Dark Lord
Taylors und Leah waren noch bei den MacLains, als es an der Tür des Herrenhauses klingelte. John fühlte ein eigenartiges Flattern in seinem Bauch, als er die Tür öffnete und Enya vor ihm stand.
»Was für eine Freude, dich zu sehen«, sagte er, »komm herein.«
»Ich wollte anrufen, aber dann dachte ich, ich überrasche dich …«
Sie verstummte als sie ihre Tochter Ilysa und ihre Familie im Salon sitzen sah.
»Was ist denn hier los?«, fragte sie und ging mit ausgebreiteten Armen auf Ilysa zu.
»Wir haben uns gerade beraten, wie wir Kyle aus dem Weg räumen können. Er ist wieder in der Stadt«, sagte George verärgert.
»Und was treibt dich nach Shadow Fields?«, fragte Aidan und begrüßte sie mit einer Umarmung.
»Ich bin beruflich hier. Ich suche eine junge Frau, die ein Mal in Schmetterlingsform über ihrem Bauchnabel hat. Ihr kennt sie nicht zufällig?«, lachte sie und blickte in die Runde.
»Das ist Leah, meine Freundin«, sagte Aidan, als Enyas Blick auf Leah hängen blieb.
»Ich weiß«, sagte sie, »ihr beiden kennt euch schon von Kindesbeinen an.«
»Gibt es auch etwas, das du nicht weißt«, schmunzelte Aidan.
»Ja, zum Beispiel, wo ich diese junge Frau finden kann.«
In Leahs Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Wie konnte Enya von ihrem Schmetterlingsmal wissen? Niemand wusste darüber Bescheid. Nicht einmal Aidan. Fassungslos verschränkte sie ihre Finger ineinander und positionierte sie über ihrem Bauch.
»Was hat sie getan?«, fragte Leah forsch.
»Sie hat nichts getan. Noch nicht. Aber das könnte sich schnell ändern.«
»Und wie kommst du darauf, dass sie in Shadow Fields zu finden ist?«, mischte sich Aidan ein.
»Ich habe meine Quellen.«
»Für wen kann dieses Mädchen gefährlich werden?«, fragte Ilysa verwundert.
»Ich kann dir nicht mehr sagen, als dass es so ist«, bedauerte Enya. »Zumindest im Moment nicht, denn diese Angelegenheit unterliegt strengster Geheimhaltung.«
»Und wie beginnst du mit deiner Suche?«, fragte John.
»Ich habe eine Telefonnummer.«
Leah betrachtete Enya und zog instinktiv ihr T-Shirt nach unten. Sie steckte es in ihren Hosenbund und zog sich ihre Wolljacke über.
»Es ist kühl geworden«, rechtfertigte sie ihr Tun.
Die Fragen in ihrem Kopf wurden immer mehr. Gab es vielleicht noch jemanden mit demselben Mal, wie sie es hatte? … Aber konnte es möglich sein, dass genau diese Person auch in Shadow Fields wohnte? Was würde passieren, wenn sie sich Enya zu erkennen gab?
In ihrem Inneren tobte ein Kampf. Sie war neugierig, warum nach ihr gesucht wurde. Die Antwort darauf war ganz nah. Sie betrachtete Enya. Aidans Großmutter war eine außergewöhnliche Hexe. Sie wusste von Aidan, welche besonderen Fähigkeiten sie besaß und wunderte sich, dass diese nicht erkannte, dass das Mädchen, das sie suchte, genau vor ihr saß. Sie hatte Vertrauen zu den Taylors, aber irgendetwas in ihr hielt sie zurück, sich zu offenbaren. Sie spürte plötzlich die Gefahr, die ihre Offenheit auslösen würde. Erst musste sie selbst dahinter kommen, was es mit diesem Mal auf ihrem Körper auf sich hatte.
Aber im Moment hatte etwas anderes Vorrang, sie musste Zweifel an Kyles Schuld streuen. Die MacLains waren seine Familie und es wurde Zeit, dass sie sich auch so verhielten.
Leah blickte zu den Fotos, die auf der Kommode neben dem großen Tisch standen. Die meisten Bilder zeigten Elijah und Riley. Eines zeigte John MacLain, als er einen Arm um Riley gelegt hatte.
Leah zeigte auf das Foto und setzte eine fragende Miene auf.
»Gibt es hier auch ein Foto von Rileys Bruder?«
Fassungslos schüttelte John MacLain den Kopf.
»Von wem sprichst du?«, fragte er verstört.
»Von Kyle«, antwortete Leah und sah dem Hausherrn geradewegs in die Augen. »Was ist geschehen, dass Riley dir so viel bedeutet und sein Zwillingsbruder Kyle gar nichts.«
»Ich verabscheue Vampire, die gegen unsere Gesetze verstoßen. Vampire wie Kyle machen es uns unmöglich, unauffällig unter Menschen zu leben … Weißt du, was passieren wird, wenn die Einwohner von Shadow Fields dahinter kommen, dass Vampire in ihrer Stadt leben?«
John MacLain ging nahe an Leah heran und sah sie herausfordernd an.
»Ich bitte euch nur, ihn zu schonen, solange ihr keine Beweise dafür habt, dass er das Monster ist, das ihr sucht«, bat Leah.
»Warum verteidigst du Kyle? Stehst du in Kontakt mit ihm?«
»Nein. Aber mit Ungerechtigkeiten kann ich schwer leben.«
John musterte sie von
Weitere Kostenlose Bücher