Dark Lord. Immer auf die Kleinen! (German Edition)
GESTÜRZT!
Eine furchtbare Stille ist über die Darklands gekommen! Der sogenannte Wohltäter, in Wahrheit aber dreimal verfluchter Wichtelmörder und Orkschlächter, der Weiße Zauberer Hasdruban hat unsere geliebte Mondkönigin im Kampf überwältigt! Durch einen heimtückischen Hinterhalt wurde die Streitmacht der Dunkelheit auseinandergetrieben und viele von ihnen erschlagen. Die Königin wurde gefangen genommen und siecht nun in den Verliesen des Weißen Turms dahin.
Ihre letzte Tat war, ihren Hofstaat sicher in den Mondturm zurückzubringen – Sie werden erfreut sein zu hören, dass der heldenhafte Agrasch Rotztropf unverletzt blieb. Gargon, Krätze Knallfurz und der Edle Ritter Rufino hingegen wurden leider schwer verletzt. Sie haben sich mit den Überresten der Streitkräfte im Mondturm verschanzt und werden von einer feindlichen Übermacht belagert. RakRak und die Heerschar der Nachtmahre wurden erneut von den Adlerreitern der Vereinigten Gut-Staaten vertrieben. Ohne RakRak, der für uns etwas zu essen finden könnte, und ohne unsere Dunkle Herrin, die für uns die Lagerräume öffnen könnte, werden wir nicht lange überleben. Wenn unsere Vorräte zur Neige gehen, werden wir uns ergeben müssen.
Dieses ist, so fürchte ich, meine geschätzten Leser, das Ende.
Agrasch Rotztropf,
Chefredakteur,
Tagesmassaker
I rgendwo tief unter der Erde…
In einem verdreckten Verlies aus kalten Steinmauern saß das kleine Mädchen auf einer harten Holzpritsche und weinte. Ihre Frisur war eine einzige Katastrophe und das völlig aufgelöste Make-up lief ihr in schwarzen Rinnsalen über die Wangen. Tränen, unendlich viele Tränen hatten in ihrem Gesicht schon ihre Spuren hinterlassen. Ihr schwarzes, mit Silber durchwirktes Gewand hing in Fetzen, die nackten Füße waren blutig zerkratzt. Eine Hand hatte sie notdürftig verbunden, die andere, wo man ihr brutal den Ring vom Finger gerissen hatte, war grausam verwundet.
Sie war allein.
DIE REISE
Die Sturmkrähe hatte die Weiße Hexe bis zu einem entlegenen Verschlag im finsteren Hinterhof einer ziemlich heruntergekommenen Gegend der Stadt verfolgt. Dirk und Christopher hatten auf der Rückseite Posten bezogen und spähten gespannt durch die schmutzigen Fensterscheiben. Bislang hatte die Hexe sie nicht bemerkt, so sehr konzentrierte sie sich auf ihr Vorhaben. Sie stand gerade in der Mitte eines mit weißer Kreide auf den Boden gezeichneten Zauberkreises, der sich aus einem komplizierten Muster von Drudenfüßen, Dreiecken, Kreisen, diversen Symbolen und Schriftzeichen zusammensetzte. Leise vor sich hin murmelnd drehte »Miss Dumm« sich ein paarmal langsam auf der Stelle. Dann fing sie plötzlich an zu hüpfen und trat mit den Füßen – offenbar einem strengen Muster von Tanzschritten folgend – rasch hintereinander auf bestimmte Symbole und Zeichen.
Dirk hielt sein DarkPhone in die Luft und drückte auf eine Taste. Aus der Rückseite des Geräts wuchs ein schleimig aussehender, blass rosafarbener Hautlappen wie eine Ranke, die sich Richtung Fenster schlängelte. An der Spitze hatte sie ein kleines Auge.
»Igitt, was ist das?«, schrie Chris entsetzt auf.
»Still, du wichtelhirniger Schwachkopf!!«, zischte Dirk. »Ich filme sie!«
Chris starrte fasziniert auf das Kamera-Auge des Dark-Phones. Ekelhaft! Während ihr Tanz immer schneller und wilder wurde, stimmte die Weiße Hexe einen beschwörenden Singsang an. Sobald ihre silbernen Gummistiefel auf bestimmte Formen trafen, bekamen sie eine geisterhafte Transparenz. Und nachdem die Hexe einen Schrei ausgestoßen und mehrere wilde Sprünge vollführt hatte… gab es auf einmal einen lauten Knall – und weg war sie!
Chris blieb vor Staunen der Mund offen stehen.
Hastig ließ Dirk sein DarkPhone in seiner Hosentasche verschwinden, wobei er ihm kaum Zeit ließ, das kleine Kamera-Auge wieder einzufahren. »Natürlich! Wie konnte ich nur so blind sein!? Ihre silbernen Gummistiefel, – es sind sogenannte Voyager Boots! Nein, ich war nicht blind, schließlich bin ich in jeder Hinsicht perfekt. Sie muss mich getäuscht haben, wahrscheinlich mit einem Verschleierungs- oder Ablenkungszauber, ja, so muss es gewesen sein!«
»Also ist es völlig unmöglich, dass du etwas übersehen haben könntest?«, fragte Chris.
Dirk zog fragend eine Augenbraue hoch. Was sollte das jetzt wieder? Wieder eine dieser ironischen Bemerkungen ?
»Ach vergiss es, ist nicht so wichtig«, versicherte Chris schnell, als er Dirks Blick bemerkte.
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