtiefe Untiefen? Das klingt aber auch nicht viel besser, wenn du mich fragst!«
    »Es ist eine Art Untiefe zwischen allen Welten. Auch nicht gerade ein sicherer Ort, aber bei Weitem nicht so gefährlich wie hier. Außerdem haben wir sowieso keine andere Wahl«, zischte Dirk zurück.
    »Okay, das heißt, ganz egal wo ist auf jeden Fall besser als hier… na schön… Hast du eine Taschenlampe, Dirk?«
    »Ähm, nein… und du?«
    »Nein. Aber was ist mit meinem Handy?«, wisperte Chris.
    »Mein Handy, meinst du wohl. Aber ja, das könnte funktionieren. Gute Idee!«
    Dirk zog sein Handy hervor und klappte es auf – das Display blieb dunkel. Er tastete nach einem Knopf – und erwischte leider den falschen! Die Videoaufnahme von Miss Dumms Tanz auf dem Meer der Unendlichkeit erschien auf dem Display und ihr Hexengesang kreischte durch die Unendliche Nacht wie eine Auto-Alarmanlage ! Endlich fand Dirk den richtigen Knopf, der Gesang verstummte und das Display gab nur noch ein schwaches rötliches Licht ab.
    »Bei dem Krach werden sie sich gleich auf uns stürzen. Schnell!«, schrie Dirk und richtete das Licht auf den Boden.
    Eine riesengroße Gestalt wuchs plötzlich vor ihnen aus dem Boden.
    Dirk stieß einen grauenvollen Schrei aus. »Ein Scheußlicher Schlinger!«
    Christopher wimmerte nur hilflos, wie gelähmt vor Entsetzen.
    Ein riesiges Etwas, ein wurstartiges, plumpes Gliedertier, eine Art Kreuzung aus Made und Fisch blickte mit zwei feucht glänzenden Glubschaugen auf sie herab. Am Furchtbarsten war jedoch sein Kopf! Glücklicherweise zuckte es vor dem schwach leuchtenden