Dark Lord
verschwunden. Wir mieteten uns in einem kleinen Hotel ein und beobachteten die Straße. Unsere Ausdauer hat sich gelohnt, denn vier Tage später haben wir sie gestellt. Alle beide. Wir wollten nur den Vampir töten, aber Arwen hat sich schützend vor ihn geworfen, als wir mit Silberpfeilen auf ihn schossen. Beide waren sofort tot. Von Jean-Luc blieb nur ein Häufchen Asche übrig und Arwen haben wir in Rauzan auf einer kleinen Waldlichtung begraben.«
»Und wie kommst du darauf, dass die beiden ein Kind hatten?«, fragte Enya und blickte Morgan zweifelnd an.
»Manchmal hilft uns der Zufall«, antwortete Morgan. »Shannon Gordon, diese ehemalige Freundin von Arwen wird noch immer von uns beobachtet. Wir wissen inzwischen über ihre Kontakte mit Vampiren, die es mit dem Gesetz nicht so genau nehmen, Bescheid. Sie arbeitet bei Dark Enterprises in San Francisco. Der Besitzer dieses Unternehmens ist ein Vampir. Leider haben wir noch nicht herausbekommen, wer er ist. Aber …«, sagte Morgan, »Eloise, eine von uns, arbeitet seit ein paar Monaten ebenfalls dort. Sie hat eine Anstellung in der Telefonvermittlung bekommen und vor ein paar Tagen hat sie ein Gespräch zwischen Shannon und ihrem Chef mitgehört. Es ging um ein Mädchen, das über dem Bauchnabel ein Schmetterlingsmal hat …«
Sie machte eine kurze Pause und blickte entschlossen in die Runde.
»Wenn es diese junge Frau wirklich gibt, müssen wir sie finden und töten. Sie darf nicht existieren. Sie kann und wird uns alle vernichten, wenn sie erfährt, was wir getan haben.«
Ein Raunen ging durch den Sitzungssaal der SIVA-Zentrale. »Aber, wenn das Mädchen dieses Mal hat, dürfen wir sie nicht töten«, sagte Enya. »Dieses Zeichen ist für uns Hexen heilig.«
»Dieses Mädchen ist ein Halbvampir. Wir wissen nicht, wie sich diese Seite in ihr entwickeln wird. Und, … was glaubt ihr, wie sie reagieren wird, wenn sie erfährt, wie ihre Eltern gestorben sind?«
»Wir müssen mit ihr reden«, sagte Enya. »Vielleicht versteht sie das Vorgehen der SIVA, wenn wir ihr erklären, dass ihr Vater ein Mörder war.«
Morgan schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen. In den Jahren, die seit dem vergangen sind, habe ich mich oftmals gefragt, ob es richtig war, was wir getan haben. Denn im Nachhinein haben wir erfahren, dass die beiden zurückgezogen im Schloss Rauzan gelebt haben und bei ihren Nachbarn sehr beliebt waren … Unsere Recherchen haben auch ergeben, dass es in ihrer Umgebung keine vermissten Personen und keine blutleeren Leichen gegeben hat … Das heißt wohl, dass Arwen ihren Liebsten bekehrt hat.«
Enya blickte bedauernd auf Morgan. Sie sah, dass sich diese nicht besonders wohl in ihrer Haut fühlte.
»Wir sollten trotzdem nichts übers Knie brechen«, begann Enya, »und vor allem soll man Fehler nicht wiederholen. Als Erstes sollten wir herausfinden, wo dieses Mädchen lebt, und dann finden wir heraus, in welchem Umfeld sie sich bewegt. Und dann … sehen wir weiter.«
Morgan nickte bejahend. »Das Telefonat, das Eloise mitgehört hat, kam aus Shadow Fields. Ich gehe davon aus, dass das Mädchen dort lebt.«
»Shadow Fields?« Enyas Gedanken überschlugen sich. Ihre Tochter und Enkeltochter lebten in dieser Stadt und … John MacLain lebte auch dort. Sie würde ihn also bald wiedersehen. Ein Lächeln umspielte ihren Mund.
»Du kennst diesen Ort?«, fragte Morgan.
Enya nickte. »Ich war schon einmal dort.«
»Dann lege ich diese Angelegenheit vorerst einmal in deine Hände, Enya. Wenn du Hilfe brauchst, lass es mich wissen. Ich schicke dir jederzeit Verstärkung.«
»Ich arbeite am liebsten alleine«, sagte Enya.
»Dann mach dich gleich auf den Weg. Ich erwarte deinen Bericht so schnell wie möglich.«
Morgan schloss kurz ihre Augen und grinste in sich hinein. Die Lügen waren ihr glatt über die Lippen gekommen. Niemand kannte den wahren Hintergrund der Geschehnisse vor über zwanzig Jahren und so sollte es auch bleiben.
Enya spürte ein Kribbeln im Bauch, als sie die Zentrale der SIVA verließ. Sollte sie John fragen, ob sie für ein paar Wochen in Darkwood Manor bleiben konnte? … Ja, vielleicht war das eine gute Idee. Hotelzimmer waren immer so unpersönlich.
Sie fuhr schnurstracks in ihre Wohnung in North Beach und packte ihren kleinen Koffer. Eine halbe Stunde später war sie auf dem Weg zum Flughafen von San Francisco.
Kapitel 15
A ls George Taylor mit seiner Frau Ilysa und Leah in Darkwood Manor eintraf, waren
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