Dark Love
kenne er mich nicht.
Ich hatte jemanden umgebracht.
Ich hatte jemanden umgebracht.
Ich hatte jemanden umgebracht.
Das Letzte, was ich vernahm, bevor ich zu Boden sank und den Asphalt unter meinen Händen spürte, war das Heulen einer Sirene.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte ich mich ein bisschen … fröhlich.
In Anbetracht der Umstände überraschte mich das etwas und ich wusste auch nicht mehr so recht, wer diese fröhliche Nora überhaupt war. Es war so lange her, seit ich ihr das letzte Mal begegnet war. Aber ich war gewillt, unsere Bekanntschaft zu erneuern. Ich ließ sie erst mal machen.
Die fröhliche Nora sprang aus dem Bett und reckte die Arme zur Decke, so hoch, dass sie sich auf die Zehenspitzen stellen musste. Die fröhliche Nora spürte auf einmal, dass es dort draußen etwas gab, auf das sie sich freuen konnte. Etwas Großes und Strahlendes, das im Moment zwar noch nicht zu sehen war, sich aber rasend schnell näherte wie ein Sonnenstrahl, der durch die Wolken brach. Egal, wie kompliziert meine jetzige Situation auch aussah, die schlichten Fakten waren, dass ich aus einer großen Gefahr gerettet worden war. Man hatte mich von einem Abgrund des Unheils zurückgezogen. Und außerdem bestand die Möglichkeit, die Möglichkeit , dass ich meinen Vater wiedersehen, seine Arme um mich spüren, seine Stimme hören würde.
Ich war wütend auf ihn, ja, aber wenigstens war er noch da, sodass ich wütend auf ihn sein konnte.
Es würde schon alles gut werden. Mehr als gut. Ja, im Moment lag noch so einiges im Argen, aber am Ende würde alles gut werden.
Mir fiel auf, dass die fröhliche Nora Brams Zimmer nicht mehr wie eine Kuriosität betrachtete, sondern wie einen Raum, in dem ein unglaublich tapferer, ehrlicher junger Mann lebte. Tatsächlich hüpfte die fröhliche Nora beim Gedanken an Bram sogar leicht auf den Zehenspitzen. Und das war der Moment, an dem ich sie entschlossen an den Schultern packte und mich ein bisschen für uns beide schämte.
Mach mal halblang.
Ich stöberte nicht noch einmal in Brams Sachen herum, stattdessen machte ich sein Bett und zog die Decke stramm, bis sie so fest gespannt war wie Trommelleder. Ich kleidete mich an, kämmte mir die Haare und setzte mich dann, um zu warten, wobei ich den Stuhl unter mir kaum fühlte. Ich hätte das Zimmer auch einfach verlassen können, aber ich wollte nicht, dass Bram nach mir suchen musste.
Die fröhliche Nora schlug vor, dass wir uns ja nur so zum Spaß irgendwo draußen verstecken und dann beobachten könnten, was er tat. Würde er die Nerven verlieren oder gelassen wie ein Jäger jeden Zentimeter des Stützpunktes absuchen? Was wäre uns wohl lieber?
Nun ernsthaft böse, fuhr ich die fröhliche Nora an, sie solle für den Rest des Tages verschwinden. Immerhin hatten wir meinen Vater noch nicht gefunden und er hatte wirklich eine Menge zu erklären. Außerdem hatte ich Pam noch nicht anrufen können. Und der Geschichte nach zu urteilen, die Bram mir am vergangenen Abend erzählt hatte, brauchte er wirklich niemanden, der ihm das Leben noch zusätzlich schwer machte.
Zwanzig Minuten später klopfte er. Ich öffnete die Tür.
»Guten Morgen, Br…«
Er stand im Gang und über seiner Schulter lag eine silbern glänzende Waffe. Sie hatte zwei mondsichelförmige Klingen, die an beiden Seiten aus einem Stab herausragten.
»Was zur Hölle hast du mit diesem Ding vor?«, japste ich und wich einen Schritt zurück. Mein Herz begann, schneller zu schlagen. War es das jetzt? War er jetzt doch gekommen wie der leibhaftige Tod? Oh, wie entsetzlich dumm war ich doch gewesen …
Bram lächelte schräg. »Dir beibringen, wie man es benutzt.«
Sofort verschwanden alle Angst und Verwirrung. »Oh. Scharf.«
»Ja, das ist es, also sei vorsichtig damit.« Er streckte mir den Stab entgegen, drehte sein Handgelenk und ließ die Klinken kreisen. Sie fingen das Licht und machten die Waffe zu einem Feuerrad. Ich nahm sie in beide Hände. »Das da ist eine abgewandelte doppelseitige Federkraftsense. Unsere Version eines klassischen Werkzeugs. Manchmal ist Samedi schon ein sarkastischer Mistkerl.«
Ich schmolz all das zu einem Wort zusammen. »Phantastisch.«
Bram lehnte sich an den Türrahmen und betrachtete mich, während ich die Waffe untersuchte. »Ich glaube, du bist wirklich das Kleinste, was ich jemals gesehen habe.« Ich warf ihm einen hoffentlich mörderischen Blick zu und er lachte. »Was ist? Hast du noch ein paar Zentimeter in
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